2. Handball-Bundesliga 2. Handball-Bundesliga: Dessau gibt Antwort auf dem Parkett
Dessau/MZ. - Dienstag hatte Robert Klatt angerufen. Bis voriges Jahr stand Klatt in Dessau unter Vertrag, kämpfte um den Durchbruch in der zweiten Liga. Vergebens. Klatt ging nach Hildesheim, wechselte in der Winterpause nach Niestetal. In den Abstiegskampf. Und jetzt das: Klatt bot Geld, wenn Dessau das Spiel gegen Niestetal verliert. Sagt Jasper. Bestätigt Niestetal. "Wir bedauern diesen Vorfall außerordentlich. Als ich davon erfuhr, bin ich aus allen Wolken gefallen", sagte Niestetals Präsident Bernd Heinrich. "Ich möchte ausdrücklich feststellen, dass es sich um einen Alleingang des Spielers Klatt handelt, den wir suspendiert haben. Er wird sich allein für den Bestechungsversuch verantworten müssen und hat sich bereits einen Anwalt genommen."
Jasper beschäftigt all das. Mit Klatts Vater hat Dessaus Vorstandsmitglied einst Handball gespielt. Die Familien kennen sich aus Brehna. Klatt wird sich fragen, warum Jasper den Anruf gemeldet hat. Jasper fragt sich, warum Klatt das getan hat. "Das tut alles sehr weh", sagt Jasper. Ein kurzer Einblick in seine Gefühlswelt. "Mehr kann und will ich nicht sagen."
Georgi Swiridenko stand ein paar Meter weiter und wirkte ungeheuer erleichtert. "Wir wollten uns von all dem Drumherum nicht beeindrucken lassen." Das gelang eindrucksvoll. Das 33:22 gegen Niestetal war hochverdient und in einem Maße souverän herausgespielt, dass es beeindruckte. "Wie die komplette Abwehr heute gearbeitet hat, das war einmalig, das war vielleicht das Beste in dieser Saison", lobte Swiridenko seine Spieler. "Das hat Spaß gemacht."
Aus einer starken Mannschaft ragten in einem seltsam normalen Spiel drei Akteure noch heraus. Andreas Sprecher war einer davon. Dessaus Torwart und Kapitän hielt überragend. "Hinter solch einer Abwehr kann ein Torwart nur gut aussehen", reichte Sprecher das Lob weiter. Doch das war zu bescheiden. Niestetals Stefan Hermenau wird das bestätigen. Mitte der ersten Halbzeit parierte Sprecher drei völlig freie Bälle von ihm. Hermenau ging entnervt zur Bank.
11:6 stand es da. Dessau hatte schnell für klare Fronten gesorgt. Auch dank Martins Libergs. Dessaus Abwehrchef blockte in bester Volleyball-Manier in der ersten Halbzeit ein halbes Dutzend Bälle. "Wir kamen eigentlich gut mit der offensiven Dessauer Deckung zurecht", fand Niestetals Trainer Hazim Prezic. "Doch dann sind wir immer zur Mitte gezogen." Und dort stand Martins Libergs.
14:8 führte Dessau zur Halbzeit und brachte den Sieg souverän nach Hause. Weil Armands Uscins mal wieder eine Glanzleistung am Kreis bot und die Freiräume der immer offensiver werdenden Niesetaler Deckung nutzte. Weil André Langen seine Mitspieler klug einsetzte. Weil es keinen Abbruch gab, als Trainer Swiridenko durchwechselte und Niestetals Möglichkeiten begrenzt waren. "Wir konnten Nick Heinemann nicht ersetzen", haderte Presiz. Der zweite Ex-Dessauer in Niesetaler Diensten blieb tatenlos auf der Bank.
Da fiel nicht auf, dass Dessau nicht alles gelang. Da gab es fast etwas Wehmut in der Anhalt-Arena. Marko Rösike durfte noch einmal ins Tor. Mit Routinier Frank Stojan beendet Dessaus Torwart-Oldie nach dieser Saison seine Karriere. Beide sollen im Juli oder August ein offizielles Abschiedsspiel bekommen. Nach vielen Jahre treuer Dienste ist das ein verdienter Dank. Andere erhielten erst einmal Blumen: Carsten Kommoß, Frank Reckzeh und Wojciech Bablewksi absolvierten ihr letztes Heimspiel in der Anhalt-Arena. Kommoß und Reckzeh verabschiedeten sich sogar noch mit einigen Toren.
"Es ist schade, dass das heute etwas untergegangen ist", gestand Dessaus Vizepräsident Oguzcan Demirtas. "Doch wir werden das nachholen und einen ordentlichen Saisonabschluss feiern." Wenn der Niestetaler Bestechungsversuch ordentlich und sportjuristisch abgearbeitet ist. Sportlich hat sich Dessau nichts vorzuwerfen. Niestetal dagegen sieht schweren Zeiten entgegen. Nicht nur, weil die HSG Varel mit dem Heimsieg gegen Magdeburg II den Abstiegsrang verließ und jetzt dort Niestetal steht.
Dessauer HV: Rösike, Sprecher - Kommoß 4 / 1, Schöne 1, Kern 3, Uscins 8, Baumgärtel 2, Libergs 4, Rivera 3, Ralf Stojan 3, Langen 3, Bablewski, Reckzeh 1, Heddrich 1