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  7. Skispringen: Andreas Wank bringt deutsche Talente in Form

Ex-Skispringer aus Sachsen-Anhalt Wie Olympiasieger Andreas Wank die deutschen Talente in Form bringt

Sachsen-Anhalts Olympiasieger Andreas Wank arbeitet heute als Trainer. Wie er auf den DSV-Nachwuchs und die Diskussion um Chefcoach Horngacher blickt.

Von Fabian Wölfling Aktualisiert: 25.05.2023, 09:42
Andreas Wank besuchte Anfang Mai seine ersten Schanzen in Rothenburg. 2014 gewann der Domnitzer Olympia-Gold mit dem Team.
Andreas Wank besuchte Anfang Mai seine ersten Schanzen in Rothenburg. 2014 gewann der Domnitzer Olympia-Gold mit dem Team. (Foto: Wölfling)

Rothenburg/MZ - Der sich lang hinziehende Weg durch den Wald, dann plötzlich der sich öffnende Blick auf die Schanzen, wo für ihn einst alles begann. Für Andreas Wank sind das immer wieder Momente des Heimkommens.

Als furchtloses Talent hat er einst angefangen beim SFV Rothenburg (Saalekreis), als Olympiasieger und Trainer kommt der heute 35-Jährige immer noch gern zurück. Gerade erst Anfang Mai war er Stargast beim traditionellen Sprungevent zur Baumblüte seines Heimatvereins. „Ein schöner Besuch“, sagt Wank dazu.

Die Zeit um in Rothenburg, wo eine Schanze seine Namen trägt, vorbeizuschauen, nimmt sich der Team-Olympiasieger von den Winterspielen in Sotschi 2014. Auch wenn Wank, der in Domnitz im Saalekreis aufgewachsen ist, heute eher noch mehr zu tun hat als zu seinen aktiven Zeiten.

Unmittelbar nach seinem Karriereende 2019 ist er in das Trainergeschäft eingestiegen. Nach drei Jahren als Assistent an der Seite von Bundestrainer Stefan Horngacher trägt der hochgewachsene Ex-Athlet seit 2022 erstmals selbst Verantwortung.

Skispringen: Andreas Wank trainiert Deutschlands Top-Talente

Wank ist Cheftrainer des sogenannten C-Kaders. In dem versammeln sich die hoffnungsvollsten deutschen Talente im Alter von 16 bis 20 Jahren. Hier sollen sie den Feinschliff erhalten, bevor es auf die große Bühne geht, in die Duelle mit den Graneruds, Kubackis und Geigers dieser Skisprungwelt. „Es ist ein Durchlaufkader, ein Bindeglied“, erklärt Wank. „Bei mir springen sie erstmals bei Junioren-Weltmeisterschaften mit, sollen es dann in den Continental Cup und im Optimalfall in den Weltcup schaffen.“

Wank, der leidenschaftlich über Absprungwinkel und Materialfeinheit philosophieren kann, geht in der Nachwuchsarbeit auf. „Das liegt mir, es macht mir Spaß, die Burschen voranzubringen“, wie er im Sprech seiner inzwischen süddeutschen Heimat sagt. Schon seit seiner aktiven Zeit, in der er 2010 auch Team-Silber bei den Olympischen Spielen in Vancouver gewann, lebt er in Titisee-Neustadt im Schwarzwald.

Zugleich ist es ein Vertrauensbeweis des Deutschen Ski-Verbandes, Wank die Leitung des C-Kaders zu übertragen. Denn das deutsche Skispringen braucht dringend neue Weitenjäger. Richard Freitag und Severin Freund haben aufgehört, Markus Eisenbichler ist 32 Jahre alt, Karl Geiger 30. Andreas Wellinger ist mit 27 Jahren im besten Alter, hat aber schon eine schwere Knieverletzung hinter sich. Ein Siegspringer ist in den vergangenen Jahren nicht nachgekommen.

„Wir haben immer noch eine gute Breite im Nachwuchs, viele Talente“, sagt Wank. „Aber im Übergang vom Nachwuchs in den Herrenbereich, also vom C- in den B- oder gar A-Kader haben wir aktuell nicht ganz das Leistungsniveau, das es braucht. Aber das versuche ich anzukurbeln, jetzt ja gemeinsam mit Werner Schuster.“

Der ehemalige Bundestrainer, der sich 2019 nach sehr erfolgreichen Jahren zurückzog und von Horngacher abgelöst wurde, ist als Chef des Nachwuchses zum deutschen Verband zurückgekehrt. „Er weiß extrem viel, hat gerade im Nachwuchs ein enormes Know-how“, sagt Wank. „Er wird uns sehr helfen, ich habe auf jeden Fall vor, ihm alles Wissen rauszusaugen, was ich kann.“

Andreas Wank versteht Kritik an Stefan Horngacher nur bedingt

Der ehemalige Spitzenathlet sieht sich in seiner neuen Berufung immer noch als Lernender. Im ersten Jahr als Cheftrainer des C-Kaders wollte er zu schnell zu viel. „Die Weiten waren dann nicht so da, wie ich mir das vorgestellt habe.“ Mehr Gelassenheit und ein breiterer Ansatz, das hat er sich für das zweite Jahr vorgenommen. „Wir haben im Nachwuchs schon zu viel auf die Technik geschaut, wollten alles genauso machen, wie die Männer“, sagt Wank.

Ein Fehler. „Die Jungs sollen jetzt freier sein, sich freier bewegen, sprinten, spielen, so an ihre körperlichen Grenzen kommen und auf der Schanze dürfen sie auch Fehler machen.“ Das Ziel ist ein besseres Körpergefühl, wodurch Technikfehler, wie ein zu später Absprung, ausgeglichen werden können.

Wie das aussehen kann, hat Halvor Egner Granerud, der amtierende Tournee- und Gesamtweltcup-Sieger im Winter eindrucksvoll gezeigt. Trotz häufiger Skifehler und einem Rechtsdrall flog der Norweger der Konkurrenz dank seines einmaligen Fluggefühls davon.

Auch der deutschen Konkurrenz. Hinter den DSV-Adlern liegt die schwächste Saison seit elf Jahren. Zwei Siege und acht Podestplätze gab es nur. Vor allem die prestigeträchtige Tournee geriet zur Enttäuschung. Als Elfter war Wellinger noch bester Deutscher.

Horngacher, zuvor drei Jahre erfolgreich, geriet in die Kritik. Wank hat das registriert, verstehen kann er es nur bedingt. „Weltcup und Tournee sind nicht gelungen, aber die Athleten haben eine super WM gesprungen, drei Medaillen geholt“, sagt er. „Im Skispringen geht es ganz schnell. Wir waren in den drei Jahren zuvor vorn mit dabei, das werden wir auch künftig wieder sein.“ Horngacher, das betont er, sei ein absoluter Fachmann. „Er ist der beste Trainer, den ich je hatte. Er sieht Potenziale, weiß, was zu tun ist.“