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Zurück im Boot Zurück im Boot: Vorzeitiger Wechsel von Keita zum FC Liverpool ist vom Tisch

Von Ullrich Kroemer 15.01.2018, 18:00
Schalkes Leon Goretzka (r) und Schalkes Yevhen Konoplyanka (l) nehmen im Zweikampf Leipzigs Naby Keita in die Zange.
Schalkes Leon Goretzka (r) und Schalkes Yevhen Konoplyanka (l) nehmen im Zweikampf Leipzigs Naby Keita in die Zange. dpa

Leipzig - Naby Keita plagten am Sonntag nach RB Leipzigs 3:1-Triumph gegen Schalke leichte Muskelbeschwerden im Oberschenkel. Der Körper des 22-Jährigen ist ebenso sensibel wie seine Ballbehandlung filigran.

Doch anders als gewohnt standen am Tag nach dem Rückrunden-Auftakt Reha-Maßnahmen und Regeneration nicht im Zentrum von Keitas Tagesablaufs. Vielmehr war sein Berater Björn Bezemer, Gründer der Agentur Arena 11, zu Gast am Cottaweg, um gemeinsam mit Keita und den RB-Bossen über einen vorzeitigen Wechsel des Guineers zum FC Liverpool zu verhandeln. Am Ende der dreistündigen Gespräche wandte sich Ralf Rangnick mit einem Machtwort an die Öffentlichkeit. Keita bleibt – basta!

Noch am Samstag hatten Leipzigs Klubbosse beteuert, dass ihnen gar keine Anfrage aus England vorliege. Im Sommer wird Keita bekanntlich sowieso auf die Insel wechseln. Doch nach seiner engagierten Vorstellung mit seinem dritten Ligatreffer gegen Schalke flatterte prompt eine Offerte  rein.

Rangnick: „Wie jeder weiß, sind wir kein Verkaufsklub.“

Doch die hinterlegte Summe, die Liverpool noch zusätzlich zu den maximal 75 Millionen Ablöse im Sommer zu zahlen gedachte, muss Rangnick wohl eher als Beleidigung, denn als ernsthaftes Angebot aufgefasst haben. Am Sonntagnachmittag ließ er unüblicherweise über den Kurznachrichten-Dienst Twitter verbreiten, dass Keita trotz des Interesses des FC Liverpool seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2018 erfüllen werde. Beinahe trotzig schob Rangnick als Ergänzung hinterher: „Wie jeder weiß, sind wir kein Verkaufsklub.“

Einen Tweet später ließ er etwas verschwurbelt erklären, dass ein Verkauf nur möglich gewesen wäre, „wenn wir eine einvernehmliche Lösung im Sinne einer exorbitanten zusätzlichen Ablösezahlung erreicht hätten“. Heißt: Hätte Liverpool genügend Geld auf den Tisch gelegt, hätte Keita gehen können.

So muss es eigentlich heißen, dass RB Leipzig zumindest kein gewöhnlicher Verkaufsklub ist, sondern, wenn schon, dann ein Premium-Verkaufsklub, der höchstens bei Summen nachgibt, die geradezu unanständig sind. In Tweet Nummer fünf schob Rangnick dann noch als letzten Satz hinterher, dass auch Keita und sein Berater diese Entscheidung „akzeptiert“ hätten.

Das ist insofern nicht uninteressant, da es dieser Tage ja fast Mode geworden ist, dass sich Stars durch im Teamsport nicht akzeptable Abwesenheiten aus ihren Verträgen winden. Pierre-Emerick Aubameyang schwänzte erst am Wochenende die Abschlussbesprechung bei Borussia Dortmund, wo sich bereits im Sommer Ousmane Dembélé aus seinem Kontrakt herausverweigert hatte. Und selbst beim abstiegsbedrohten Hamburger SV stellte der Brasilianer Walace den Dienst ein.

Naby Keita: Mannschaft hat sensiblen Einzelgänger in Boot geholt

Dass Keita solche Spielchen unterlässt, muss man in solchen Zeiten schon als außergewöhnlich bezeichnen. Er scheint von seinem Berater gut vertreten – auch, weil die Bande zwischen seiner Agentur und RB eng geknüpft sind. Einer der Gründer ist Andreas Sadlo, der war einst RB Leipzigs erster Präsident.

Doch es gab offenbar noch einen zweiten Aspekt, der Keitas Verbleib unterstützte.  Eine gruppenpsychologische Maßnahme, den Afrikaner wieder stärker in das Teamgefüge einzubeziehen. Trainer Ralph Hasenhüttl erklärte beim Auslaufen am Sonntag: „Man hat schon gemerkt, dass ihm ein paar Dinge durch den Kopf gehen. Aber die Jungs haben viel dafür getan, dass sie Naby wieder für sich gewinnen.“ Während und abseits des Trainings hätte die Mannschaft den sensiblen Einzelgänger „mit ins Boot geholt und ihm gesagt, wie wichtig er für sie ist, dass er jetzt wieder alles rausholen soll und dass sie für ihn laufen. Das hat ihm gut getan.“

Wie etwa seine Nebenleute Kevin Kampl und Diego Demme für den Ausnahmefußballer arbeiteten, war auch auf dem Platz sichtbar. Gegen Schalke wurde deutlich, dass dieses Engagement fruchtete - und Keita wohl bis zum Abschied im Sommer noch einmal seine ganze Fußballkunst zeigen wird.

Das ist auch deswegen im Interesse von RB, weil seine Ablöse stark leistungsbezogen ist. Naby Keita darf sich nun also wieder ganz aufs Fußballspielen konzentrieren. (mz)