1. FC Union Berlin 1. FC Union Berlin: Jetzt zittert Union um Lizenz

Berlin/dpa. - Das Kapitel 2. Fußball-Liga ist für den 1. FC Union praktisch beendet, doch das Zittern geht in Berlin-Köpenick weiter. Denn während die Lizenz-Bescheide für den Profibereich am Montag an die Vereine gingen, werden die «blauen Briefe» mit der Spielgenehmigung für die Regionalliga erst in den kommenden Tagen verteilt. «Noch keine Signale», vermeldete Präsident Jürgen Schlebrowski für Liga drei. Es wird eng, die «Eisernen» planen die Regionalliga mit einem Etat von 1,8 Millionen Euro, für die 2. Bundesliga wäre dank der deutlich höheren TV-Einnahmen (rund 3,5 Millionen Euro) ein Haushalt von 6,2 Millionen Euro möglich.
Obwohl die Planungen für die kommende Spielzeit bereits seit Wochen zweigleisig laufen, gibt es viele Fragezeichen für die Regionalliga. Ob Trainer Aleksandar Ristic, der nach vier Spielen und dem 3:5 gegen Tabellenführer 1. FC Nürnberg mit Union noch ohne Punktgewinn ist, weiter macht, ist unklar. Im Mai wird ein neuer Aufsichtsrat gewählt, der dann ein neues Präsidium bestimmen könnte. Und auch im Spielerkader wird es einen großen Schnitt geben müssen.
«Wir müssen uns eingestehen, dass wir die Saison komplett versaut haben», gestand Kapitän Steffen Baumgart nach der fünften Pleite in Folge. Sieben Punkte Rückstand auf den rettenden 14. Rang fünf Runden vor dem Halali - da müsste noch ein Wunder passieren. «Die ganze Situation ist frustrierend. Die ist nicht nur schlecht, sondern ganz dunkel», ergänzte der 32-jährige Baumgart.
Viel mehr Nagatives hätte in dieser Spielzeit kaum passieren können beim Neunten des Vorjahres. Erst wollte das ehemalige Präsidium Trainer Mirko Votava schon in einer frühen Saisonphase entlassen, dann löste der Aufsichtsrat den langjährigen Präsidenten Heiner Bertram selbst ab. Es folgte eine Schlammschlacht auf fast allen Ebenen, die Mannschaft rutschte immer mehr ab. Der neue Boss Schlebrowski lieferte sich eine Dauerfehde mit Votava - und entband den ehemaligen Bremer dann zu spät von seiner Aufgabe.
Nun müssen ausgerechnet in der Endphase einer verkorksten Serie die Scherben gekittet werden, um wenigstens die Hoffnung auf einen Neuaufbau zu erhalten. «Wir werden uns so teuer wie möglich verkaufen und hoffentlich noch ein paar Punkte holen, aber wir sind auf andere angewiesen. Seien Sie mir nicht böse, dass ich nicht davon ausgehe», sagte Kapitän Baumgart zum Klassenerhalt. «Wir als Verein werden nicht aufgeben. Deshalb soll sich auch die Mannschaft nicht aufgeben», hielt Schlebrowski entgegen. «Eine theoretische Chance gibt es immer. Es wäre schlecht, wenn man früh aufgibt», meinte auch Ristic.
Inzwischen zeichnet sich auch Kritik an der Offensiv-Taktik des Trainers ab. «Wir haben ein halbes Jahr gebraucht, um 14 Gegentore zu kassieren. Das haben wir jetzt in vier Spielen geschafft», sagte Baumgart. «Auch für mich persönlich ist es schlecht, wenn wir ein Spiel nach dem anderen verlieren und dann sang- und klanglos absteigen», erklärte Ristic und verwies auf die deutlichen Mängel bei seinen Profis. «Es gibt Spieler, die können die Dinge nicht erfüllen.» Am Mittelfeld laufe das Spiel wie über weite Strecken gegen Nürnberg einfach vorbei, «da ist man immer wie ein offenes Messer», formulierte der Trainer. Seine Rettungsaktion scheint schon jetzt gescheitert.