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Deutsche bei der WM „Tun mir leid“: Darts-Profis zwischen Druck und Hoffnung

Fünf Deutsche kämpfen weiter um den WM-Titel – und die Erwartungen in der Heimat wachsen. Der Druck ist so immens, dass ein Lokalmatador sogar Mitgefühl zeigt.

Von Maximilian Wendl und Patrick Reichardt, dpa 19.12.2025, 11:40
Ricardo Pietreczko traut sich den WM-Titel zu
Ricardo Pietreczko traut sich den WM-Titel zu Bradley Collyer/PA Wire/dpa

London - Nach seiner WM-Premiere hatte Dominik Grüllich schon wieder genug von der größten Darts-Bühne der Welt. „Die Enttäuschung ist eigentlich gar nicht so da. Ich bin eigentlich froh, dass es vorbei ist“, sagte der 23-Jährige bei Sport1. Wäre der Außenseiter aus Bayern gegen den Weltranglisten-19. Jermaine Wattimena weitergekommen, hätten sich erstmals sechs deutsche Spieler für die zweite Runde qualifiziert.

Während Grüllich („Die Eindrücke waren einfach viel zu groß“) nach dem schnellen Ende frühzeitig abreisen kann, freuen sich fünf andere Deutsche auf weitere Chancen im Alexandra Palace von London. 

Die nationale Nummer eins Martin Schindler, Ricardo Pietreczko, der deutsche Rekord-Teilnehmer Max Hopp, der frühere WM-Halbfinalist Gabriel Clemens sowie Arno Merk haben ihre Auftaktaufgaben gemeistert. Noch jeweils ein Sieg - dann würden auch nach den drei Tagen Weihnachtspause noch Einsätze im Ally Pally warten.

Ein Quintett ist noch dabei

Vor allem dem Weltranglisten-13. Schindler und Pietreczko, der am Samstag (16.30 Uhr/Sport1 und DAZN) auf den derzeit formschwachen Dave Chisnall trifft, wird im weiteren Turnier- und Karriereverlauf noch einiges zugetraut. An Selbstvertrauen mangelt es zumindest Pietreczko nicht. 

„Ich bin hier, um dieses Turnier zu gewinnen. Warum nicht in diesem Jahr?“, sagte der 31-Jährige, den in seinem ersten Spiel beim 3:1 gegen Portugals José de Sousa Kreislaufprobleme geplagt hatten. Der große Druck, die Hitze auf der Bühne: Für manchen Darts-Profi wird die WM im Norden Londons zu einer Art Grenzerfahrung.

Aussagen wie die von Pietreczko nähren die Hoffnung vieler Fans – doch genau diese Erwartungen wurden deutschen Spielern in der Vergangenheit schon häufiger zum Verhängnis. Clemens konnte nach seinem Einzug ins WM-Halbfinale 2023 nicht mehr an diese Leistung anknüpfen. Hopp, einst ein großes Talent, nahm sich zwischenzeitlich eine Auszeit und feierte nun sein erfolgreiches Comeback bei der WM.

In Runde zwei ist sowohl Clemens (gegen den Niederländer Wessel Nijman) als auch Hopp (im Duell mit Englands Luke Woodhouse) Außenseiter. Ein besonderes Spiel erwartet Debütant Merk, der gegen den zweimaligen Weltmeister Peter Wright aus Schottland spielt.

„Die deutschen Spieler tun mir leid“

Auch die Konkurrenz nimmt den besonderen Druck wahr und zeigt Mitgefühl. „Die deutschen Spieler tun mir manchmal sogar ein bisschen leid“, sagte der Engländer James Wade in einem Sport1-Interview. „Deutschland wartet auf den Major-Sieger, und dieser Person wird regelrecht hinterhergejagt.“

Schindler bestätigt diese Einschätzung. Er hatte sich bereits vor der WM zur deutschen Medienlandschaft und den hohen Erwartungen geäußert. „Gewinnt man in Deutschland, ist man der Held. Verliert man, ist man sofort wieder der Loser“, sagte er. Für den Moment ist Träumen bei ihm und seinen vier verbliebenen Landsmännern aber weiter erlaubt.