RBL setzt auf Mentalitätsspieler RBL setzt auf Mentalitätsspieler: Was Kapitän Orban jetzt vom Team fordert

Leipzig - Jean-Kévin Augustin und Nordi Mukiele trabten am Montagmorgen auf das Trainingsgelände von RB Leipzig, als sei nichts geschehen. Augustin schrieb einige Autogramme, Mukiele schritt ohne Zwischenstopp – den Blick stur auf den Platz gerichtet – zum Training der Ersatzspieler, das von den Co-Trainern Jesse Marsch und Robert Klauß geleitet wurde. Als die Einheit bereits lief, kam auch Chefcoach Ralf Rangnick dazu und überwachte höchst selbst, ob der Einsatz des Duos stimmt.
Die beiden französischen Nachwuchs-Nationalspieler sind seit Montagmittag begnadigt und nominell wieder Teil des Teams von RB Leipzig. Am Wochenende hatte Rangnick die Talente für das Abschlusstraining und das Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt (1:1) suspendiert, weil beide wiederholt gegen die Teamregeln verstoßen hatten.
Angesichts des ohnehin schmalen Kaders sei das „keine leichte Entscheidung“ gewesen, bekannte Rangnick: „Eigentlich kann man das nicht machen. Wenn man es dann doch tut, zeigt das, dass es dazu keine Alternative gab.“ So verbrachten beide das Wochenende mit Straftraining am Elsterflutbecken statt beim Bundesligaspiel im Riederwald.
Rangnick setzt bei RBL auf seine Mentalitätsspieler
In der Startelf gegen Frankfurt standen dann jene elf Spieler, von denen sich Rangnick aktuell die beste Einstellung verspricht. Nicht zufällig sind das vor allem jene Akteure, die sich schon lange kennen und die im ersten Bundesliga-Jahr bereits die Vize-Meisterschaft gefeiert haben.
Ein Team aus Mentalitätsspielern wie Yussuf Poulsen, Willi Orban, Emil Forsberg oder Peter Gulacsi, die diese Partie „nach der Nicht-Leistung gegen Salzburg“ als ein „Charakterspiel“ (Orban) annahmen. Wenn man so will, ein Neustart der Saison am vierten Spieltag – zumindest aus mentaler Sicht.
Zwar wankte das Team auch gegen Frankfurt phasenweise in der Defensive und leistete sich im Aufbauspiel Unkonzentriertheiten und Fehlpässe. Anstatt etwa das Spiel zu beruhigen, bis Kapitän Orban nach Behandlungspause wieder aufs Feld durfte, entblößten die Leipziger naiv ihre Abwehr und kassierten so den frühen Gegentreffer (26.). „Da müssen wir reifer, abgezockter werden“, forderte Kapitän Orban. „Wir müssen lernen, lernen, lernen – und das schnell.“
RB Leipzig: Willi Orban als Gewinner des Frankfurt-Spiels
Überhaupt war der 25-Jährige, der wegen seines Tempo-Nachteils im Vergleich bereits als Auslaufmodell bei RB galt, einer der Gewinner des Spiels. „Die Abwehrleistung war besser. Willi Orban hat ein gutes Spiel gemacht“, lobte Rangnick. Der Abwehrchef war nach zuletzt schwachen Einsätzen mental und physisch präsent und gewann die meisten Zweikämpfe im Team der Leipziger. Mit spürbarer Wut im Bauch forderte Orban: „Wir müssen wieder galliger werden und den Laden hinten wieder dicht machen.“
Dass Rangnick bei Mukiele und Augustin hart durchgriff, trugen die Führungsspieler allesamt mit. „Wir haben klare Regeln in der Gruppe. Die Kritik und Suspendierung war genau richtig vom Trainer“, sagte etwa der Spielführer. Zwar war es sicher nicht ausschlaggebend für die Arbeitsverweigerung nahezu des gesamten Teams gegen Salzburg, dass Augustin und Mukiele zu lange auf dem Handy herumgespielt hatten und dadurch ein paar Minuten zu spät zum Warmmachen gekommen waren. Und doch war es symptomatisch für unangebrachtes Star-Gehabe und laxe Einstellung.
Emil Forsberg gibt bei RBL ein Motto aus
Ob sich das Team neu zusammenrauft, hängt nun davon ab, wie einsichtig die Wiederholungstäter sind und ob sie tatsächlich umdenken, oder sich zu Sündenböcken abgestempelt fühlen. „Das sind noch junge Spieler, die aus einer anderen Kultur kommen“, sagte Keeper Gulacsi. „Sie haben viel zu lernen, aber ich glaube, wir werden das als Mannschaft hinkriegen.“ Ob sich beide bereits am Mittwoch beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart rehabilitieren dürfen, macht Rangnick von der Trainingsleistung beider abhängig.
Der mit neuer Moral erkämpfte Punkt bei Eintracht Frankfurt ist nur etwas wert, wenn gegen Stuttgart der zweite Saisonsieg folgt. Das Motto dafür gab Spielmacher Emil Forsberg aus: „Jetzt heißt es volle Kanne gegen Stuttgart. Mit unserer Qualität sollten wir gewinnen“, sagte der Schwede und fügte hinzu: „Aber das geht immer nur über Mentalität.“ Dieser Tage das Schlüsselwort in Leipzig.
(mz)