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1. Bundesliga 1. Bundesliga: Trügerische Ruhe beim kriselnden FC Bayern

Von Klaus Bergmann 04.10.2002, 14:26

München/dpa. - Noch herrscht eine trügerische Ruhe beim FC BayernMünchen, aber damit könnte es schon am Samstag nach dem Spiel gegenden VfL Bochum vorbei sein. «Jetzt müssen wir schauen, dass wir unsin der Bundesliga wieder stabilisieren», warnte Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge nach der folgenschweren 1:2-Niederlage gegen den ACMailand vor einem Übergreifen der Champions-League-Krise auch auf dienationale Meisterschaft. Noch sind die Bayern Tabellenerster, liegendamit wenigstens in der Liga auf Titelkurs, und deshalb mahnte OttmarHitzfeld vor dem 8. Spieltag energisch zur Ruhe: «Reinhauen bringtnichts, das wäre schizophren», erklärte der Trainer, der gegen dieBochumer um den Einsatz der Nationalspieler Michael Ballack und JensJeremies (beide Fieber) bangt.

Nach drei Pflichtspielen ohne Sieg und dem kaum noch vermeidbarenVorrunden-K.o. in der Champions League ist es beim Rekordmeister alserste Sofortmaßnahme zumindest vorläufig mit der Schönspielereivorbei. «Fußball hat nichts mit Ballett zu tun, sondern mit harterArbeit», sagte ausgerechnet Franz Beckenbauer, der vor Saisonbeginnam lautesten attraktiven Fußball gefordert hatte. Das neue Motto desFC Bayern laute, «erst das Kämpferische, dann das Spielerische», soAbwehrspieler Robert Kovac. Für Kapitän Oliver Kahn sind diedeutschen Tugenden ohnehin das, was den Weltpokalsieger schon immerstark gemacht hat. «Wir sind doch nicht Real Madrid», meinte derTorhüter.

Die folgenschweren Aussetzer in der Abwehr, die gegen La Coruna(2:3) und in Lens (1:1), bei der ersten Bundesliga-Niederlage inLeverkusen (1:2) und auch am vergangenen Dienstag gegen Mailand zubeklagen waren, haben zu hitzigen Diskussionen geführt. Hitzfeldstellte sich zwar öffentlich vor die kritisierten InnenverteidigerRobert Kovac, Thomas Linke und Samuel Kuffour, räumte aber ein: «Wirwerden uns sicher stabilisieren müssen.» In der vergangenen Saisonhatten die Bayern noch mit 19 von 34 Liga-Spielen ohne Gegentor füreinen Bundesliga-Rekord gesorgt.

Vor Saisonbeginn verstärkten sie für viel Geld allerdings nur dieOffensive mit den Nationalspielern Michael Ballack, Sebastian Deislerund dem Brasilianer Ze Roberto. Ein Fehler? Ursprünglich wollte manauch die Abwehr verstärken, sagte Hitzfeld. Doch nach dem Einkauf desLeverkuseners Ze Roberto für 9,5 Millionen Euro «haben wir nicht mehrdas Geld gehabt, um einen Klasse-Abwehrspieler zu verpflichten»,verriet der Coach.

Bei einem Ausscheiden aus der Champions League und damit fehlendenMillionen-Einnahmen soll nun sogar im Winter der Kader reduziertwerden. Unzufriedene Reservisten wie Pablo Thiam, Niko Kovac oderAlexander Zickler sollen dann nach Möglichkeit den Verein verlassen.Im Moment zählt aber nur ein Sieg gegen die auswärts nochungeschlagenen Bochumer, mit dem neues Selbstvertrauen getankt werdensoll vor der zweiwöchigen Bundesliga-Pause, die bei einem weiterenMisserfolg sehr ungemütlich für Spieler und Trainer werden könnte.