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RBL-Zugang im Interview Marcelo Sarrachi von RB Leipzig im Interview: "Mir gefällt Fußball nicht"

Von Martin Henkel 31.07.2018, 09:10

Seefeld - RB Leipzig absolviert gerade sein Trainingslager in Seefeld (Österreich). Mit dabei ist Marcelo Saracchi, der Zugang des Fußball-Bundesligisten aus Uruguay. Wie der 20-Jährige seinen neuen Verein und sein neues Leben sieht, darüber sprach er mit Martin Henkel.

Marcelo Saracchi, mit 20 von einem Kontinent auf einen anderen umzusiedeln, ist keine kleine Herausforderung. Wie ist das bei Ihnen?

Marcelo Saracchi: Es ist enorm. Aber, es geht mir gut. Ich gewöhne mich langsam an die Stadt, den Klub, die Menschen hier. Ich finde es großartig.

Fehlt Ihnen was?

(lacht) Ich muss schnellstens ein Asado veranstalten, ich brauche Rindfleisch auf dem Grill. Ich mache das am besten auf meinem Balkon.

Vorsicht vor den Nachbarn.

Kein Problem, ich wohne ganz oben. Und Cunha (weiterer Zugang bei RB Leipzig, Anm. Red.), der mit im Haus wohnt, den wird das nicht stören. Im Gegenteil, die Brasilianer wissen ein gutes Stück Fleisch auf dem Rost zu schätzen.

Wie kam der Kontakt zu RB Leipzig zustande?

Das war Ende Mai, wir hatten mit meinem Klub River Plate das letzte Saisonspiel gegen Flamengo Rio de Janeiro in der Copa Libertadores. Vor dem Spiel sagte mir mein Berater: Hör mal, heute kommen Leute aus Leipzig, die wollen dich verpflichten.

Davon wussten Sie gar nichts?

Doch, aber nicht wie weit die Gespräche schon fortgeschritten waren. Es ging eigentlich nur noch um Details, das war dann die Ablösesumme.

Kannten Sie RB Leipzig?

Ja. Ich habe mit meinem Berater gesprochen und der versicherte mir, RB wäre optimal für mich und der richtige Schritt. A, weil man zu einem Wechsel nach Europa ohnehin nicht Nein sagt. Und schon gar nicht in meinem Alter. Und B, Leipzigs Stil passt perfekt zu meiner Art Fußball zu spielen. Gegen Häcken vor einer Woche habe ich zum ersten Mal verstanden: Mein Berater hatte absolut Recht.

Gab es andere Offerten?

Nein.

Was wäre gewesen, wenn ein Verein mit einem großen Namen angefragt hätte?

Es ist bestimmt besonders, wenn du in Liverpool einen Vertrag unterschreibst. Aber was nützt dir das, wenn du auf der Bank sitzt. RB setzt hingegen auf junge Spieler - das ist ideal. Und, Leipzig hat sich ernsthaft für mich interessiert. Das hat mir imponiert.

Wohin geht jetzt die Reise?

Mein erstes Ziel: so viele Spiele wie möglich. Ich bin in einem Alter, in dem ich Praxis brauche. Dazu gehört: So viele Spiele wie möglich gewinnen und so weit wie möglich kommen in einer Liga, die ja komplett neu für mich ist. Das ist das nächste Ziel: Ich will mich schnellstens an den Fußball hier gewöhnen. Und was danach kommt? An die großen Ziele gelangst du automatisch, wenn du die Nahziele nicht aus den Augen verlierst.

Was glauben Sie, kommt in der Bundesliga auf Sie zu?

(lacht) Als ich vom Interesse aus Leipzig erfuhr, dachte ich: Bayern, Dortmund, ein Haufen Stars, und: Alle sind Riesen. Ich habe damals zu einem Freund gesagt: Diese Liga ist nichts für mich. Schau mich an, ich bin viel zu klein.

Hat sich Ihr Bild schon verändert?

Klar, die Bundesliga ist natürlich nicht so, wie bei uns zu Hause alle denken: hohe Bälle, die Spieler alle wie Kühlschränke. Hier wird feiner Fußball gespielt, der mir entgegenkommt. Und dass der Fußball hier sehr athletisch ist, das ist ja inzwischen überall so.

Bedauern Sie das?

Ganz im Gegenteil. Wäre es nicht so, wäre ich nicht Profifußballer. Ich bin eher der Läufer: vor, zurück, das kann ich gut. Ich bin kein Diego Maradona. Obwohl, ein bisschen schon: Wir sind gleich groß.

Wieviel Uruguayer steckt in ihnen? 100 Prozent? Oder ist, sagen wir, etwas Brasilianisches beigemischt?

(lacht) Brasilianisch? Nie im Leben, dafür habe ich nicht die Füße. Ich bin zu 100 Prozent Uruguayer.

Etwas, was Sie und Ihre Landsleute ausmacht, ist der exzessive Hang zum Yerba-Mate, einem Tee.

O ja, das ist so. Der Mate ist unser Freund. Zum Beispiel jetzt in der Kabine: Ich kann ja noch kein Deutsch. Dann trinke ich meinen Mate und alles ist so, wie es sein soll.

Es heißt, Sie betreiben intern bereits einen florierenden Handel mit Mate. Wer sind Ihre Klienten?

(lacht) So weit ist es noch nicht. Aber Diego Demme zeigt sich interessiert.

In welcher Sprache kommt man in Kontakt mit Ihrem Tee?

So viel Spanisch muss man nicht können.

Und auf Deutsch?

Es geht voran. Ich habe ja jeden Tag Unterricht.

Macht Ihnen der Sprachunterricht Spaß?

Mir gefällt’s!

Im Ernst? Von Südamerikanern hört man in der Regel das Gegenteil.

Klar würde mir Englisch eher helfen. Obwohl, wenn ich zu Liverpool ginge, dann kann ich mich mit Jürgen Klopp schon mal unterhalten. (lacht)

Was ist das mit Ihnen und Liverpool? Ein Kindheitstraum?

Nein. Ich verrate Ihnen was: Mir gefällt Fußball eigentlich nicht.

Sie scherzen?

Ich spiele für mein Leben gern Fußball. Aber ich schaue mir nicht allzu viel Fußball an. Das habe ich noch nie gemacht. Deshalb habe ich auch keine Idole oder Lieblingsklubs aus meiner Kindheit. Der einzige, der mir gefällt, ist Lionel Messi. Ihm zuzusehen, ist ein großes Vergnügen.

Messi teilt Ihre Aversion für Fußballspiele im Stadion oder im TV.

(lacht) Sehen Sie, wir ähneln uns. Nein, im Ernst, ich bin sehr kritisch zu mir selbst. Dafür schaue ich mir Fußball an, aber nur auf Video meine eigenen Spiele. Ich will sehen, was ich besser machen muss.

Was machen Sie, wenn Sie nicht selber Fußballspielen und auch keinen Fußball sehen?

Das habe ich komischerweise auch mit vielen hier gemeinsam: Ich gehe mit meiner Freundin und meinem Hund in den Park. (lacht) Oder ich grille.

(mz)