Annas Geheimnis
Hamburg/dpa. - Prominente Adoptierte wie der Filmemacher Rosa von Praunheim oder «Lindenstraßen»-Mutter Marie-Luise Marjan spüren ihren Vorfahren hinterher und halten sie im Film fest, Praunheim in der Doku «Meine Mütter», Marjan in der ersten Folge der neuen ARD-Reihe «Das Geheimnis meiner Familie». Jetzt scheint die Welle mit dem ARD- Film «Annas Geheimnis», zu sehen an diesem Freitag (20.15 Uhr), auch den fiktiven Bereich eingeholt zu haben. Doch «das ist wirklich Zufall», beteuert Sabine Timmermann, Producerin am Studio Hamburg. Sie hat sich die Inspiration eher aus der eigenen Familie geholt, wo einst ihr Vater als Kind zur Adoption freigegeben werden sollte.
Anna (Jutta Speidel) ist die Frau eines Obstbauern im Alten Land bei Hamburg, vor deren Tür plötzlich eine junge Dame steht, Cellistin und ihrerseits schon Mutter: Sie sei Annas Tochter, sagt sie. Die aber fällt ihr keineswegs gerührt um den Hals, denn sie hat schon Probleme genug. Es steht schlecht um den Hof und in der Ehe mit einem sturköpfigen Mann sieht es auch nicht rosig aus. Entsprechend kühl begrüßt man sich, mit kleinem Kopfnicken und förmlichem «Sie».
«Wir haben schon bei der Drehbucharbeit sehr genau überlegt, wann wir endlich "Du" zueinander sagen», erinnert sich Speidel, «aber man muss, meine ich, erstmal zeigen, was für ein Schock die Wiederbegegnung mit der Tochter ist.» Sie hat Verständnis für Frauen, die ihre Kinder zur Adoption freigeben: «Ich selbst hätte das nie getan. Aber bei meiner Arbeit mit Obdachlosen bin ich oft schon Müttern begegnet, bei denen man unwillkürlich denkt: Es wäre doch besser, wenn das arme Würmchen dort in andere Hände kommt.»
Speidels Partner sind Dietrich Hollinderbäumer als kernig sturer Ehemann und Peter Bongartz als sein ärgster Rivale - und eigentlicher Kindsvater, wie man schon bald ahnt. Beide Rollen sind eher gegen den Strich besetzt und mit Susanne Schäfer als Tochter sowie Mona Seefried und Bernd Stegemann begegnen die Zuschauer einigen weniger strapazierten Schauspielergesichtern. Regie führt Jan Ruzicka.
Der eigentlicher Star aber ist das Alte Land mit seinen blühenden Obstbäumen, fast eine Welt für sich. Die Schauspieler waren begeistert. Jutta Speidel: «Die Dreharbeiten im letzten Frühjahr waren nahezu ein Urlaub.» Im übrigen freut die Schauspielerin, einmal mehr von der Schwester-Lotte-Turbulenz ihrer «Um Himmels Willen»- Serie weggekommen zu sein. Dass diese Serie in anderer Besetzung weiterhin gut läuft, freut sie: «Schon weil ich dann kein schlechtes Gewissen haben muss, dort ausgestiegen zu sein.» Doch für sie selbst ist die Serie ein Stück schöne Vergangenheit geworden - anders als eine andere, «Drei sind einer zuviel» aus den 70ern. Gern würde sie einen Film drehen, «wo wir drei von damals, Thomas Fritsch, Herbert Herrmann und ich, 30 Jahre älter sind: Was ist aus uns geworden? Aber niemand hat bisher den Mut dazu gefunden.»