Rodlerin aus Blankenburg Tatjana Hüfner bei Olympia: Mit der Rodlerin ist in Pyeongchang zu rechnen

Halle (Saale) - Das Dessert blieb unberührt. Bei der Verabschiedung von Tatjana Hüfner nach Pyeongchang in einem Erfurter Steakhouse verzichtete sie auf das gerade servierte, sonst so geliebte Eis. Wenn der Kopf signalisiert, dass sie satt ist, hat das Herz keine Chance.
„Das Last-Kraft-Verhalten muss stimmen“, erklärte die 1,78 Meter große und 76 Kilo schwere Rennrodlerin nüchtern. Heißt: Jedes Kilo zu viel behindert am Start. Und dort, sagt Tatjana Hüfner, sei sie noch nie so gut gewesen wie jetzt.
Die Blankenburgerin ist tatsächlich die Personifizierung der eisernen Disziplin. Neben dem Talent haben die Härte gegen sich selbst und ihre Akribie die 34-Jährige zu ihren vierten Spielen gebracht. Nach Gold (2010), Silber (2014) und Bronze (2006) versucht die fünffache Weltmeisterin, erneut ganz vorn einzukommen. Am Montag stehen die ersten zwei Läufe an. Tags darauf fällt die Entscheidung.
Tatjana Hüfner: Erfahrungen sind Gold wert
„Das treibt mich an: immer noch mehr aus mir rausholen zu wollen, dieses Tüfteln - athletisch und auch materiell“, nennt die so rationale Sportlerin ihren Motor.
In ihrem fortgeschrittenen Rodel-Alter sieht sie nur Vorteile. Erfahrungen sind Gold wert. „Ich fahre im Training nicht die ganz großen Umfänge“, sagt Hüfner, dafür konzentriere sie sich auf die Qualität der Bewegungen. Nach Abschluss ihres Pädagogikstudiums vor anderthalb Jahren habe der Sport nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Zudem helfe, dass sie als Bundeswehr-Angehörige abgesichert ist.
Ihren Pflichtsturz hat „Tatjana Hüfner“ schon hinter sich
An ihrem Ehrgeiz hat sie nichts eingebüßt. Dieser zeichnet auch den Privatmenschen Tatjana Hüfner aus. So hat sie als Bergsteigerin den 4-810 Meter hohen Mont Blanc bestiegen. Im zweiten Anlauf, denn Versuch Nummer eins hatte sie wegen eines aufziehenden Gewitters abbrechen müssen. Schon beim Rückzug sei ihr klar gewesen, dass dies nur ein Aufschub sein konnte.
Tatjana Hüfner bewegt sich, wie sie selbst sagt, in Grenzbereichen. Eine solche Grenze hat sie zuletzt bei der EM im Januar in Sigulda überschritten. Danach ließ sich ihr Schlitten nicht mehr steuern, mit mehr als 100 Sachen polterte sie durch den Eiskanal. Die blauen Flecken am linken Oberschenkel und Knie sind fast verschwunden. „Es war mein Pflichtsturz in diesem Winter“, sagt sie, gewinnt also der Pleite sogar etwas Positives ab. Besser da als in Pyeongchang.
(mz)