1. Ringer-Bundesliga 1. Ringer-Bundesliga: Saalestädter als Vorreiter?
Halle/Merseburg/MZ. - Für die Vereine bedeutet das, dass sie - über die eigentliche Gage und anfallende Steuern hinaus - auch noch den Arbeitgeberanteil zur Sozialversicherung zu entrichten haben.
"Das können wir uns einfach nicht leisten", sagt Rumprecht und rechnet vor, "dass wir unter den neuen Umständen beim Festhalten an unseren ,Einfliegern' einen Saisonetat von 300 000 Euro benötigen würden." Da sich bei den zahlreichen kleineren und mittelgroßen Sponsoren in der Region regelmäßig nur eine Gesamtsumme von um die 100 000 Euro pro Jahr einwerben ließ, habe man sich zu einem radikalen Schnitt entschlossen.
"Wir haben uns gesagt: Warum nicht aus der Not eine Tugend machen und es einmal mit einer Erstbundesliga-Riege komplett ohne Ausländer probieren", meint RWG-Chefcoach Rainer Kamm. Auf jeder Bundesliga-Konferenz und in offenen Briefen werde beklagt, dass man durch die vielen ausländischen Gaststarter den eigenen Nachwuchs kaputt mache und deswegen das deutschen Ringen stagniere. "Doch alle reden nur. Wir machen's jetzt", sagt Kamm, dem es am liebsten wäre, wenn seine RWG eine Vorreiterrolle spielen könnte: "Vielleicht kehrt ja auch in anderen Vereinen Vernunft ein."
Trotz der Neuzugänge Arne Brömme (66 Kilo / Greco) und Jan Brömme (74 Kilo / Freistil) aus Luckenwalde sowie der Rückkehr des in Halle groß gewordenen Sebastian Otto (74 / beide Stilarten) werde man in der nächsten Bundesligasaison natürlich nicht um die Play-off-Plätze mitringen können. Immerhin: Absteigen können die RWG-Mattenfüchse definitiv nicht, da ohnehin nur neun der zehn Plätze in der Nord-Staffel besetzt sind.
Problematisch wird es für die RWG vor allem in den unteren Gewichtsklassen. Im 60-Kilo-Limit wird Freistil-Spezialist Enrico Berg auch in der klassischen Stilart ran müssen. Das Fliegengewicht (55 Kilo) ist einstweilen völlig verwaist. "Leider hat es mit der Rückkehr unseres Asses Dominik Waag vom TuS Jena nicht geklappt, da er dort inzwischen beruflich gut Fuß gefasst hat", bedauert Kamm. Eine Offerte des weißrussischen Olympia-Zweiten von 1996, Alexander Pavlov, lehnte Kamm ab. Pavlov hätte die gesamte Saison zwar für "läppische" 1 000 Euro bestritten, doch dann, so Kamm, "hätten wir unsere eigenen Argumente torpediert".
"Wir betrachten die nächste Saison als Jahr der Konsolidierung, in dem wir wirtschaftlich einmal Atem schöpfen können", sagt RWG-Vorstandsmitglied Rumprecht. Aus den zu erwartenden "überschüssigen" Sponsorengeldern soll ein Kapitalstock angespart werden, der mittelfristig - und mit inländischen Verstärkungen - wieder ambitionierte Ziele zulässt. "Nach Regen kommt auch wieder Sonnenschein", hofft Trainer Kamm.