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Formel 1 WM-Knall in Vegas: Norris und Piastri disqualifiziert

Was für ein Hammer! Lando Norris und Oscar Piastri werden nachträglich in Las Vegas disqualifiziert. Die Autos verstoßen gegen eine Regel. Für den WM-Kampf mit Max Verstappen hat das massive Folgen.

Von Maximilian Haupt und Jens Marx, dpa Aktualisiert: 23.11.2025, 11:07
Als Verstappen (Mitte) bei der Siegerehrung jubelte, wusste er noch, nicht wie wertvoll sein Sieg noch werden würde.
Als Verstappen (Mitte) bei der Siegerehrung jubelte, wusste er noch, nicht wie wertvoll sein Sieg noch werden würde. John Locher/AP/dpa

Las Vegas - Die niederschmetternde Nachricht von der Disqualifikation ereilte Lando Norris und seinen Teamkollegen Oscar Piastri weit nach Mitternacht auf der Rückreise von Las Vegas. Längst hatten die beiden das Fahrerlager in der Glücksspiel-Metropole verlassen, als der WM-Kampf vier Stunden nach der Zieldurchfahrt eine dramatische Wendung nahm und sich Max Verstappen Stunden nach seinem Sieg auch noch über den Jackpot freuen durfte.

An beiden Formel-1-Autos von McLaren waren die Bodenplatten nach dem Rennen zu dünn, sie unterschritten die vorgeschriebenen neun Millimeter. Platz zwei für Norris und die Vorfreude auf die mögliche Krönung schon beim kommenden Rennen: verspielt. Platz vier für Piastri: gestrichen. Stattdessen sind Verstappens WM-Chancen nun präsenter denn je in dieser Saison. 

Nach Scherzen war Norris nicht mehr zumute

Norris gute Laune bei der gemeinsamen Fahrt mit dem viermaligen Weltmeister zur Siegerehrung im pinken Lego-Cadillac hatte sich schon auf der Pressekonferenz verflüchtigt. Mit der Disqualifikation, an der er wie auch Piastri überhaupt keine Schuld trugen, wird der ohnehin nachdenkliche Brite erst einmal zu knabbern haben. Ob das Team gegen die Entscheidung in Berufung geht, blieb zunächst offen.

Statt in ein paar Tagen mit Zuversicht und 42 Punkten Vorsprung auf den Niederländer zum Grand Prix nach Katar zu reisen, liegt Verstappen nun nur noch 24 Zähler hinter Norris zurück. Mit Piastri ist er bereits gleichauf. 58 Punkte sind in Katar und danach beim Finale in Abu Dhabi maximal für einen Fahrer noch zu holen. Die Formel 1 bekommt ihren einmal mehr filmreifen Showdown und Verstappen die Chance auf den fünften Titel in Serie.  

„Nächstes Wochenende werden wir wieder versuchen, das Rennen zu gewinnen, und am Ende in Abu Dhabi werden wir sehen, wo wir stehen“, hatte der nun 69-malige Grand-Prix-Sieger Verstappen vor dem legendären Bellagio angekündigt, ehe dem Feuerwerk am Himmel eine spektakuläre Licht- und Wassershow dirigiert von Mickey Mouse folgte. Da wusste er noch nicht, was ein paar Stunden später passieren würde. 

Hamilton wurde für das gleiche Vergehen in China disqualifiziert

Den Rennkommissaren blieb keine Wahl. Für das gleiche Vergehen war Rekordweltmeister Lewis Hamilton in diesem Jahr aus den Ergebnislisten des Großen Preises von China gestrichen worden. Auch bei den beiden McLaren waren die Bodenplatten zu dünn, wenn auch minimal. 

Der Technische Delegierte des Internationalen Automobilverbandes hatte die Angelegenheit nach der Messung an die Rennkommissare übergeben. Das Regelwerk ist eindeutig. Bei der obligatorischen Anhörung konnten die Teamverantwortlichen nichts mehr ausrichten. 

Vielleicht wirkte Norris nach seinem 150. Grand Prix auch deswegen schon bei der Pressekonferenz nach dem Rennen auffallend negativ, nachdem er zuvor noch gescherzt hatte: „Naja, ich wollte Max einfach den Sieg überlassen. Ich wollte den Leuten eine Show bieten.“ 

Im Ernst: Norris hatte sich gleich zu Beginn schlicht verbremst, als er von der Pole aus den Weg innen für Verstappen auf Startplatz zwei zumachen wollte. Weil er aber mit zu viel Schwung in die erste Kurve raste, konnte der Niederländer locker überholen. 

Zum Bedauern des übertragenden US-Senders sagte Norris klipp und klar: „I fucked up.“ Auf gut deutsch hieß das: Er habe es verkackt. Im weiteren Rennverlauf musste Norris dann ordentlich Gas geben, schnappte sich aber zumindest noch George Russell im Mercedes, der den Fehler des WM-Führenden zunächst auch ausgenutzt hatte. 

Ahnte das Team gegen Rennende bereits etwas?

Bei allen Bemühungen kam er an Verstappen aber nicht ran, aus dem dritten Sieg in Serie wurde nichts. Gegen Rennende wuchs stattdessen der Rückstand auf Verstappen von rund fünf auf über 20 Sekunden an. Ob das Team zu dem Zeitpunkt womöglich schon etwas ahnte und Norris deswegen einbremste, ist offen. Immerhin gab Piastri in der Phase weiter Vollgas und schnappte sich kurz vor Schluss noch den Mercedes-Teenager Kimi Antonelli. 

Start frei für den maximalen Stressfaktor 

Norris hatte schon vor dem Start in sein Jubiläumsrennen ein Versprechen für die Fans abgegeben: „Wir werden es aufregend machen für Euch.“ Doch ein Szenario mit einer Disqualifikation dürfte selbst in seinen schlimmsten Vorstellungen keine Rolle gespielt haben. 

Nach seinen Siegen in Mexiko-Stadt und Brasilien - beide Male ausgebuht von Fans - könnten die bangen Stunden von Las Vegas zum WM-Wendepunkt werden. Zu Ungunsten von Norris trotz seiner Führung. Denn er weiß aus eigener Erfahrung vom vergangenen Jahr, als sich Verstappen in Las Vegas vorzeitig gekrönt hatte, wozu der 28 Jahre alte Niederländer in der Lage ist. 

Schon die ersten Durchhalteparolen

Wie zum Beweis dominierte Verstappen auch in Las Vegas. Dass er das Manöver von Norris gegen ihn zu Beginn zwar aggressiv nannte, aber gut fand, zeigt, was für ein Rennfahrer er ist. 2021 entthronte Verstappen in Abu Dhabi in einem Drama-Finale Hamilton, als dieser noch für Mercedes fuhr. In der vergangenen Saison wehrte Verstappen alle Attacken von Norris ab. 

Nach Zandvoort war Piastri der Führende der WM-Wertung mit 104 Punkten Vorsprung auf Verstappen - die hat der Niederländer nun schon alle aufgeholt. „Die nächsten zwei Wochen versuche ich einfach so gut wie möglich vorbereitet zu sein, das Beste aus mir rauszuholen und gute Ergebnisse einzufahren. Und die WM: Das ist jetzt einfach so, wie es ist“, sagte Piastri. Es klang schon nach Durchhalteparolen - noch bevor er und Norris disqualifiziert wurden.