1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Sportmix
  6. >
  7. Formel 1 in Spielberg: Nach Norris-Aussetzer: McLaren hält an „Papaya-Regeln“ fest

Formel 1 in Spielberg Nach Norris-Aussetzer: McLaren hält an „Papaya-Regeln“ fest

In Kanada ruinierte Lando Norris mit einem Crash sein Rennen. Er hätte auch seinem Teamkollegen Oscar Piastri noch heftiger schaden können. Was heißt das für die künftige Stallregie?

Von Martin Moravec, dpa Aktualisiert: 27.06.2025, 12:53
Bitte nicht crashen: die WM-Rivalen Lando Norris (l) und Oscar Piastri.
Bitte nicht crashen: die WM-Rivalen Lando Norris (l) und Oscar Piastri. Bradley Collyer/PA Wire/dpa

Spielberg - Auf dem Terrain von Red Bull und Max Verstappen blieb Oscar Piastri ganz cool. Knapp zwei Wochen nach dem von seinem McLaren-Teamkollegen Lando Norris in Kanada verursachten Crash wurde der stets unbeeindruckt wirkende WM-Spitzenreiter aus Australien zu seiner Rivalität mit dem Engländer befragt. Könne man Piastri vs. Norris mit Sebastian Vettel vs. Mark Webber aus den 2010ern vergleichen?

„Die Situation unterscheidet sich sehr“, meinte der 24-Jährige am Rande des Grand Prix von Österreich in Spielberg, wo Red Bull und Weltmeister Verstappen ihr Heimspiel haben. „Lando und ich sind ganz andere Menschen als Mark und Seb. Die Situation im Team und die Situation in ihren Karrieren waren ebenfalls sehr unterschiedlich.“

Vettel vs. Webber war explosiv

Piastri wird von seinem Landsmann Webber betreut, der 48-Jährige ist sein Manager und Mentor. Und Webber kann Piastri viel über damals erzählen, als er von 2009 bis 2013 Stallrivale von Vettel war. Ein Crash in der Türkei 2010 und der Zoff um die 2013 vom Deutschen in Malaysia missachtete Stallorder „Multi 21“ waren die nur sichtbaren Ausschläge dieser explosiven WM-Rivalität, an deren Ende es nur einen Sieger gab: Vettel.

Selbst nach dem Crash von Montréal ist das Verhältnis zwischen Piastri und seinem WM-Verfolger Norris aber weit von der einstigen Eiszeit zwischen Vettel und Webber entfernt. Es war der Premierenunfall beim McLaren-Duo, zudem entschuldigte sich Norris umgehend für seinen fatalen Fehler in der Schlussphase des Rennens, als er selbst ausschied, sich Piastri aber als Vierter noch ins Ziel rettete und seine Spitzenposition sogar ausbaute.

„Wir sind frei zu fahren“

Von einer teaminternen Eskalation ist man also bei McLaren, das seit 2018 wieder in dieser auffälligen Lackierung in Papaya-Orange um die Kurven rast, weit entfernt. Es gibt daher, und weil eine Titelentscheidung kurz vor der WM-Halbzeit ohnehin nicht zur Debatte steht, auch keine Änderung am Verhaltenskatalog der Fahrer. Oder wie es beim Traditionsteam aus Woking heißt: den „Papaya-Regeln“.

Diese Vorgaben, wie die beiden Piloten auf dem Asphalt gegeneinander zu fahren haben, seien die gleichen wie immer, sagte Piastri. „Wir sind frei zu fahren. Jeder kämpft noch um die Weltmeisterschaft. Wir werden sicherstellen, dass wir nicht schon wieder einen Kontakt haben.“

Vorsicht, Crash-Gefahr!

Norris erwartet auch nach seinem Fehler keine Belastungsprobe für den Teamfrieden. „Bei dem Vertrauen und der Ehrlichkeit, die Oscar und ich füreinander haben, ist es wichtig, dass wir als Team stark bleiben, weil wir nicht den Niedergang erleben wollen, den viele andere Teams in der Vergangenheit hatten“, erklärte der Engländer. Piastri und er sollten sich weiter „faire und harte Rennen am Limit“ liefern.

Eklats wie etwa bei Mercedes zur Hochzeit des Giftzweikampfs zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg sollen nicht vorkommen. „Die erste Regel ist natürlich, ob sie nun niedergeschrieben ist oder nicht, dass zwei Autos desselben Teams nicht ineinander krachen. Das ist das Wichtigste“, sagte Piastri. Außerdem will er es natürlich gar nicht soweit kommen lassen, dass ihm Norris in der WM-Wertung näherkommt. 22 Punkte hat Piastri mehr als sein Stallrivale, der seine Nerven einfach nicht in den Griff bekommt und dadurch Patzer nicht abstellen kann.

Der Boss mahnt

McLaren-Geschäftsführer Zak Brown hatte im vergangenen Jahr, nachdem es Norris in Monza nach einem Zweikampf mit Piastri verpasst hatte, noch mehr Boden auf den damaligen WM-Spitzenreiter Verstappen gutzumachen, eindringlich an die Prinzipien in „Papaya Spark“, wie der Farbton offiziell heißt, erinnert und eine Stallorder sogar ausgeschlossen. „Die Papaya-Regeln besagen, dass du gegen deinen Teamkollegen hart fahren kannst, aber fahre sauber und berühre ihn nicht“, dozierte der US-Amerikaner.

Hart, aber fair: So soll es zwischen Piastri und Norris weitergehen. Das Ziel nach dem Konstrukteurstitel 2024 ist nun auch die Fahrer-WM. Seit Hamilton 2008 wartet McLaren auf diese Krönung für einen seiner Piloten. Und die besten Karten hat zur Zeit Piastri.