12 Winter
Hamburg/dpa. - Mike Roth ist am Ende: Im Jahr 1985 wird er ins Gefängnis Rheinbach gesteckt. Fünf Jahre muss der Bankräuber absitzen - und nicht nur das: Beim ersten Besuch seiner Freundin spürt Mike (Jürgen Vogel) sofort: Sie will mit ihm Schluss machen.
Nur langsam kommt der Häftling über den Schmerz hinweg. Im Knast lernt er zwei Kollegen, Klaus Starck (Axel Prahl) und Alex Greif (Thomas Darchinger), kennen, mit denen ihn bald eine Männerfreundschaft verbindet, die nach Mikes Entlassung 1990 über «12 Winter» andauert.
Die Gangsterballade «12 Winter», die um 20.15 Uhr in der ARD läuft, beruht auf einer wahren Geschichte. Zwischen 1988 und 2001 machten zwei Bankräuber in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen vornehmlich in der dunklen Jahreszeit bei ihren Überfällen sechs Millionen Mark Beute. Sie planten jeden Coup gewissenhaft, sie vermieden Blutvergießen. Zwölf Taten konnte die Polizei, die die «EK Winter» gegründet hatte, nach ihrer Festnahme 2002 nachweisen, vermutlich waren es mehr. 15 Jahre Haft bekam jeder, der eine war bei seiner Festnahme 51, der andere 54 Jahre alt.
Im Film arbeiten die Täter zu Beginn ihrer neuen Bankräuberkarriere 1990 noch zu dritt. Doch dann eröffnet ihnen Alex, dass er an Krebs erkrankt ist und aussteigen muss. Mike und Klaus wollen alleine weitermachen. Sie wollen nicht mehr als zwei, drei Banken pro Jahr überfallen und nur solche, die in der Nähe von Waldgebieten leben. Der sparsame Klaus, der immer mit Thermoskanne und Butterbrot ausgerüstet ist, spart für seine sonnige Zukunft in Agadir, Mikes Lebenswandel mit verschiedenen Frauen ist nicht gerade billig, er ist ständig klamm.
In den neunziger Jahren ist es noch verhältnismäßig einfach, Banken auszurauben. Die beiden Ganoven zerschießen bei ihren Überfällen sofort die klobigen Überwachungskameras, DNA-Spuren werden noch nicht ausgewertet. Und es gibt noch viele Bankfilialen. Dazu verordnet Mike sich und Klaus ein straffes Sportprogramm, so dass sie jünger wirken, als sie wirklich sind. Lange halten die Gangster die Ermittler zum Narren. Doch die Zeiten ändern sich: Die Kommissare Prothmann (Wotan Wilke Möhring) und Geugis (Matthias Koeberlin) leisten akribische Arbeit und kommen dem Duo allmählich auf die Spur.
Axel Prahl, als «Tatort»-Ermittler Frank Thiel in Münster bekannt, hat für diesen Film die Seiten gewechselt. Der 49-Jährige erinnert sich an die Bankraub-Serie der neunziger Jahre. «Als die realen Täter damals gefasst wurden, konnte ich mich einer gewissen Sympathie nicht erwehren», erzählt der Schauspieler. «Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank, so heißt es schon bei Brecht, und diese Betrachtungsweise gewinnt für mich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt mehr an Gültigkeit, vorausgesetzt natürlich, dass kein Menschenleben zu Schaden kommt.»
Schauspieler Wotan Wilke Möhring, der neben Matthias Koeberlin einen der beiden Ermittler spielte, führte intensive Gespräche mit den Kommissaren, die bei dem Originalfall die «EK Winter» leiteten und nach drei Jahren ihre Arbeit erfolgreich abschlossen. Für den 41-jährigen Möhring war «12 Winter» nach eigenen Worten «ein richtiger Jungsfilm mit Knarre, Funkgerät und wilden Autofahrten, bei denen man mal so richtig Gas geben durfte - also nichts für Weicheier.»