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50 Jahre Sportschulen 50 Jahre Sportschulen: Von der Aschenbahn ins Scheinwerferlicht

Von Petra Szag 15.09.2005, 18:57

Halle/MZ. - Wenn am Freitagabend in München beim Dreh zur neuen ARD-Serie "Sturm der Liebe" die Klappe fällt, bleibt Claudia Wenzel nicht viel Zeit. Denn auf dem Airport wartet der Flieger für ihre Reise in die Vergangenheit. "Ich war schon Ewigkeiten nicht mehr in Halle", gibt die Schauspielerin bedauernd zu. Meist reicht die Zeit nur aus für Stippvisiten in ihre Heimatstadt Wittenberg, wo die Eltern und zwei Geschwister leben.

Dabei denkt Claudia Wenzel gern an jene vier Jahre zurück, die sie als talentierte Läuferin des SC Chemie Halle an der Sportschule verbracht hatte. "Ich möchte keine Sekunde missen. Wir hatten eine Menge Spaß und ich habe auch viel gelernt in dieser Zeit." Wie den inneren Schweinehund zu überwinden und sich auch dann noch aufzuraffen, wenn eigentlich nichts mehr geht. "Davon profitiere ich zum Beispiel, wenn ich mich nach einem langen Drehtag hinsetzen und Texte lernen muss", erzählt die vielbeschäftigte Schauspielerin.

Die 45-Jährige, die sich mit Serien wie "Unser Lehrer Dr. Specht", "Soko Leipzig" oder "Dr. Stefan Frank" in die erste Reihe des deutschen Fernsehens gespielt hat, weiß auch um die Bedeutung der Fitness gerade in ihrem Beruf. "Schon deshalb ziehe ich mir ab und zu noch die Laufschuhe an", erklärt Claudia Wenzel. Der Park neben ihrer Wohnung in Berlin-Charlottenburg biete sich an zum Joggen. Mit früher sei das aber nicht zu vergleichen.

Voller Enthusiasmus war sie 1972 von der BSG Lok Wittenberg zum Club nach Halle gewechselt. "Natürlich habe ich wie alle anderen auch vom Olympiasieg und WM-Medaillen geträumt", gibt Claudia Wenzel schmunzelnd zu. Im Internat wohnte sie praktisch Tür an Tür mit Schwimmwunder Konny Ender, die von Olympia drei Mal Silber mitgebracht hatte. "Ich durfte eine ihrer Medaillen in die Hand nehmen und war wahnsinnig stolz. Sie war unser Vorbild damals", erzählt Claudia Wenzel.

Auch an ihren ersten Schwarm erinnert sie sich noch. "Mir haben damals die HFC-Jungen imponiert, vor allem Burkhard Pingel", sagt sie. Die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit den alten Sportfreunden steht ihr ins Gesicht geschrieben. Bedauerlich findet die einstige Mittelstreckenläuferin, dass ihre damalige Trainerin Waltraud Pöhlitz, "eine wirklich tolle Frau und wichtige Bezugsperson in meiner aktiven Zeit", bei dem Absolvententreffen wahrscheinlich nicht dabei sein wird. Der früheren Europameisterin wurde damals gekündigt, weil sie den Ausreiseantrag gestellt hatte. Ihr Weggang trug ebenso zu Claudia Wenzels Entscheidung bei, die Laufschuhe an den Nagel zu hängen wie eine langwierige Achillessehnenverletzung. Nach Abschluss der 10. Klasse kehrte sie nach Wittenberg zurück, um dort ihr Abi zu machen.

Und weiter ging es nonstop an die Schauspielschule Leipzig. "Auch diesen Entschluss habe ich nie bereut", beteuert Claudia Wenzel, die seit zwei Jahren mit ihrem Kollegen Rüdiger Joswig verheiratet ist. Ihre Liebe zum Sport hat sie auch schon vor der Kamera ausleben dürfen: Beim Polizeiruf 110 "Lauf oder stirb" spielte sie eine Trainerin und Managerin. "Vielleicht gibt es ja nochmal so ein Angebot", hofft Claudia Wenzel. Ab Montag dreht sich in München erst einmal alles wieder um den "Sturm der Liebe".