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400 Meter der Frauen 400 Meter der Frauen: Premiere für Sanya Richards

Von Frank Thomas 18.08.2009, 18:00

Berlin/dpa. - Nacheinem Start-Ziel-Sturmlauf ließ sich die Amerikanerin Sanya Richardsam Dienstag von den Zuschauern im Olympiastadion feiern, nachdem siedie Konkurrenz in Weltjahresbestzeit von 49,00 Sekunden nun erstmalsauch beim Saison-Höhepunkt in Schach gehalten hatte. Silber ging andie Jamaikanerin Shericka Williams (49,32), Bronze an die RussinAntonina Kriwoschapka (49,71). Titelverteidigerin und OlympiasiegerinChristine Ohuruogu (Großbritannien) ging als Fünfte leer aus.

Seit 2004 hat Sanya Richards kein einziges Golden-League-Rennenmehr verloren, knackte 2006 und 2007 den Millionen-Jackpot und istmit 48,70 Sekunden die schnellste Läuferin im 21. Jahrhundert. Dochbei Olympia (2008/3.) und Welttitelkämpfen (2005/2.) scheiterte die24-Jährige bisher an ihren Nerven, für die jeweils klare Favoritingingen die Träume nicht in Erfüllung. Anders verhielt es sich 2007,als die in Kingston/Jamaika geborene Superläuferin vor der WM inOsaka die Qualifikation im eigenen Land nicht überstand: Geschwächtund ausgelaugt ging sie in die US-Trials und wurde nur Vierte.

Erst viel später fanden Mediziner den Grund für dieSchwächeanfälle: eine hartnäckige Gefäßkrankheit. Morbus Behcet heißtdie seltene Krankheit, die Geschwüre an Gliedmaßen und Lippenhervorruft, dem Körper alle Kraft entzieht und bei falscherBehandlung sogar zu Blindheit führen kann. Bitter war vor allem dieseWahrheit für Sanya Richards: Die Krankheit gilt als unheilbar, mitMedikamenten ist sie lediglich einzudämmen. Trotz der erforderlichenBehandlungen hatte Richards erst in diesem Frühjahr wieder einenRückschlag erlitten, das Trainingsprogramm geriet ins Stocken, die WMin Berlin schien fraglich.

Doch mit eisernem Willen und der Kunst der Medizin trotzte sie denneuerlichen Schwierigkeiten, gewann nach dem Auftakt beim ISTAF inBerlin, wo sie offen über ihre Krankheit redete, auch alle anderendrei Golden-League-Stationen in Oslo, Rom und Paris. «Natürlich istin diesem Jahr der WM-Titel mehr wert als der Jackpot. Aber ich habekein Problem damit, so viele Rennen zu bestreiten. Denn auch derJackpot lockt mich», diktierte sie schon beim ISTAF den Journalistenin die Blöcke. Dass nach dem Premieren-Titel nun natürlich derOlympiasieg ihr nächstes ganz großes Ziel ist, blieb für die durchdie schwere Krankheit gebeutelte Richards nach ihrem Triumph vonBerlin keine Geheimnis.