Nun ist Paralympics-Medaille das Ziel Parakanutin Anja Adler feiert ersten Weltcupsieg

Halle (Saale) - Sie teilten ihre unbändige Freude: Pascale Bercovitch, die israelische Kanutin, die als Siebte dieses Weltcuprennens gerade das letzte noch freie Ticket für die Paralympics ergattert hatte, und die Schnellste, Anja Adler. Die Hallenserin hatte zwar vorher schon den Tokio-Platz sicher, doch mit ihrem Sieg erlebte auch die 32-Jährige etwas für sie Unvergessliches.
„Mein erster Weltcupsieg ist mir in Szeged gelungen, also auf der Regattastrecke, auf der ich 2017 meinen internationalen Einstand gegeben habe“, sagt Anja Adler. So richtig fassen könne sie das aber immer noch nicht. „Alles hat geklappt, sogar der Start, bei dem ich meist wertvolle Zeit liegen gelassen habe.“
Mit 54,49 Sekunden auf den 200?Metern war sie trotz Gegenwind ihrer Bestzeit (54,01) ganz nah gekommen - das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Nun wolle sie in Tokio nicht nur dabei sein, sondern möglichst um eine Medaille mitkämpfen, sagt die frühere Leichtathletin, die seit einem Unfall bei Höhlenforschungsarbeiten als Geologiestudentin auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Parakanu: Anja Adler siegt in Abwesenheit ihrer Konkurrentin
Zwei, drei ihrer schärfsten Konkurrentinnen waren aber diesmal nicht dabei wie die Australierin Susen Seipel - die ihr prompt via Instagram gratulierte. „Wir liefern uns im Wettkampf harte Duelle, aber sonst sind wir untereinander befreundet“, sagt Adler. Der Sieg jetzt hat ihr gezeigt, die komplizierten Bedingungen durch Corona und den Lockdown gut gemeistert zu haben. Weil in dem langen und harten Winter der See zugefroren war und ein Warmwasserlehrgang nicht möglich, ging es zwischenzeitlich samt Boot in die Schwimmhalle. Im festgemachten Arbeitsgerät paddelte sie einfach auf der Stelle - der Einfallsreichtum der Trainer zahlt sich aus.
Ein paar Tage, sagt die angehende Meteorologin - alle Prüfungen sind geschafft, nur die Masterarbeit steht nach Tokio noch aus - wird sie wohl brauchen, um das Erlebte sacken zu lassen. Nach anderthalb Jahren ohne großen Wettkampf weiß Anja Adler nun, wo sie steht. Bestätigen will sie das vor den Paralympics unter anderem noch bei der EM, die in zwei Wochen in Poznan ist. (mz)