Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater: Tausendsassa wird auf der Bühne zur Tante
Dessau/MZ/ihi. - Und auch der Zuschauer wird merken, dass ein Mann in Frauenkleidern auf der Bühne steht, wenn sich der Darsteller von Lord Fancourt Babberly in der Inszenierung von Astrid Windorf in eben jene Tante von Charley verwandelt.
Für Kistner ist es die erste Rolle die er am Anhaltischen Theater übernimmt. Weitere werden folgen, denn ab der kommenden Spielzeit ist der junge Mann fest engagiert. Ein Arbeitsverhältnis, das er bislang selten gewöhnt war. Die "Berliner Göre West" (Kistner über Kistner) war nach der Schauspielausbildung an der Fritz-Kirchhoff-Schule Ensemblemitglied am Theater Anklam. An eine Mischung aus Urlaub und Job erinnert er sich an jene Zeit. "Nach dem Märchen in die Ostsee", erzählt er. Besonders gut ging dies bei Auftritten in der Usedomer Dependance der Bühne.
Irgendwann wurde dem Schauspieler jedoch auch der weite Ostseestrand zu eng. "Ich hatte die Schnauze voll vom Theater." Hardy Kistners Bühne wurde fortan jene der Animateure und Moderatoren. Er arbeitete in Robinson-Clubs, inzenierte dort - "Sechs Produktionen in drei Wochen. Das geht auch." - und wurde in Berlin als Hauptmann von Köpenick zum interaktiven Stadtführer, hauptsächlich für Versicherungen, die ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun wollten. Kistner ließ die Leute am Schlossplatz turnen, vor dem Reichstag einen Kanon singen und sich unterm Brandenburger Tor küssen.
Ganz von der Bühne konnte er freilich auch in diesen Jahren nicht lassen. Als ständiger Gast beim "Theatersport" der Landesbühne Hannover improvisiert er auf Zuschauerzuruf Szenen ("Zum Beispiel Tod durch Rasenmäher in einem Schwimmbad."), dreht mit Heiner Lauterbach und vor der Kamera von "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Das Engagement in Dessau wird, so scheint es, ein wenig Ruhe in Hardy Kistners leben bringen. Für sich und Schäferhundmischling Mowgli will er eine Wohnung suchen, denn "ich fühle mich hier pudelwohl". Als einer, der stets auf die Menschen zugeht, erhofft sich der Schauspieler vor allem engen Kontakt zum Publikum. "Das ist mir wichtig. Ich bin keiner, dessen Job außerhalb der Bühne aufhört", sagt er. Den ersten Kontakt zur falschen Tante kann man vielleicht schon am Freitagabend knüpfen, denn nach der Premiere wird es mal wieder eine Premierenfeier im Theaterrestaurant geben, wo die MuldeJazzBuben mit Sabine Jeschke aufspielen.