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Snowboard-Superstar White Shaun White bei Olympia 2018: Höher, stylischer, emotionaler

Von Max Bosse 14.02.2018, 13:58
Kann seine Tränen nicht zurückhalten: Shaun White
Kann seine Tränen nicht zurückhalten: Shaun White Getty Images AsiaPac

Pyeongchang - Als Shaun White mit eigenen Augen sah, was er gerade vollbracht hatte, schlug er die Fäustlinge vor sein Gesicht. „Im Herzen wusste ich, dass ich es kann“, sagte er. Doch die Verwirklichung dieses Könnens auf dem TV-Bildschirm anzuschauen, das rührte ihn zu Tränen. Zum zweiten Mal in seinem Leben heulte der 31 Jahre alte Snowboarder nach einem Wettbewerb – 2006 bei seinem ersten Olympiasieg und nun 2018 bei seinem dritten Gold.

Die Halfpipe-Entscheidung war der erste Wettkampf dieser Olympischen Spiele, die heimische und internationale Fans gleichermaßen elektrisierte. Während bislang vor allem beim koreanisch dominierten Shorttrack Stimmung aufgekommen war, andere olympische Medaillenvergaben hingegen an Dorfwettkämpfe mit treuen Familienangehörigen am Zaun erinnerten, drängten die Fans schon Stunden vor dem Beginn der Show in die Zuschauerbereiche.

Als sich White bereit machte, um als letzter Fahrer im dritten Durchgang den führenden Japaner Ayumu Hirano abzufangen, sprangen auch die Sitzplatzkartenbesitzer auf. Weil er die Quali am Vortag gewonnen hatte, durfte der US-Amerikaner das Finale beschließen. „Das war ein verrücktes Déjà-vu“, sagte er. Vor vier Jahren in Sotschi war er in dergleichen Situation gewesen, aber es fehlte die Motivation. „Damals war ich schon besiegt, bevor ich angekommen war“, erinnerte er sich. Jetzt aber blickte er auf die brüllende Menge 300 Meter weiter unten. „Alle Welt schaut zu. Ich wusste, dass mir diese Energie hilft.“ 

White begann mit einer Vierfachdrehung, die er so noch nie gelandet hatte und ließ den Sprung folgen, der ihn im Sommer ins Krankenhaus gebracht hatte. „Bei allen anderen Gelegenheiten wäre ich panisch gewesen“, sagte er, aber Olympia – so verrückt das klingt – gab ihm die Ruhe: „Ich bin besser, wenn der Druck hoch ist.“

Einer der besten Durchgänge seiner Karriere

Und höher war der nie gewesen. Das Niveau im Snowboarden ist in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen. Hirano hatte im zweiten Lauf eine imposante Aneinanderreihung von Höchstschwierigkeiten in den Himmel gewirbelt und war in der Wertung an White vorbeigeflogen. Es zählt der beste von drei Versuchen.

Aber White setzte eben noch einen drauf, sprang höher, drehte stylischer und landete sicherer. Vier Jahre nach einem Burnout und sechs Monate nach dem Sturz, der ihn erstmals im Leben wirklich hatte Angst erleben lassen, vor dem was passieren kann, wenn in diesem Sport eine Wenigkeit schiefgeht. Doch nun war ihm einer der besten Durchgänge seiner Karriere gelungen. Entsprechend hemmungslos war die Freude:  „Wir haben es geschafft!“, brüllte er, bevor er den Zaun öffnen ließ und sich in die Menge stürzte.

Die besiegten Konkurrenten hatten das Gelände da bereits verlassen, vorher aber noch viel Bewunderung in die Mirkos diktiert. „Das war der beste Lauf aller Zeiten“, applaudierte der fünftplatzierte Patrick Burgener (Schweiz). White hat sich derweil die nächste Mission vorgenommen. 2020 will er Olympia im Sommer erleben. Auf dem Skateboard. Die olympische Premiere dieses Sports ist genau die Art Bühne, die er liebt. Historisch und golden schimmernd.