Tour de France Tour de France 2017: Mehrere Hunderttausend Zuschauer trotzen schlechtem Wetter in Düsseldorf

Düsseldorf - Gelb ist die alles beherrschende Farbe an diesem Tag in Düsseldorf. Der strahlende Farbton ist an den Marketingständen am Straßenrand zu sehen, auch auf T-Shirts und Kappen von den Radsportfans, die ihre Stars bei der Tour de France bejubeln. Mehrere Hunderttausend trotzen dem miesen Wetter beim Grand Départ und stehen an den Absperrgittern des 14 Kilometer langen Stadtkurses.
Viele haben Campingtische dabei, einige tragen die Trikots ihrer Teams. Zischt ein Radfahrer mit einer enormen Geschwindigkeit auf den regennassen Straßen an ihnen vorbei, hebt sich der motivierende Jubel.
Erste Etappe nach 50 Jahren wieder in Deutschland
Vieles ist planbar, Etliches ist geradezu minuziös organisiert bei dieser ersten Etappe des berühmtesten Radrennens der Welt. Nur das Wetter ist es nicht. Engelbert und Gabi macht das wenig aus, sie stehen schon am Vormittag an der Absperrung an der Düsseldorfer Königsallee. „Weil das hier der markanteste Ort ist“, sagt das radsportbegeisterte Ehepaar aus dem Ruhrgebiet.
Am Nachmittag preschen die ersten Fahrer beim Zeitfahren durch die scharfe Kurve hinauf auf die „Kö“, vorbei an den VIP-Zelten und den Juwelierläden. „30 Sachen werden die in der Kurve noch draufhaben“, meint der 56 Jahre alte Engelbert fachmännisch. An anderen Stellen der Rennstrecke rasen die Radrennsportler sogar mit Tempo 50 vorbei. Zum ersten Mal seit 30 Jahren findet der Grand Départ, die erste Etappe, wieder in einer deutschen Stadt statt. Der Rennkurs führt vorbei an den ausgesucht schönen Seiten der NRW-Landeshauptstadt: entlang der Gründerzeithäuser, über Rheinbrücken, über die Edel-Einkaufmeile Königsallee, vorbei am Landtag.
Die Besucher stehen Spalier und feuern die Fahrer an. Noch wenige Stunden vor Rennbeginn werden Lastwagen-Sperren am Streckenrand aufgebaut, um Anschläge wie in Nizza oder Berlin zu verhindern. Rienk aus Utrecht kann das Wetter nichts anhaben. Der junge Mann hat mit drei Freunden auf einer grünen Verkehrsinsel ein oranges Zelt aufgebaut. Hier sehen sich die Niederländer gemütlich von Camping-Sesseln aus das Zeitrennen an. In der Kühlbox wartet das Bier.
Besucher aus ganz Deutschland in Düsseldorf
Und ehe die Fahrer durchfahren, rollt hupend und mit viel Tamtam, die bunte Werbekarawane der Sponsoren über die Strecke: ein bisschen Karneval Anfang Juli, überdimensionale Fische und Kühe, Pommes-Frites-Tüten und immer wieder riesige Fahrradfahrer aus Kunststoff.
Die Tour in Deutschland, das ist etwas für Laien, die einmal im Leben ein Rennen sehen wollen, ebenso wie für hartgesottene Fans. Je früher die Besucher an die Strecke kommen, desto weiter ihre Anfahrt. Er habe vor einem Jahr das Hotel gebucht, erzählt ein Mann aus Hamburg, der am sonnengelben Halstuch mit dem Emblem der Tour de France als Fan zu erkennen ist. „Ich dachte, das ist ruck, zuck ausverkauft“. Für ihn sei sofort klar gewesen: „Wenn die Tour de France in Deutschland ist, fahren wir hin.“
Und auch eine Familie aus dem schwedischen Kalmar jubelt den Fahrern zu. Mit dem Auto ist sie angefahren, auch die zweite Etappe am Sonntag will sie sich anschauen, bevor es zurück geht in die Heimat. „Mein Sohn meinte, das Rennen zu sehen, das sei auf einer Skala von 1 bis 10 eine 11“, erzählt die Mutter des Jungen. „Da mussten wir natürlich dabei sein.“ (dpa)