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Schwarz unterliegt Fury Tom Schwarz verliert gegen Tyson Fury: Warum nach der Niederlage mehr als nur die Nase schmerzt

Von Petra Szag 16.06.2019, 18:27
Der Anfang vom Ende: Tom Schwarz ist am Boden.
Der Anfang vom Ende: Tom Schwarz ist am Boden. dpa

Las Vegas - Seine Nase? Die erscheint Tom Schwarz gerade überhaupt nicht wichtig. Auch wenn sie dick angeschwollen ist und noch immer stark blutet. „Das werde ich wohl erst morgen spüren“, sagt der Hallenser mit unsicherer Stimme über seine Blessur, die sich später als Haarriss herausstellen wird.

Der 1,96 Meter große Boxer hockt in der Nacht zum Sonntag zusammengekauert in seiner Kabine in den Katakomben der MGM-Grand-Garden-Arena in Las Vegas auf einem Stuhl und sein Gesichtsausdruck verrät: Ihm bereitet gerade etwas ganz anderes böse Schmerzen.

Dass Tyson Fury ihn nach nicht einmal zwei der angesetzten zwölf Runden den Traum zerschlug vom Kampf seines Lebens, das kratzt schon mächtig an seinem Ego. „Ich bin extrem enttäuscht“, sagt Schwarz. Nur gut, dass er gleich ins Krankenhaus gefahren wird, um sich durchchecken zu lassen. Es ist schwer, anderen etwas erklären zu müssen, was man sich selbst nicht erklären kann.

Dieser Fighter aus Manchester, das weiß der junge Schwergewichtler vom Magdeburger SES-Team allerdings nun, boxt in einer anderen Liga. „Er ist der beste Boxer der Welt“, sagt Schwarz über Fury. So richtig trösten kann ihn das aber gerade auch nicht.

Dabei hatte sich der Deutsche vorab so stark gefühlt, wollte dem Briten im Ring auf Augenhöhe begegnen. Nun aber hat Schwarz auf brutale Weise erfahren, dass Psychospielchen vorab und eine starke Mentalität allein einen Kampf noch nicht entscheiden. Fury, dieser 2,06 Meter große und 119 Kilogramm schwere Berg von Mensch war ihm gnadenlos überlegen. Während es dem Hallenser einfach viel zu selten gelang, den tänzelnden „Gypsy King“ überhaupt zu treffen, zog der Favorit nach der ersten Ringpause gewaltig an, schüttelte seinen Herausforderer erst mit einer platzierten Linken direkt auf die Nase kräftig durch und langte danach mit seinen langen Armen immer wieder so kräftig hin, dass Ringrichter Kenny Bayless den Hallenser mit seiner Entscheidung kurz vor Rundenschluss erlöste: Technischer K.o.

Schwarz gegen Fury: sechs Minuten Kampfzeit

Nahezu zeitgleich warf Schwarz-Trainer Rene Friese zum Zeichen der Aufgabe das Handtuch. Nach nicht einmal sechs Minuten Kampfzeit. „Ich bin offensiv reingegangen, hätte mich auch einfach mit Doppeldeckung hinstellen können, aber das hätte ich nicht mit meiner Ehre vereinbaren können“, sagte Schwarz trotzig.

Als Fury dreieinhalb Jahre zuvor Dreifachweltmeister Wladimir Klitschko entthront hatte und damit zum Megastar aufstieg, da war der Hallenser als Jungspund im Düsseldorfer Fußball-Stadion unter den 45.000 erstaunten Zuschauern. Schwarz hatte damals gesehen, wie man sich gegen einen wie Fury besser nicht anstellen sollte.

Der favorisierte Ukrainer hatte seinerzeit viel zu defensiv und vorsichtig agiert. Er wollte es anders probieren. Allerdings gelang es Schwarz nicht, aus diesen Erkenntnissen Kapital zu schlagen. Der Herausforderer ging zwar forscher als Klitschko zu Werke und suchte sein Heil im Angriff, doch wirklich weh konnte auch er Fury nicht tun, weil der höchst beweglich im Oberkörper immer wieder auswich. Und dann Schwarz scheinbar sogar noch auslachte.

Dann scherzte Fury nicht mehr und machte ernst. Das „Schmerzensgeld“, das Schwarz kassieren wird, fällt für einen TV-Kampf dieser Preisklasse eher niedrig aus: 250.000 Dollar - etwa 230 000 Euro - sollen ihm mindestens garantiert worden sein. Die Gage von Fury dürfte um ein vielfaches höher sein, er streicht für diesen und die nächsten vier allein von seinem US-amerikanischen TV-Bezahlsender ESPN 80 Millionen britische Pfund, also fast 92 Millionen Euro, ein.

Und was wird Schwarz nun tun? Er hatte zuvor in einem Interview auf diese Frage geantwortet: „Nichts, außer Mojitos trinken – und das drei Monate lang.“ Den Plan wird er nun sicher erst recht nicht über den Haufen werfen. Es sei denn, er geht auf Furys Vorschlag ein und nimmt dessen Einladung zum gemeinsamen Training in Manchester an. „Ich will immer noch Weltmeister werden“, sagte der Deutsche. Vor ihm liegt ein weiter Weg. Aber Fury machte ihm Mut: „Ich mag ihn. Er ist erst 25 Jahre alt. Er wird stärker zurückkommen“, sagte er in Bezug auf gemeinsame Einheiten.

Außerdem ist da ja noch der sehnliche Wunsch von Tom Schwarz, seine Tessa zu heiraten. Sollte er dies in Las Vegas tun, könnte sich die schillernde Spielermetropole für ihn zumindest privat als Glücksort erweisen. (mz)

Eine echt Rangliste

Der Unfug mit den willkürlich zusammengestellten Ranglisten der Box-Weltverbände: Schwarz war als Nummer zwei der WBO-Rangliste in den Kampf gegangen, Fury als Nummer drei. Dabei hatte Schwarz noch nie einen Top-Mann geboxt. Die unabhängige Rangliste beim Portal boxrec. com hilft schon eher, um die Klasse von Kämpfern einzusortieren. Da liegt Tyson Fury auf Platz vier. Schwarz wird auf Position 56 geführt.