Verletzter HFC-Spieler Verletzter HFC-Spieler: Ivica Banovic für lau

Halle (Saale)/MZ - Als sich Ivica Banovic am Freitagvormittag während des Trainings des Halleschen FC völlig entkräftet auf einen Ball hockte, setzte er einen Gesichtsausdruck auf, der eine Mischung aus Lächeln und Erschöpfung hätte sein können, kombiniert mit einer Prise Schmerz. Banovic hatte in der guten Stunde vorher allein seine Runden um das Trainingsgelände am Erdgas Sportpark gedreht, während der Rest der Mannschaft eifrig Flanken und Torschüsse, Spielzüge und Pässe übte.
Banovic ist nicht fit. Vom Training am Ball ist er noch weit entfernt. Seine Entzündung an der Ferse macht dem 33-Jährigen noch immer zu schaffen. „Wenn ich auf dem linken Bein stehe, durchzieht ein Schmerz den ganzen Körper und ich bin wie gelähmt“, sagt er.
Wann die seltsame Verletzung auskuriert sein wird, steht noch in den Sternen. Seit seiner Verpflichtung konnte der defensive Mittelfeldspieler nicht richtig mit der Mannschaft trainieren. Der Saisonstart in drei Wochen gerät für Banovic ernsthaft in Gefahr. Das erste Urteil droht also schon: Banovic, der Fehleinkauf.
Verletzt verpflichtet
Doch man kann auch die genau gegenteilige Sichtweise ansetzen: Banovic, das Experiment. Banovic, der Einkauf ohne Risiko.
Klar ist: Der Kroate hat mehr als zehn Jahre erste und zweite Liga gespielt. Und der HFC wusste bei der Verpflichtung von der Verletzung. Die stammt vom 5. Mai, als er sich bei seinem alten Arbeitgeber, Energie Cottbus, in einem Punktspiel verletzte. Heißt: Bisher ist dem Verein überhaupt kein finanzieller Schaden entstanden. Kühne bestätigt zwar, dass Banovic’ Gehalt angesichts seiner Erfahrung „ein gewisses Niveau“ habe. Er sagt aber auch: „Er ist krankgeschrieben und wird von der Berufsgenossenschaft finanziert. Uns kostet Ivica gerade nichts.“ Denn auch wenn ein Spieler während seiner Verletzung zu einem anderen Verein wechselt, muss dieser erst einmal nicht das Gehalt zahlen. Erst wenn Banovic sich wieder gesund meldet, bezahlt ihn der HFC.
Man kann es also als Win-win-Situation auffassen für beide Seiten. Banovic hat trotz Verletzung einen neuen Verein gefunden, der ihn absichert. Der Verein wiederum hat einen Klassespieler unter Vertrag, sollte der wieder fit werden.
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Finanznot macht erfinderisch
Ein Prozedere, das ein anderer Verein aus Sachsen-Anhalt zuletzt beispielhaft vorgeführt hatte. Im vergangenen Dezember stattete der Basketball-Bundesligist Mitteldeutscher BC den Letten Simonas Serapinas mit einem Stand-by-Vertrag aus. Der 31-Jährige laborierte damals an einem Kreuzbandriss, durchlief beim MBC erst einmal die medizinische Rehabilitation. Wenn er fit ist, könne man den Vertrag aktivieren, hieß es damals von Seiten der Weißenfelser. „Wir haben finanziell nur wenig Spielraum und müssen kreativ sein“, erklärte Basketball-Geschäftsführer Martin Geissler.
Das Experiment ging gut, Serapinas hat inzwischen einen neuen Vertrag bekommen. Sollte er sich erneut schwer verletzen, hätte der MBC sogar die Option, den Vertrag zu kündigen.
Banovic ist also in gewisser Weise der Serapinas des HFC und könnte noch der Transfer-Coup der Saison sein. Wird er fit, ist der Bosnier mit seiner Erfahrung und seinem Können ein Glücksgriff, bleibt er verletzt, entsteht dem HFC kein Schaden - außer vielleicht höhere Beiträge zur Berufsgenossenschaft. Von so etwas will Ralph Kühne allerdings nichts wissen. „Wir hoffen erst einmal, dass er bald wieder fit wird. Es geht keiner davon aus, dass er länger oder dauerhaft verletzt ist.“
Banovic selbst jedenfalls ist von der Reizung in der Ferse genervt. „Ich weiß nicht, warum es nicht weggeht. Wir haben schon viermal ein MRT gemacht und noch immer weiß niemand, warum es so lange dauert“, klagte er und schlurfte mit den Fußballschuhen in der Hand gen Kabine.
