Vettels Albtraum geht weiter Verstappen siegt im Chaos-Rennen von Imola

Imola - Im letzten Akt eines erneut demütigenden Rennens stellte Sebastian Vettel entnervt den Motor ab. Die früheren Rivalen Max Verstappen und Lewis Hamilton bogen gerade auf die Zielgeraden ihres intensiv geführten WM-Duells ein, da stand der Deutsche bereits mit einem Getriebeschaden in der Box. Im Chaos-Rennen von Imola, in dem auch Mick Schumacher Lehrgeld zahlte, war der von Technik-Pannen geplagte Vettel einer der großen Verlierer.
„Heute war der Wurm drin von vorne bis hinten“, sagte Vettel: „Es war nicht viel Positives für uns dabei, es sollte irgendwie nicht sein. Das Gefühl im Auto ist zwar ein bisschen besser, im Moment sind es aber wenige Runden, die ohne Probleme für uns laufen. Wir können uns nur steigern.“
Wenig Raum für Steigerung hatte dagegen Verstappen. Der Red-Bull-Star feierte im zweiten Rennen des Jahres den ersten Sieg vor Weltmeister Hamilton. Der Mercedes-Pilot betrieb nach einem seltenen Fahrfehler immerhin noch Schadensbegrenzung, zumal er dank des Bonuspunktes für die schnellste Rennrunde die WM-Führung mit einem Zähler Vorsprung auf Verstappen behält. Das Podium komplettierte Lando Norris (England) im McLaren als Dritter.
„Heute war der Wurm drin von vorne bis hinten“
Sebastian Vettel
„Es war eine große Herausforderung, gerade am Anfang bei der Nässe“, sagte Verstappen: „Die Saison ist noch lang, da kommt noch einiges.“ Hamilton erklärte: „Es war nicht mein bester Tag. Ich danke dem Team, dass sie mir geholfen haben, das wieder hinzukriegen. Ich habe versucht, dieses schlechte Gefühl zu verdrängen.“
Nach einer schweren Kollision zwischen Valtteri Bottas (Mercedes) und George Russell (Williams) war das Rennen in der 34. Runde für etwa eine halbe Stunde gestoppt worden. Kurz zuvor hatte sich Hamilton seinen Ausritt ins Kiesbett geleistet.
Vettels Team hatte ein Problem an der hinteren Bremsanlage nicht rechtzeitig beheben können. Der viermalige Weltmeister startete aus der Boxengasse - wie schon beim Auftakt in Bahrain musste sich Vettel vom Ende des Feldes vorkämpfen. Eine zehnsekündige Stop-and-Go-Strafe passten ins Bild eines gebrauchten Nachmittags. Vor der Schlussrunde musste er seinen Boliden abstellen.

Mick Schumacher auf Rang 16
Weit hinten absolvierte wie erwartet Schumacher im unterlegenen Haas sein Rennen. Nach einem guten Start fiel der Formel-2-Champion nach einem Unfall - der 22-Jährige crashte in einer frühen Safety-Car-Phase beim Warmfahren der Reifen in die Mauer - weit zurück. Ein frühes Ausscheiden konnte er immerhin verhindern, er belegte am Ende Rang 16 vor seinem Teamkollegen Nikita Masepin.
Über die Gründe seines Patzers rätselte Schumacher zunächst. „Ich bin mir nicht ganz sicher. So schnell wie mir das Auto ausgebrochen ist, war es vielleicht ein Pfütze. Es war sehr komisch“, sagte er bei Sky: „Ich ärgere mich sehr, es war sehr unnötig. Wir waren in einer guten Position.“
Alle taktischen Planspiele wurden durch einen Wolkenbruch vor dem Start erschwert. Teile der Strecke waren so nass, dass Fahrer sich schon beim Weg in die Startaufstellung über Aquaplaning beklagten. Mit dem Erlöschen der Ampeln schuf Verstappen Fakten.
Der Niederländer erwischte einen Traumstart, zog nicht nur prompt an Perez vorbei, sondern ließ auch Hamilton in einem umkämpften Duell hinter sich. Auf der rutschigen Strecke konnte Verstappen seinen Vorsprung allerdings nicht entscheidend ausbauen.
Red Bull reagierte und wechselte von Intermediates auf klassische Slicks. Die nicht risikofreie Strategie zahlte sich aus: Verstappen kam vor Hamilton zurück auf die Strecke. Der Brite leistete sich in der Folge einen selten Patzer, landete im Kiesbett und schenkte jede Siegchance ab.
Heftiger Crash zwischen Bottas und Russel
Dann krachte es heftig zwischen Bottas und Russell - und das Renngeschehen kam zum Erliegen. Die Fahrer stiegen während der Aufräumarbeiten in der Boxengasse aus den Boliden. Hamilton ärgerte sich sichtbar über seinen Fehler - es war ein Bild mit Symbolcharakter. Hamilton und Mercedes haben 2021 ihre Dominanz verloren.
Nach dem Neustart führte Verstappen das Feld an. Langsam, aber stetig vergrößerte er den Vorsprung auf die Konkurrenz. Hamilton kämpfte sich derweil mit Wut im Bauch vor und betrieb Schadensbegrenzung im Stile eines siebenmaligen Weltmeisters. (sid)