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80 Jahre Stadion in Halle 80 Jahre Stadion in Halle: 20 000 feierten die Leichtathleten

Von Rüdiger Fritz 01.07.2003, 20:27

Halle/MZ. - In seiner Blütezeit erlebte das Kurt-Wabbel-Stadion denkwürdige Radrennen, Fußballspiele oder Boxkämpfe - und nicht zu vergessen viele große Leichtathletik-Veranstaltungen. Ein Leuchten geht über das Gesicht des 77-jährigen Rolf Riemer, eines Mannes der ersten Stunde im halleschen Sport der Nachkriegszeit, wenn er sich daran erinnert, wie 1960 beim Leichtathletik-Länderkampf zwischen der DDR und den Niederlanden annähernd 20 000 Zuschauer im Wabbel-Stadion die einheimische Läuferin Ulla Donath über 800 Meter siegen sahen und feierten. Rolf Riemer muss auch schmunzeln bei den Gedanken an jenen Ländervergleich. Zur niederländischen Delegationsleitung gehörte Fanny Blankers-Koen, die 1948 in London vierfache Olympiasiegerin - über 100 und 200 Meter, über 80 Meter Hürden und mit der Sprintstaffel - geworden war. Sie hatte schon als Sportlerin die Angewohnheit, sich hin und wieder einen guten Tropfen zu genehmigen. Riemer hatte ihr die Bitte zu erfüllen, eine Flasche französischen Kognak zu besorgen. "Das war damals fast schwieriger, als einen Länderkampf zu organisieren", erzählt er. Im Hotel "Rotes Roß" wurde er nach langer Suche fündig.

Wenige Tage nach den Olympischen Spielen 1960 in Rom gab es für Halles Olympiastarter, darunter die Leichtathleten Ulla Donath, Walter Meier und Dieter Lindner, einen Empfang im Wabbel-Stadion. Fast 15 000 Besucher waren in den Abendstunden in das mit einer riesigen Lampenkette erleuchtete Stadion gekommen und ließen vor allem Ulla Donath, die Olympiadritte über 800 Meter, hochleben.

Die Sportfeste in der Wabbel-Arena lebten von klangvollen halleschen Athleten. Langstreckenläufer Siegfried Herrmann, Ulla Donath, Walter Meier, die Stabhochspringer Karl-Heinz Balzer, Randolf Peukert, Mittelstreckler Rolf Donath, Kurzstreckenläufer und Weitspringer Manfred Steinbach, später die Sprinter Hannelore Sadau-Raepke, Detlef Riede oder Dietmar Falgowski waren von Trainer-Größen wie Ewald Mertens, Hans Key, der 1951 DDR-Weitsprungmeister war, und Rudi Kahnt geformt worden.

Schon 1925 fanden mitteldeutsche Schüler-Wettkämpfe in dem Stadion statt, 1937 die Reichsjugendwettkämpfe mit 800 Teilnehmern und nach dem Krieg dank Organisatoren wie Herbert Gröschel, Gerhard Moritz, Rolf Riemer und Gerhard Röhrig viele Sportfeste. Mit dem Umzug in das neue Stadion an der Robert-Koch-Straße gingen für die Leichtathleten im Wabbel-Stadion 1961 die Lichter aus.