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Schach-WM Schach-WM: Kult-Norweger Magnus Carlsen ist Weltmeister

Von André Anwar 22.11.2013, 14:49
Handschlag vor dem letzten Duell: Magnus Carlsen (r.) begrüßt Viswanathan Anand. Schon vor dem Spiel wusste der Norweger, dass ihm ein Remis reichen würde, um Weltmeister zu werden.
Handschlag vor dem letzten Duell: Magnus Carlsen (r.) begrüßt Viswanathan Anand. Schon vor dem Spiel wusste der Norweger, dass ihm ein Remis reichen würde, um Weltmeister zu werden. AP Lizenz

Stockholm/mz - Magnus Carlsen hat den bisherigen Titelträger Viswanathan Anand am Freitag im indischen Chennai als Schach-Weltmeister entthront. Im zehnten Spiel ergab sich nach 65 Zügen und rund vier Stunden und 45 Minuten Spielzeit ein Unentschieden.

Carlsen, der bereits durch die neun vorhergehenden Spiele der Vortage deutlich in Führung lag, erreichte damit die für den Gesamtsieg notwendigen 6,5 Punkte. „Ich habe versucht, ein solides Spiel aufzuziehen. Ich wollte die Partie gewinnen, aber dabei kein großes Risiko eingehen. Das hat nicht funktioniert, dann musste ich auf Unentschieden spielen“, sagte er nach dem Spiel.

Nur Kasparow war jünger

Titelverteidiger Anand, seit 2007 Weltmeister, gelang in den zehn Spieltagen kein einziger Sieg gegen den Norweger. Vier Partien gingen unentschieden aus. Drei Partien hatte Carlsen durch teils grobe Fehler Anands gewonnen. Und so zeigte sich der Inder als guter Verlierer. „Normalerweise sind lange Partien meine Stärke. Aber dieses Jahr hatte ich viele Probleme mit Fehlern“, sagte Anand. „Ich gratuliere Magnus. Er hat diese Fehler provoziert.“

Carlsen hatte bereits vorher die Weltrangliste angeführt. Ihm fehlte aber der begehrteste Titel im Schach. Nun ist er mit 22 Jahren zweitjüngster Weltmeister der Geschichte, nach Garri Kasparow der beim Sieg gegen Anatoli Karpow 1985 ein paar Monate jünger war.

In Norwegen hat der Siegeszug des jungen Mannes eine Schacheuphorie ausgelöst. Seit Beginn des WM-Duells hat sich der Verkauf von Schachbrettern verdreifacht. Auch die Nachfrage nach Computerprogrammen für Schach soll drastisch gestiegen sein. Sechs von zehn Norwegern verfolgten die WM. Der Internetverkehr zu den Seiten, welche die Meisterschaft direkt übertrugen, war so groß wie sonst bei der Skiweltmeisterschaft.

Auf Schach geeicht

Carlsen, der als sympathischer Eigenbrötler gilt, hat es in Norwegen längst zum Kultstatus gebracht. Doch unter seine Fixierung auf den Sport scheint das Privatleben zu leiden. Er soll noch bei den Eltern leben. Die norwegischen Boulevardblätter, die ihn eifrig beobachten, haben noch keine Freundin an seiner Seite ausmachen können.

Doch die massive Förderung durch seine Eltern und die harte Arbeit und Konzentration auf das Brettspiel haben sich für Carlsen ausgezahlt – auch finanziell. Laut Berechnung der norwegischen Wirtschaftszeitung NA24 wird er mit nun mindestens drei Millionen Euro im Jahr verdienen können.