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Rückkehr nach Doping-Fall „Habemus Sinner“: Tennisstar nach Sperre im Trubel gefeiert

Jannik Sinner kehrt nach der Sperre wegen seines Doping-Befundes in Rom auf die Tour zurück. Wenige Tage vor dem Comeback gibt die Nummer eins Gedanken ans Aufhören zu. Nun umgibt Sinner Euphorie.

Von Kristina Puck, dpa 06.05.2025, 13:58
Jannik Sinner tritt nach seiner Dopingsperre in Rom erstmals wieder an.
Jannik Sinner tritt nach seiner Dopingsperre in Rom erstmals wieder an. Alfredo Falcone/LaPresse/AP/dpa

Rom - Italienische Journalisten meldeten schon euphorisch „Habemus Sinner“: Nicht nur das zeigt, wie präsent der Hype um den zuvor ausgeschlossenen Tennisstar Jannik Sinner in seiner Heimat direkt wieder ist. Tausende Fans schauen sich bei seiner Rückkehr in Rom nach seiner Dopingsperre sein erstes Training an. Schon beim Betreten des Platzes jubeln sie dem Italiener zu, als ginge es um ein Finale oder zumindest um ein wichtiges Match. Das Fernsehen überträgt Trainingsbilder live.

Bei seiner ersten Pressekonferenz bei dem Masters-1000-Event sitzen die Journalisten dicht an dicht. Von selbst räumt der US-Open-Sieger von 2024 gleich zu Beginn mit Gerüchten über eine neue Liebe auf („Ich bin nicht in einer Beziehung“) - Sinner ist längst mehr als nur ein Tennisspieler.

Sinner: „Ich bin glücklich, wieder Tennis zu spielen“

Auf die erste Frage antwortete er dann, er habe die Sperre anfangs nicht akzeptieren wollen, weil er wisse, was wirklich passiert sei. „Aber manchmal muss man in einem sehr schlechten Moment das Beste wählen, und das haben wir getan. Jetzt ist also alles vorbei. Ich bin glücklich, wieder Tennis zu spielen“, sagte der Weltranglisten-Erste über die Einigung. Sinner war für drei Monate gesperrt worden, nachdem bei ihm im März 2024 Spuren des Dopingmittels Clostebol entdeckt worden waren.

Italienische Medien: „Habemus Sinner“

In der Tennisszene wird Sinners Comeback mit Spannung erwartet. Italienische Journalisten schrieben von „Habemus Sinner“. Sie spielten damit auf die Konklave zur Wahl des Papstes an, die am Mittwoch nur wenige Kilometer entfernt beginnt. Habemus Papam wird verkündet werden, wenn weißer Rauch aufgestiegen ist: Wir haben einen Papst. Italiens Sport hat einen Sinner.

In seiner Heimat wurde nun auch beobachtet, wann der 23-Jährige mit seinem Privatflugzeug landete und dass er eine weiße Trainingsjacke und eine schwarze Hose dabei trug. Die Euphorie steht im Kontrast zu Sinners Gedanken, die er vor wenigen Tagen beim Sender Rai preisgab.

Sinner räumt Gedanken ans Aufhören ein

In einem Interview antwortete der Südtiroler auf die Frage, ob es je einen Moment gab, in dem er alles aufgeben wollte, nach kurzem Zögern: „Ja. Ich erinnere mich, dass ich vor den Australian Open in diesem Jahr keine sehr glückliche Phase hatte.“ 

Am 26. Januar hatte Sinner in Melbourne im Endspiel gegen Alexander Zverev triumphiert. Tröstend hatte er den Hamburger bei der Siegerehrung in den Arm genommen. Es war sein letzter Auftritt vor dem Ausschluss. In Rom soll der Topgesetzte am Samstag wieder starten.

„Die Spieler haben mich anders angeschaut“

Bei den Australian Open war noch offen gewesen, ob Sinner womöglich lange gesperrt wird. Als er in Australien ankam, habe er sich nicht wohlgefühlt, etwa in der Umkleide oder beim Essen, berichtete Sinner. „Die Spieler haben mich anders angeschaut. Das war nicht schön. Es ist schwer, so zu leben im Tennis.“

Der außergerichtlich getroffene Deal über die Drei-Monats-Sperre war Mitte Februar bekanntgeworden. Die Welt-Anti-Dopingagentur erklärte, dass der Fall „eine Million Kilometer entfernt von Doping“ sei. 

Sinner hatte zuvor angegeben, dass die Substanz über die Hände eines Masseurs unwissentlich in seinen Körper gelangt sei. Die im Tennis für Dopingverfahren zuständige Agentur Itia glaubte ihm und verzichtete auf eine Sperre. Dagegen ging die Wada vor und rief den Sportgerichtshof Cas an. 

Ob der Drei-Monats-Bann gerecht sei oder nicht, diskutierte die Tennis-Szene kontrovers. Zverev fand den gesamten Prozess „seltsam“. Die zurückgetretene Serena Williams sagte, dass sie „20 Jahre“ bekommen hätte und ihr Grand-Slam-Titel aberkannt worden wären. 

Sinner sicherte sich nach dem Befund im vergangenen Jahr den Titel in New York und zu Beginn der neuen Saison den Triumph in Melbourne. Rekord-Grand-Slam-Champion Novak Djokovic sprach ebenfalls von einem Gefühl der Vorzugsbehandlung, das in den Umkleiden Thema sei. Sinner wies dies zurück.

Zverevs Formkrise verhindert Sprung an die Spitze

Chancen auf die ruhmreichen Titel hat er während der Sperre nicht verpasst. Das nächste Grand-Slam-Turnier geht am 25. Mai los: die French Open in Paris. In Rom und vor deutschem Publikum in Hamburg kann sich Sinner darauf vorbereiten.

Das Herren-Tennis war in seiner Zwangspause von unbeständigem Auftreten und dem Schwächeln seiner Top-Konkurrenten wie Carlos Alcaraz, Zverev oder Djokovic geprägt. Sinners Status als Nummer eins blieb völlig unangetastet. Zverev hätte ihn ablösen können, kriselte aber. Nach den Australian Open verlor er Kräfte, Selbstvertrauen gewann er erst kürzlich mit dem Turniersieg in München zurück.

Am härtesten sei die Suspendierung am Anfang gewesen, schilderte Sinner. Er habe keine Sportveranstaltungen besuchen dürfen. Er konnte nicht ins Stadion gehen, um ein Fußballspiel zu sehen, seine Freunde nicht bei Radrennen unterstützen. An seine Teilnahme in Rom habe er jetzt geringe Erwartungen. „Das Ziel wird Paris sein, aber ich bin hier, um zu sehen, auf welchem Niveau ich bin.“