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Gehaltsstrategie RBL-Gehaltsstrategie: Darum wartet RB Leipzig weiter auf den ersten Transfer

Von Ullrich Kroemer 25.05.2016, 14:08
Timo Werner (VfB Stuttgart) ist weiterhin ein Thema bei RB Leipzig
Timo Werner (VfB Stuttgart) ist weiterhin ein Thema bei RB Leipzig imago sportfotodienst

Leipzig - Dietrich Mateschitz spricht öffentlich nur selten über RB Leipzig. So gab der Red-Bull-Gründer 2009 zum Beginn seines Investments in Leipzig ein Interview; 2014, als die Lizenzierung für die Bundesliga zu scheitern drohte; oder 2015 zum zehnjährigen Jahrestag seines Einstiegs bei Red Bull Salzburg. Nun, nach dem Sprung in die Bundesliga, lässt sich der jüngst 72 Jahre alt gewordene Multimilliardär erneut zu seinem Bundesliga-Prestigeprojekt zitieren.

Dabei nahm der Österreicher via Sport-Bild den RBL-Spielern und -Verantwortlichen öffentlich den Druck, bereits im ersten Bundesliga-Jahr für Furore sorgen zu müssen, und bekräftigte seinen Personal- und Transferkurs. „Wir haben alle Zeit der Welt und setzen uns nicht unter Druck. Nachhaltigkeit ist das Wichtigste”, sagte Mateschitz. Mit einem Platz um „Rang zehn bis zwölf herum” wäre er im Bundesliga-Premierenjahr bereits zufrieden. „Jetzt schon von der Europa und Champions League zu träumen, wäre illusorisch und auch fatal.”

Mateschitz: „100-Millionen-Investition? Blödsinn!”

In Bezug auf die geplanten Investitionen für Liga eins sagte der Manager: „Ich fasse mir an den Kopf, wenn ich höre, dass wir 100 Millionen Euro investieren würden. Das ist totaler Blödsinn und entbehrt jeder Grundlage. Unsere Philosophie ist der Weg zum Erfolg, nicht das Geld.” Und: „Ich halte nichts davon, zig Millionen für sogenannte fertige Spieler auszugeben, wenn es auch anders geht.”

Diese Vorgaben haben freilich auch maßgeblich Auswirkungen auf die Transferpolitik von RBL. Zwar wird der Klub 2016/17 etwa 20 Millionen Euro an TV-Geldern generieren und deutlich höhere Einnahmen durch die Preissteigerung bei den Tickets und VIP-Logen sowie höhere Sponsoreneinnahmen haben. Dennoch ist die RBL GmbH vorerst weiter hauptsächlich abhängig von den Red-Bull-Millionen.

Kein Spieler wird vier Millionen Euro verdienen

Wenn die geplanten Deals klappen, würde RBL zwar in diesem Sommer insgesamt um die 40 Millionen Euro an Ablösesumme für entwicklungsfähige Spieler investieren können. Doch um die bestehende Gehaltsstruktur und damit das Teamgefüge nicht aufs Spiel zu setzen, müssten Neuzugänge mit Renommee beim Jahresverdienst Abstriche machen.

Mehr als drei Millionen Euro plus Prämien sind in Leipzig pro Jahr nicht zu verdienen. Aus dem Verein heißt es, dass auch inklusive Zulagen garantiert kein Spieler die Vier-Millionen-Euro-Gehaltsmarke erreichen werde – selbst wenn der Klub deutscher Meister und DFB-Pokalsieger würde. Insgesamt könnte der Gehaltsetat je nach Neuverpflichtungen von derzeit etwa 18 auf bis zu 40 Millionen Euro steigen. Doch damit würde RB im Bundesliga-Oberhaus trotzdem nur im Tabellen-Mittelfeld rangieren.

Wird die Gehalts-Obergrenze zur Hürde für RBL?

Namhafte Spieler wie Kevin Volland, die bereits in der Bundesliga gespielt haben, wechseln angesichts der Verdienstmöglichkeiten lieber zu etablierten Champions-League-Klubs, wo sie sich nicht nur international beweisen können, sondern auch etwa das Doppelte des Leipziger Maximalsalärs verdienen können. Während über zwei Drittel der Bundesligisten bereits teils hochkarätige Transfers vermelden konnte, hat RB noch keinen einzigen der angestrebten vier bis sechs Neuzugänge präsentiert. Wird die selbst auferlegte Gehalts-Obergrenze für Rasenballsport also zur Hürde im Transferrennen?

Eher nicht. Schließlich hat Leipzig dank Know-how und Perspektive genug Argumente auf seiner Seite. Es ist lediglich wahrscheinlicher, dass RB eher auf ausländische und hierzulande noch unbekanntere Talente setzt, die sich beim Aufsteiger bewähren und in der Bundesliga für Furore sorgen können. Das macht nicht nur wirtschaftlich Sinn, sondern auch aus Imagegründen.

Timo Werner weiter im Gespräch

Würde sich RBL mit einem vergleichsweise günstigen Kader in der Bundesliga etablieren, nähme das Kritikern weiteren Wind aus den Segeln. Dass Ralf Rangnick und sein Stab das Zeug dazu haben, Talente für die Bundesliga zu entdecken, haben sie oft genug bewiesen. Doch natürlich könnten nach wie vor auch deutsche Jungstars nach Sachsen wechseln, wenn sie mit den Gehaltskonditionen einverstanden sind. Die Verhandlungen mit Stürmer Timo Werner vom VfB Stuttgart etwa stehen vielversprechend.

Gut möglich, dass in diesem Fall der sogenannte „Rangnick-Trumpf” sticht. Werners Berater ist die Stuttgarter Legende und Ex-VfB-Manager Karlheinz Förster, der auch schon mit Rangnick zusammengearbeitet hat. Dietrich Mateschitz macht sich jedenfalls um die Personalpolitik bei RBL keine Gedanken: „Wir haben die richtigen Leute am richtigen Platz, und die werden schon das Richtige tun”, sagte der Investor. „Da habe ich vollstes Vertrauen.” (mz)

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