Tennis Tennis: Darum ist die Sport-Karriere im Osten schwierig

Halle (Saale) - Ein bisschen geknickt ist Armin Koschtojan immer noch. Bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Ludwigshafen vor einer Woche schied der an Nummer acht gesetzte Nachwuchstennisspieler des TC Sandanger aus Halle im Achtelfinale der Altersklasse U 16 aus. „Ich wollte ins Halbfinale kommen“, erklärt der 16-Jährige, der im Doppel schon zweimal Rang drei bei einer bundesweiten Jugendmeisterschaft erreicht hat.
Armin Koschtojan ist das derzeit wohl größte Tennis-Talent der neuen Länder und gehört trotz seines Ausscheidens zur nationalen Spitze seiner Altersklasse. Er ist zudem zweifacher Landesmeister Sachsen Anhalts - bei den Männern wohlgemerkt. Kein gutes Zeichen für den Tennis-Standort Ostdeutschland.
Ostdeutschland und die fehlende Tennis-Tradition
Denn schaut man sich zudem die Weltrangliste einmal genauer an, wird eines deutlich: Von den elf deutschen Vertretern - männlich wie weiblich - ist kein einziger davon aus den neuen Bundesländern. Warum ist das so?
„Der Tennissport hat im Osten einfach keine Tradition“, findet Ralf Steinbach. Der Hallenser ist seit über 20 Jahren Tennis-Trainer. Zu seinen Schützlingen gehört auch Armin Koschtojan.
Die fehlende Tradition des Sports hängt damit zusammen, dass Tennis zwischen 1924 und 1988 nicht olympisch war und demzufolge in der DDR nicht gefördert wurde, „weil es der politischen Repräsentation nicht geholfen hat“.
Blickt man auf die Zahlen der Mitglieder in den einzelnen Bundesländern, lässt sich ein klares Bild zeichnen. Von rund 1,4 Millionen Tennisspielern kommen nur etwa 65.000 aus den neuen Bundesländern. Fast die Hälfte davon entfallen aber auf West-Berlin. In Sachsen-Anhalt sind rund 5.500 Spieler registriert, wie aus der Bestandserhebung des Deutschen Tennisbundes aus dem Jahr 2017 hervorgeht.
Talente wie Armin Koschtojan, die den Sprung ins Profigeschäft anstreben, sind also eine Seltenheit. Weil ihnen auch oft die Perspektive fehlt. Der Jugendliche geht auf die Sportschule in Halle, trainiert mindestens einmal täglich. Insgesamt kommt er auf 15 Stunden in der Woche. Optimal wären 18 bis 25 Stunden.
Dazu kommt die mangelnde Wettkampfpraxis. 20 Turniere bestreitet Armin Koschtojan etwa im Jahr. „30 bis 35 sollten es sein, davon acht bis 15 international. Denn nur über diese Turniere kommt er in das internationale Ranking“, sagt Steinbach.
Er findet das Konzept der Sportschulen gut. Doch Wettkämpfe im Ausland erfordern einen hohen Aufwand. Genauso wie das Abitur. Beides unter einen Hut zu bekommen, ist schwierig.
Axel Schmidt, Schulleiter des Sportgymnasiums in Halle und Präsident des Tennis-Landesverbandes sagt: „Diese Aussagen kann ich so nicht unterschreiben.“ Konkret geht es darum, wie oft Schüler vom Unterricht freigestellt werden können.
Laut Steinbach seien die Wochen, an denen sein Schützling vom Unterricht befreit wird, um bei Turnieren zu starten, begrenzt. Das hemme die sportliche Entwicklung. „Es gibt umfangreiche Freistellungs- und Unterstützungsmöglichkeiten“, erklärt jedoch Schmidt.
Tennis: Leistungszentren vor allem im Westen
Doch wie könnte der Weg ins Profigeschäft aussehen? Eine Möglichkeit wäre, sich Leistungszentren an den Bundesstützpunkten anzuschließen. Die befinden sich allesamt im Westen. Im Osten ist der Karriere-Start also nahezu ausgeschlossen.
Auch Privatschulen oder der Weg in die USA sind denkbar. „Man kann ein Stipendium erhalten und parallel zum Studium am College Tennis spielen“, erklärt Schmidt. Die Wege ins Profigeschäft seien vielseitig. Es komme auf die Persönlichkeit, die sportliche Entwicklung und natürlich auch die finanziellen Möglichkeiten der Talente an. (mz)