Auszeichnungen Auszeichnungen: Prügelknabe Michael Jackson

Los Angeles/dpa. - Eigentlich sollte Michael Jackson derstrahlende Gewinner sein. Doch am Ende der dreistündigenVerleihungs-Gala der American Music Awards stand der leichenblasseStar in der Nacht zum Donnerstag nur noch als Rausschmeißer auf derBühne, als letzte Überleitungsnummer zum Abspann. Im erbittertenMillionen-Dollar-Streit zwischen den beiden Preisverleihungs-Gigantender amerikanischen Musikindustrie wurde der einstige «King of Pop»zum Prügelknaben.
Wochenlang war zuvor das Tauziehen zwischen den beiden Großen derAward-Branche, Dick Clark und Michael Greene, hin und her gegangen.Zehn Millionen Dollar (11,25 Millionen Euro) verlangt Clark alsSchadenersatz von Grammy-Präsident Greene, weil dieser angeblich seitJahren durch erpresserische Methoden Stars von Live-Auftritten beider Verleihung der Konkurrenz-Preise American Music Awards (AMA)abhält.
Jackson ist für die prominenteren Grammys, die am 27. Februarvergeben werden, in einer Preiskategorie nominiert. Greene wolltenicht, dass der kaum noch live zu erlebende Ex-Superstar, der immernoch den weltweiten Platten-Verkaufsrekord hält, schon ein paarWochen vorher auf einer anderen TV-Bühne singt. Der mit allen Wassernder Entertainment-Branche gewaschene Clark hatte sich etwasbesonderes einfallen lassen, um Jackson für seine Show einzuspannen,die seit Jahren unter sinkenden Einschaltquoten leidet. Er köderteden um ein Comeback ringenden Jackson mit dem außerhalb derKonkurrenz vergebenen AMA-Sonderpreis mit dem großen Namen «Künstlerdes Jahrhunderts».
Eigentlich war alles abgemacht. Doch Jacksons Agenten, dieinzwischen den mit mehr Prestige verbundenen Auftritt bei den Grammysim Auge hatten, ruderten zurück. Sie boten Clark als Ersatz für denlivehaftig singenden und tanzenden Jackson eine Video-Konserve an.Die wäre zwar exklusiv gewesen - die erste Sendung einerNeueinspielung des Jackson-Songs «Man in the Mirror» - der Song istaber schon 13 Jahre alt.
Der gekränkte Clark verzichtete im letzten Moment. Zwar führte einkurzer Zusammenschnitt von alten Jackson-Videos die Überreichung des«Jahrhundert»-Preises durch den Komiker Chris Tucker («Rush Hour»)noch halbwegs würdig ein. Doch die «Rache-Regie» der AMA-Produzentensorgte dafür, dass König Michael am Ende wie ein Bettelmann von derBühne verschwand, während der Abspann lief.
Jackson selbst tat einiges, um die Peinlichkeit perfekt zu machen.Weil er seine Dankesworte nicht frei vortragen konnte, bat er Tucker,die Trophäe zu halten, und holte seinen Spickzettel hervor. Von demlas er dann ab: «Ich danke meiner Mutter und meinem Vater». Esfolgten die Namen einiger großer Stars, darunter Quincy Jones, DianaRoss und Marlon Brando.