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Schwimmen Schwimmen: Biedermann lässt sich nicht unterkriegen

Von Thomas Lipinski und Tobias Küpper 14.04.2013, 14:43
Nach seiner WM-Absage wegen des großen Trainingsrückstandes nimmt Schwimmstar Paul Biedermann die Heim-WM 2014 in Berlin ins Visier.
Nach seiner WM-Absage wegen des großen Trainingsrückstandes nimmt Schwimmstar Paul Biedermann die Heim-WM 2014 in Berlin ins Visier. dpa/archiv Lizenz

Dillenburg/sid - Paul Biedermann schrieb fleißig Autogramme, lächelte in die Kameras und gab den Nachwuchsschwimmern Tipps. Nur selbst ins Wasser ging der Weltrekordler nicht. „Die Enttäuschung ist schon groß“, sagte der Doppel-Weltmeister von 2009 nach seiner WM-Absage im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Jetzt muss ich einfach in den sauren Apfel beißen, muss trainieren und das Beste daraus machen.“ Beim Oranier-Schwimmfest im hessischen Dillenburg, wo er eigentlich in die Langbahnsaison starten wollte, musste sich der 26-Jährige mit der Zuschauerrolle begnügen - so wie es auch bei der DM in Berlin (25. bis 28. April) und bei den Weltmeisterschaften in Barcelona (19. Juli bis 4. August) sein wird.

Eine zweimonatige Trainingspause nach einem verschleppten Infekt zwang den Olympiafünften zum Saison-Aus. „Schwimmen ist mein Leben“, sagte Biedermann: „Ich bin seit 2004 bei fast allen Höhepunkten dabei gewesen. In diesem Sommer nicht am Start sein zu können, ärgert mich schon. Aber Gesundheit ist jetzt für mich das Wichtigste.“ Als er am Wochenende in Dillenburg das Juniorteam seines Sponsors (DVAG) mit dem einen oder anderen Tipp unterstützte, gab er sich kurz nach seiner WM-Absage schon wieder kämpferisch. „Ich habe in den letzten Tagen den Spruch gehört: Man muss immer einmal mehr aufstehen, als man hinfällt“, sagte Biedermann und blickte nach vorne: „Ich merke, dass ich eine Motivation habe. Das zeigt mir, dass ich das Schwimmen sehr liebe und bis 2016 weiterschwimmen möchte. Ich weiß: Da ist noch was.“

Als neues Ziel hat sich der deutsche Schwimmstar die Heim-EM 2014 in Berlin gesetzt, „das ist für mich ein riesiger Ansporn“. Ins Wettkampfbecken zurückkehren will er im Herbst zur Kurzbahnsaison mit der EM in Dänemark als Höhepunkt. Der neue Chef-Bundestrainer Henning Lambertz hatte nach Biedermanns Absage leichte Kritik geübt, weil er bei der nationalen Meisterschaft in knapp zwei Wochen, die als WM-Qualifikation dient, nicht noch einen letzten Versuch unternehmen wollte. „Vielleicht hätte er sich ja für die WM qualifiziert, dann hätte er noch viel Zeit für einen neuen Trainingsaufbau gehabt“, sagte Lambertz dem SID. „Man hätte es sicher versuchen können, aber es hätte nicht meinen Ansprüchen entsprochen“, entgegnete Biedermann: „Ich schwimme für mich, und weil es mir Spaß macht. Und wenn ich weiß, dass es wieder nur eine Übergangslösung ist, mit der ich eigentlich nicht zufrieden bin, hätte ich mich nicht wohlgefühlt.“

Sich auf seine Vorqualifikation für die WM aufgrund seiner Olympia-Finalteilnahme zu verlassen, war Biedermann zu riskant. „Wenn bei der DM zwei Athleten schneller gewesen wären, hätte ich in die Röhre geguckt“, sagte er: „Ich wollte einen Haken setzen.“ So muss Lambertz bei seinem ersten Großereignis als Chef der Schwimmer auf ein Aushängeschild und einen Medaillenkandidaten verzichten, von denen er ohnehin wenig hat. Somit bleibt Biedermanns Lebensgefährtin Britta Steffen die größte Hoffnungsträgerin, die dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) nach dem Olympia-Debakel wieder auf die Beine helfen soll.

„Ich werde Britta so gut unterstützen, wie ich kann“, sagte Biedermann: „Wir haben mit den Jahren gelernt, mit dem Druck umzugehen.“ Eine gute Rolle bei der WM traut der Weltrekordler über 200 und 400 m Freistil seinen Staffelkollegen Yannick Lebherz (Potsdam) und Dimitri Colupaev (Mainz) zu. Dass er das 4x200-m-Quartett nicht verstärken kann, tut ihm besonders leid: „Da wollte ich gerne dabei sein. Aber letzten Endes ist es ein Einzelsport, und ich musste auf meine Gesundheit hören.“