1. Bundesliga 1. Bundesliga: Elfmeter erzürnt die Galdbacher

Bremen/dpa. - Der vermeintliche Sünder war untröstlich und suchte Zuspruch bei seinen Eltern. Peer Kluge konnte es nicht fassen, schüttelte immer wieder den Kopf. «Das war nie und nimmer ein Elfmeter», erklärte der Mönchengladbacher Mittelfeldspieler seinem Vater und seiner Mutter unmittelbar nach dem Schlusspfiff des 1:1 (0:0) bei Werder Bremen, bei dem er unfreiwillig die Hauptrolle gespielt hatte. Später führte das Strafstoß-Geschenk, das Ailton (64.) zur Bremer Führung genutzt hatte, sogar zu einer kurzen Auseinandersetzung zwischen Werder-Trainer Thomas Schaaf und seinem Kollegen Ewald Lienen.
Kluge hatte bis zu dem Pfiff des ansonsten tadellos pfeifenden Erstliga-Debütanten Stefan Trautmann (Florstadt) eine erstklassige Leistung gegen Bremens Spielmacher Johan Micoud gezeigt, den er zur Bedeutungslosigkeit verurteilte. Doch dann verdarben dem 22-Jährigen der freie Fall von Krisztian Lisztes und der folgende Freischuss für Ailton den Nachmittag. «Den kann man geben», sagte Lisztes später - und grinste.
Lienen war hingegen ebenso wie Kluge überhaupt nicht zum Lachen zumute. Der Gladbacher Coach redete sich geradezu in Rage, als es um den Elfmeter ging. «Es ist nicht korrekt, auf diese Art und Weise einen Elfmeter herauszuholen, denn es gab überhaupt keinen Körperkontakt», klagte Lienen und sah sich durch die TV-Zeitlupe bestätigt. Nachdem er den Schiedsrichter von jedem Vorwurf freigesprochen hatte, ereiferte sich der VfL-Coach noch mehr über Lisztes' Fallkünste und sprach von einem «betrügerischen Versuch, einen Elfmeter rauszuholen». Hätte Joris van Hout (81.) vor 30 100 Zuschauern nicht noch den Ausgleich für die 90 Minuten klar überlegene Borussia erzielt, Lienens Ärger wäre wahrscheinlich noch viel größer gewesen.
Als Lienen sich halbwegs beruhigt hatte, verärgerte sein unglücklicher Versöhnungsversuch zu allem Überfluss auch noch seinen Bremer Kollegen. Lienen sprach von «ausgleichender Gerechtigkeit», weil Marcelo Pletsch im letzten Spiel der vergangenen Saison nach einem üblen Foul an Markus Daun unverständlicherweise keine Rote Karte gesehen hatte. Diese Sichtweise verärgerte Schaaf, der schimpfte: «Solche Vergleiche kann man nicht anstellen.» Daun leide noch immer an der schweren Bänderverletzung.
Auch sonst hatte Schaaf wenig Grund, lobende Worte zu finden. Denn seine Mannschaft hatte nach dem peinlichen Aus im UI-Cup gegen Pasching nichts getan, um die enttäuschten Fans zu versöhnen. «Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen», kommentierte der Coach den mangelnden Einsatz seines Teams. Zudem ärgerte es ihn, dass van Hout seinen ersten Treffer nach acht Monaten Pause völlig unbedrängt von der Werder-Abwehr erzielen durfte.
Lienen konnte hingegen zumindest bei der Spielanalyse zufrieden sein. Sein Team zeigte, dass auch bei der enormen Hitze eine engagierte Leistung möglich ist. «Harte Arbeit» attestierte er seiner Mannschaft und verwies zu Recht auf die deutliche Überlegenheit und das klare Chancenplus.
