MBC-Profi hält sich in USA fit Syntainics MBC: Basketball-Profi Sergio Kerusch erlebt Corona-Pandemie in den USA

Weißenfels - Ob er sich schon auf die zahlreichen Verabredungen zum Abendessen freut? Sergio Kerusch lacht. „Na klar“, sagt der Publikumsliebling des Mitteldeutschen Basketball Clubs (MBC). „Mein Terminkalender wird nächste Saison sehr voll sein – direkt vom Training an den Tisch im Restaurant.“
Im Rahmen seiner Crowdfunding-Aktion hatte der Syntainics MBC gegen eine Spende unter anderem Abendessen mit Kerusch verteilt. „Bei der Gelegenheit kann ich mal etwas an meinem Deutsch arbeiten“, sagt der Deutsch-Amerikaner mit einem Lächeln im Gesicht.
Seinen Humor hat der 31-Jährige auch in der Corona-Krise nicht verloren. Weißenfels hat er längst verlassen, weilt aktuell bei seinen Eltern in den USA. Doch es ist bereits klar: Der Flügelspieler wird zum Syntainics MBC zurückkehren. Kerusch ist der einzige Akteur aus dem Aufgebot des Bundesligisten, dessen Vertrag für die kommende Saison gilt. „Ich freue mich sehr, dass meine Reise mit dem MBC weitergeht“, sagt er. „Gerade in dieser schwierigen Zeit ist es schön für mich, eine Konstante zu haben.“
MBC: Sergio Kerusch hat einen Vertrag bis 2022
Die Saison 2019/2020 ist für den Syntainics MBC beendet. Das steht seit Anfang dieser Woche fest. Zwar sollen zehn Teams die Spielzeit in einem Turniermodus bald fortsetzen. Weißenfels aber gehört zu den sieben restlichen Klubs, die sich für einen Abbruch entschieden haben. Da es keinen Absteiger geben wird, herrscht nun Planungssicherheit: „Wir haben den Klassenerhalt ja jetzt durch die Entscheidung geschafft“, sagt Kerusch. „Das fühlt sich zwar etwas komisch an, aber damit sind wir sicher in der nächsten Saison in der ersten Liga und können darauf aufbauen.“ Doch klar: Kerusch und Co. hätten den Ligaverbleib gern sportlich gepackt.
Dass ein Teil der Bundesligisten weiterspielt, findet Kerusch einerseits gut. „Die Menschen brauchen etwas Normalität und die BBL kann ihnen Hoffnung und Unterhaltung geben“, sagt er. Aber: „Nur, solange es sicher für alle Beteiligten ist. Der Fokus sollte auf der Gesundheit liegen.“
Die Politik beziehungsweise die zuständigen Behörden müssen der Liga bis zum 18. Mai die Erlaubnis erteilen, dass Partien und Trainingseinheiten ausgetragen werden dürfen. Anderenfalls wäre die Spielzeit für sämtliche Vereine endgültig beendet. Doch darüber muss sich beim Syntainics MBC niemand mehr Gedanken machen. In den kommenden Wochen arbeiten die Verantwortlichen um Geschäftsführer Martin Geissler daran, Cheftrainer Silvano Poropat von einem Verbleib zu überzeugen.
Viele personelle Baustellen im MBC-Kader
Ist die Trainerposition geklärt, geht es ans Werkeln am Aufgebot. Denn im Kader steht für die kommende Saison bislang nur einer: Sergio Kerusch. Alle anderen Spielerverträge wurden bereits aufgelöst oder laufen in diesen Tagen aus. Im vergangenen Sommer hatte Kerusch, der bereits seit 2016 für Weißenfels aufläuft, seinen Vertrag bis 2022 verlängert. Eine ungewöhnlich lange Laufzeit im sonst so schnelllebigen Basketballgeschäft.
„Ich liebe es einfach in Weißenfels“, sagt Kerusch, der beim Syntainics MBC vor zweieinhalb Jahren den Krebs besiegt hat. Spätestens seit dieser Zeit verbindet ihn unheimlich viel mit den Menschen im Klub und in der Stadt. „Für viele Spieler wird es jetzt hart, mitten in der Krise Jobs zu bekommen“, ahnt der 31-Jährige. „Ich bin mit meinem längerfristigen Vertag einer der Glücklichen. Dafür bin ich sehr dankbar. So viele Menschen, auch meine Eltern, leben momentan in Unsicherheit. Dass ich jetzt schon weiß, dass ich nächste Saison wieder erste Bundesliga in Weißenfels spielen kann, ist ein unbeschreibliches Gefühl.“
Wann Sergio Kerusch nach Weißenfels zurückkehren wird, steht jedoch längst noch nicht fest. Also hält er sich in seiner Heimat, in Memphis, Tennessee fit. „Ich bleibe so gut es geht zu Hause, aber zum Trainieren gehe ich an die frische Luft“, sagt der 1,95-Meter-Mann. „In den USA machen nächste Woche Sporteinrichtungen wieder auf. Ich persönlich möchte aber nicht meine oder die Gesundheit meiner Familie riskieren. Deshalb werde ich mich auf Eins-gegen-Eins-Drills konzentrieren und weiter an meiner Fitness arbeiten.“
Sergio Kerusch berichtet: Menschen in USA nehmen Corona-Situation nicht ernst
Ansonsten verbringt Sergio Kerusch die freie Zeit mit Lesen oder Videospielen. Über das Smartphone hält er Kontakt zu seinen Mitspielern beim Mitteldeutschen Basketball Club wie Andrew Warren, Benedikt Turudic oder Anthony Okao, genau wie zu den Mitarbeitern der Geschäftsstelle oder zum Management des Klubs. Denn: „Am Ende des Tages sind und waren wir nicht nur Mannschaftskameraden, sondern auch eine Familie“, sagt Kerusch.
„Ich will einfach, dass es allen gut geht.“ Doch er erzählt: „In Amerika ist es nicht wie in Deutschland. Die Menschen hier nehmen die Situation leider nicht so ernst. Ich denke, dass es deswegen auch länger dauern wird, bis sich die Lage normalisiert.“
Genau so lange wird es wohl dauern, bis er wieder Basketball spielen darf. „Ich kann gar nicht in Worte fasse, wie sehr mir das fehlt“, sagt Kerusch. „Basketball ist meine Leidenschaft, meine erste Liebe. Ich denke jeden Tag daran und vermisse jeden Aspekt des Spiels.“ Doch die Vision, nach Weißenfels zurückzukehren, lässt ihn diese Zeit überstehen, sagt er. (mz)