Titel auch für Marvin Bollinger Cindy Roleder wird Mitteldeutsche Mehrkampfmeisterin
Hürden-Ass Cindy Roleder wird Mitteldeutsche Mehrkampfmeisterin. Wo sich die junge Mama bei ihrem Comeback sieht. Auch Marvin Bollinger gewinnt.

Halle (Saale)/MZ - Die Muskeln schmerzen. Die Beine sind ein bisschen schwer, „aber das ist okay so“, sagt Cindy Roleder - und wirkt trotz des „platt seins“ ausgesprochen fröhlich.Irgendwie fühlt es sich ja auch gut an, in einem Wettkampf alles aus sich herausgeholt zu haben. Endlich mal wieder.
Bei den Mitteldeutschen Mehrkampfmeisterschaften am Samstag in der Brandbergehalle hat sich die mehrfache WM- und EM-Medaillengewinnerin im Hürdensprint gleich in fünf Disziplinen ausprobiert. Und mit 3.841 Punkten die Frauenkonkurrenz gewonnen.
Ihren letzten Fünfkampf, erzählt die gute Allrounderin, hatte sie 2014 absolviert. Den seinerzeit 4.000 Zählern bei den deutschen Meisterschaften ist sie nun sehr nahe gekommen. „Das jetzt war mehr ein Training unter Wettkampfbedingungen, um in die Abläufe wieder reinzukommen, also ohne spezielle Vorbereitung wie damals“, erklärt sie ihre Zufriedenheit.
Cindy Roleder startet bei Meeting in Chemnitz und dem Istaf in Berlin
Im Kugelstoßen (11,60) lief es nicht so gut wie zuletzt im Training, im Weitsprung (5,73 m) war es anders herum. Dazu kommen 1,56 Meter im Hochsprung und 2:29,06 Minuten über 800 Meter. Die 8,38 Sekunden über 60 Meter Hürden sind - natürlich - das Beste, eine Steigerung gegenüber dem letzten Test im Dezember um eine Zehntel. So kann es also weitergehen beim Chemnitz-Meeting in zwei Wochen oder dem Istaf in Berlin - dann wieder nur über die Hürden.
Fast zwei Jahre hat die Leichtathletin das Gefühl, bis an die Grenzen der Belastbarkeit zu gehen, nicht ausgekostet. Es war ihr erster Wettkampf seit 2020 bis auf eine Ausnahme - der Comeback-Versuch nur fünf Monate nach der Geburts ihres Kindes im Mai in Dessau. „Heute weiß ich“, sagt die 32-Jährige, „dass es ohne Aufbau mit Krafttraining und langen Läufen nicht funktioniert“.
Cindy Roleders Tochter kommt bald in die Kita
Relaxt wirkt Cindy Roleder, als sie über diese Erfahrungen spricht. Die Mutter einer nunmehr einjährigen Tochter, das spürt man, ist mit sich und der Welt im Reinen. Längst hat sich alles eingespielt mit der ihr so wichtigen Familie und dem Hochleistungssport. „Das ist mein Job, der mir zugegebenermaßen viel Spaß macht“, erzählt sie. Die Kleine, die auch hin und wieder mit ihrem Vater beim Training ist, wird demnächst in die Kita gehen. Das alles passt so.
Die Mama läuft derweil fast wieder auf Hochtouren, „auch wenn es natürlich noch Luft nach oben gibt“. Und mental wirkt die bei der Bundespolizei Angestellte stark wie nie. Wunschzeiten nennt Cindy Roleder nicht. „Ich setze mich nicht unter Druck.“ Die Heim-EM in München ist reizvoll. Und davor wäre ja auch noch die WM im Juli in den USA.
Marvin Bollinger mit Siebenkampf-Ergebnis nicht ganz zufrieden
Ihr Trainingspartner Marvin Bollinger wurde auch als Meister gefeiert. „Ich habe erst einen Siebenkampf in der Halle bestritten - vor sechs Jahren“, erzählt dieser. Die Bestmarke jetzt ist für den zuvor immer wieder von Verletzungen gebeutelten BWL-Studenten nebensächlich.

Seine 5.684 Zählern findet er akzeptabel, „auch wenn noch 200, 300 Punkte mehr gehen“. Vor allem die 8,18 Sekunden über 60 Meter Hürden und den 7,10 Sekunden über 60 Meter flach stimmen ihn zuversichtlich.
„Ich fühle mich fit, mein Körper ist stabiler geworden, das kann ich sicher noch besser auf die Bahn bringen“, sagt der 25-Jährige. Am besten bei den deutschen Meisterschaften in drei Wochen in Leverkusen. Und in Sommer im Zehnkampf soll dann endlich die 8.000er Marke fallen. Gerade mal 97 Punkte fehlen ihm dazu noch.