Stadthalle Weißenfels Stadthalle Weißenfels: Basketball-Akademie für Kinder

weissenfels/MZ - Meine prägende Erfahrung mit Bällen machte ich in der Grundschule. Beim Schulreife-Test musste ich so ein Ding fangen und werfen. Ich war damit vollkommen überfordert, zuckte nur zusammen und duckte mich weg. Seitdem zieht sich die Aversion gegen Bälle wie ein roter Faden durch mein dürftiges Sportler-Leben.
Als ich nun in der Schlange dem Basketballkorb immer näher rücke, habe ich gemischte Gefühle. Wird sich die Schmach des Nicht-Fangen-Könnens fortsetzen? „Level 1 ist ganz einfach. Beim zweiten wird es dann schon schwierig“, hat Anna Blumtritt, Pressesprecherin des gastgebenden Mitteldeutschen BC, zu mir gesagt. Natürlich starte ich beim Anfängerniveau.
Ich habe mich bei der kinder+Sport Basketball Akademie als MZ-Versuchskaninchen unter die Kinder gemischt, um den Parcours selbst auszuprobieren. Eigentlich ist die Basketball-Akademie, die in der Stadthalle Weißenfels stattfindet, nur für sie gedacht: Kinder mit und ohne Vorerfahrung, die an Stationen wesentliche Spieltechniken üben können. Werfen, dribbeln, Koordination - all das sollte man beherrschen, wenn man es aufs Spielfeld schaffen will.
Challenge accepted
Vor mir stehen Lena und Sarah und erzählen stolz, dass sie beim ersten Versuch getroffen haben. Dann zielt Jermaine. Er ist zehn Jahre alt und 1,40 Meter groß. Und er trifft sieben von zehn Körben. Jetzt stehe ich ordentlich unter Druck. Mit so viel Gefühl und Kraft wie möglich werfe ich den Ball Richtung Ring. Und treffe! Viermal von vorne, dreimal von der Seite. Das macht sieben Treffer. Challenge accepted!
Die kinder+Sport Basketball Akademie gibt es seit drei Jahren. In diesem Jahr macht sie erstmals Station in Weißenfels. „Es geht darum, dass die Kinder Spaß am Sport haben“, erklärt Blumtritt. Heute kommen rund 150 Kinder aus verschiedenen Weißenfelser Schulen. Sie sind zwischen acht und zwölf Jahre alt und dürfen ihr Können unter Beweis stellen. Als Belohnung gibt es ein Trikot - allerdings nur für diejenigen, die an jeder Station einen Stempel sammeln. Dafür muss man schon etwas leisten, verschenkt werden die Auszeichnungen nicht.
MBC-Wölfe als Vorbild
An der nächsten Station geht es ums Dribbeln. Die Nachwuchs-Basketballer müssen den Ball mit einer Hand um Slalomstäbe führen - möglichst so, dass er vor Gegenangriffen geschützt ist. Trainer Mario Leuschner macht es vor. Er lässt den Ball von einer Hand in die andere fliegen, macht Ausfallschritte und dribbelt zwischen den Beinen hindurch.
Die Kinder und ich, wir staunen mit offenem Mund. Leuschner hat aber einen Vorteil: jahrelange Übung. Er trainiert die Jugendmannschaft des MBC und bietet darüber hinaus Basketball-AGs an diversen Weißenfelser Schulen an. Das Interesse der Kinder ist groß, schließlich haben sie mit dem Erstligisten ein Vorbild in der eigenen Stadt.
Aber Leuschner stellt auch fest, dass Kindern die natürliche Bewegungsfähigkeit fehlt. „Wir machen deshalb nicht nur Basketballtraining, sondern wollen auch diese Defizite ausgleichen“, sagt er und lobt die kleine Juli für den gelungenen Parcours.
Dann bin ich dran, drehe meine Runden um die Stäbe und merke, wie schwer es mir fällt, den Ball zu kontrollieren. Wenn da echte Gegenspieler wären, ich hätte keine Chance. Trotzdem, der Ehrgeiz hat mich jetzt gepackt.
An der nächsten Station bekomme ich Unterstützung von meinem Kollegen Stefan Thomé. Er behauptet zwar, nur wenig Basketball-Erfahrung zu haben, aber so ganz glaube ich ihm das nicht - zu geschickt scheint mir sein Ball-Handling. Die Station heißt „Leiterparcours“. Es geht darum, vorwärts und rückwärts durch aufgemalte Kästchen zu hüpfen. Ein bisschen wie bei „Himmel und Hölle“, das kenne ich noch vom Schulhof. Trotzdem ist das Rückwärts-Laufen gar nicht so einfach.
Sport statt Playstation
Basketball-Profi Peter Fehse macht die Schrittfolge vor. Er war zwei Jahre lang Spieler beim MBC und ist nun als Jugendtrainer aktiv. „Es waren schon einige Talente dabei“, sagt er. Ich zähle eher nicht dazu, denke ich mir. Aber das ist auch nicht mein Anspruch. Wichtig ist, Freude am Sport zu haben. „Wir wollen nicht, dass die Kinder nach Hause kommen, den Ranzen in die Ecke werfen und die Playstation anmachen“, sagt Fehse. Deshalb trainiert er mit Kindern im Grundschulalter - der beste Zeitpunkt, um mit dem Sport zu beginnen.
Die „kinder+Sport Basketball Academy“ wurde 2011 gegründet und mit Alba Berlin gestartet, um Kinder und Jugendliche für Basketball und Bewegung zu begeistern. Seit der Saison 2012/13 gehört das Projekt zum Jugendprogramm der Basketball-Bundesliga.
In sechs aufeinander aufbauenden Schwierigkeitsstufen, vom „Rookie“ bis zum „Allstar“ können Kinder zwischen sieben und 15 Jahren Prüfungen ablegen.
Weitere Informationen unter: www.basketball.kinderplussport.de
Da ist bei mir offensichtlich etwas schief gelaufen - ich habe nie meine Freude am Mannschaftssport finden können. Heute bereue ich das. Da ist es schön zu sehen, dass die meisten Kinder Spaß am Sport haben. Niklas von der Albert-Einstein-Grundschule spielt Floorball, Sarah Badminton. Und Robin liebt Basketball. Mit seinen acht Jahren spielt er schon eine ganze Weile, beherrscht also die Grundlagen. „Am meisten mag ich das Körbewerfen“, sagt er. Und er hat ein großes Vorbild: Dirk Nowitzky. Der hat ja auch mal klein angefangen.
