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„Wesentlich größere Risiken als Sars-CoV-2“ Sportmediziner: Verbände haben in Corona-Pandemie versagt

Aktualisiert: 17.4.2021, 11:00

Berlin - Nach Überzeugung von Sportmediziner Perikles Simon haben die deutschen Sportverbände in der Corona-Pandemie versagt, weil sie erst zum Ende des Winters energischer auf die Bedeutung des Breitensports gepocht hätten. „Man hätte nicht so leicht der Politik den Gefallen tun sollen, den Sport als „Show“, als „schönste Nebensache der Welt“ - eben als Opium für das Volk - ablaufen zu lassen“, kritisierte Simon in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag).

„Man hätte viel mehr Solidarität mit dem Breitensport, der Kunst und der Kultur zeigen müssen, die sich keine aberwitzigen Hygienekonzepte verordnen können, die drohen kaputtzugehen“, sagte der 48 Jahre alte Leiter der Sportmedizin an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz.

Perikles Simon: Für Sportler und Gesellschaft gibt es wesentlich größere Risiken als Sars-CoV-2

Corona könnte den Sport noch lange beeinträchtigen. „Ein Steuern auf Sicht dürfte den Breitensport mindestens noch ein Jahr ganz wesentlich verhindern“, betonte der Wissenschaftler. „Wenn wir uns nicht darauf einigen können und wollen, dass es für die Sportler und auch die Gesellschaft wesentlich größere Risiken gibt als Sars-CoV-2 und wir diese auch gemeinhin einfach so akzeptieren wie zum Beispiel die extrem tödliche Sesshaftigkeit, dann wird das den Sport völlig verändern“, warnte Simon.

Der Sport werde so wie die Gesellschaft, sagte der Experte. „Falls es so bleibt, wird er je nach Sichtweise intoleranter und unsozialer, oder er wird, wie es in dieser Krise schon bemerkt wurde, zu einem Zusammenhalt im Volk beitragen, der höher denn je sein wird. Ich tendiere zu Zweitem“, betonte Simon in dem „FAZ“-Interview, „denn der gesunde Mensch ist ein Zoon Politikon - ein Wesen, das bei allem Social Distancing nur mit und in der Gemeinschaft leben kann“. (dpa)