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Rudern Rudern: Plötzlich nur Zuschauer

Von Christoph Karpe 05.08.2013, 21:19
Michaela Schmidt
Michaela Schmidt Schulz Lizenz

Halle/MZ - Klaus Ritter war am Montag auf dem Weg nach Ratzeburg. Dort bereiten sich die deutschen Ruderer in der Endphase auf die WM vor. Ab dem 25. August geht es in Südkorea um die Medaillen. Trainer Ritter wird dort den Zweier ohne Steuermann mit dem Hallenser Philipp Naruhn und Andre Sieber aus Pirna betreuen. Zweite WM-Starterin von der HRV Böllberg-Nelson ist Julia Lier. Sie sitzt im Doppelzweier mit Mareike Adams aus Essen. Ihre Tickets zum Saisonhöhepunkt hatten die Boote mit ihren guten Resultaten beim Weltcup in Luzern sicher.

Eigentlich, so glaubten die Verantwortlichen in Halle, würden auch Michaela Schmidt und Anne Becker zum deutschen Aufgebot gehören, oder zumindest eine der beiden. Sie ruderten in Luzern im Achter, der wegen Chancenlosigkeit aber nicht für die WM gemeldet worden war. Klar war aber, dass ein Duo aus dem Team den Zweier besetzen würde. Aus den verbliebenen sechs Ruderinnen sollte der Vierer entstehen.

Die Entscheidung über das WM-Quartett fiel nach einem Lehrgang in Dortmund. Und beide Hallenserinnen waren plötzlich raus. Was für mächtig Ärger sorgt. „Die Art und Weise, wie sie ausgemustert wurden, ist enttäuschend. Es war das typische Dortmunder Prinzip“, sagt Klaus Ritter resignierend. Denn es wiederholte sich ein Auswahlverfahren nach dem Motto: Wer aus Dortmund kommt, oder der Umgebung, wird bevorzugt. Das sagt Klaus Ritter so nicht.

Sein Bruder Hans-Herwig, der einstige Leiter des Olympiastützpunktes in Halle und ehemalige Chef des Landesruderverbandes wird deutlicher. „Ich wusste, dass es so kommen würde. Die Entscheidung ist falsch - vor allem in Bezug auf Michaela Schmidt. Sie gehört nach ihren Leistungen unbedingt in den Vierer. Aber danach geht es eben nicht immer. Anne Becker hatte vielleicht etwas Rückstand nach den Ergometer-Tests. Aber auch sie hatte sich im Verlauf der Saison gesteigert“, sagt Hans-Herwig Ritter, den das „ständige Theater“ mit den Auswahlkriterien in Dortmund ärgert. Früher schon waren Naruhn und Florian Eichner aus unerfindlichen Gründen aus dem Deutschland-Achter geflogen.

Jetzt haben die Ritters die jungen Damen mental wieder aufgebaut. „Sie haben eine gute Saison gerudert“, sagt Klaus Ritter. Die Konsequenz: „Sie müssen eben bei den Einzeltests nicht die Nummer drei und vier, sondern die eins und zwei sein“, so Hans-Herwig Ritter.

Das Ziel ist klar: Schmidt und Becker sollen bis 2016 zu den Sommerspielen in Rio objektiv unverzichtbar sein.