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Gegner-Vorschau 11. Bundesliga-Spieltag: Was RB Leipzig bei Bayer 04 Leverkusen erwartet

Von Martin Henkel 18.11.2016, 10:29
Roger Schmidt und Ralph Hasenhüttl kennen sich. Vergangene Saison trafen sich bereits aufeinander. 
Roger Schmidt und Ralph Hasenhüttl kennen sich. Vergangene Saison trafen sich bereits aufeinander.  imago sportfotodienst

Leipzig - Tabellenführer für mindestens eine Nacht oder erste Niederlage: In keiner Partie zuvor sind die Chancen auf drei, einen bzw. null Punkte für RB Leipzig derart gleich verteilt wie in der gegen Bayer Leverkusen. Das liegt natürlich an der Klasse des Gegners. Und an der Ähnlichkeit der Spielsysteme.

Bayer-Trainer Roger Schmidt, der unter RBs Sportdirektor Ralf Rangnick von 2012 bis 2014 Trainer bei Red Bull Salzburg war, lässt wie Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl kollektiv gegenpressen und bei Ballgewinn blitzartig umschalten. Beide Mannschaften kennen sich also aus dem Effeff, weshalb Details diese Partie entscheiden werden. Spielt RB freilich Minimum Unentschieden, sind die Neulinge auf jeden Fall bis zum Spiel der aktuell noch punktgleichen Bayern am Samstag in Dortmund (18.30 Uhr) Liga-Erster.

Bayer 04 Leverkusen gegen RB Leipzig

Fr., BayArena, 20.30 Uhr

Der Gegner im Porträt

Aktueller Bundesliga-Status

Bayer 04 wird außerhalb von Leverkusen gemeinhin als Vizekusen verspottet, weil es dem Werksklub trotz zahlreicher Möglichkeiten noch nie gelungen ist, Meister zu werden. Heißt aber auch, dass der Werksklub immerhin ein paar Mal nah dran war. Bayer ist also nicht irgendwer, sondern ein Schwergewicht der Liga. In den letzten sieben Jahren etwa spielte Bayer fünf Mal in der Champions League, zwei Mal in der Europa League.

Das mag an den Zuwendungen des Bayer-Konzerns liegen, aber für den „Pillenklub“ gilt dasselbe wie für den „Dosenverein“ aus Leipzig: Es wird mit dem Geld klug gearbeitet. Auch Trainer Roger Schmidt hat eine schlagkräftige Truppe zusammen, die alles Potenzial hat, zumindest die internationalen Ränge zu erreichen. Wofür es freilich wohl auch diese Spielzeit nicht reichen wird, ist Platz eins nach dem letzten Spieltag. Vizekusen eben.

Das Team

Leverkusen wurde in diesem Sommer nicht groß zur Ader gelassen. Mit Christoph Kramer verließ lediglich ein Spieler von internationalem Format den Kader Richtung Borussia Mönchengladbach. Dafür hat Bayer opulent eingekauft. Es kam u.a. aus Hoffenheim Nationalstürmer Kevin Volland (20 Millionen Euro Ablöse), Alexandar Dragovic von Dynamo Kiew (18 Millionen) und Julian Baumgartlinger aus Mainz (vier Millionen).

Im Grund aber trainiert Schmidt annährend den gleichen Kader wie in der Vorsaison. Den prägen vor allem Spieler wie Kevin Kampl, den Schmidt aus Dortmund holte und noch aus seiner Zeit in Salzburg kennt. Oder der Mexikaner Chicharito, der bereits neun Mal in Pflichtspielen in dieser Saison traf. Bayer ist so definitiv ein Kandidat für die Champions-League-Ränge. Die krummen Partien vom Anfang jedenfalls sind konstanten Topleistungen zuletzt gewichen. Bayer gewann die letzten drei Partien, darunter die so wichtige gegen Tottenham Hotspur auswärts in der Champions League.

Personalsituation

Von seinen Leistungsträgern muss Schmidt eigentlich nur auf Lars Bender verzichten, der an einer Fersenprellung leidet. Alle anderen sind fit, auch die Anfang der Woche leicht angeschlagenen Kampl, Ömer Toprak und Julian Brandt. Sogar Joel Pohjanpalo ist zurück im Mannschaftstraining. Der finnische Joker hatte zu Beginn der Saison in den ersten zwei Spielen vier Tore geschossen, ehe er sich im Training nach dem fünften Spieltag den Mittelfuß brach.

Der Trainer

Roger Schmidt ist wie Leipzigs Ralph Hasenhüttl: ein Liebhaber von Schwarmpressing und schnellem Umschaltspiel. Verfeinert hat er diesen Ansatz unter RBs Sportdirektor Ralf Rangnick, der Schmidt 2012 zu Red Bull Salzburg holte. Zuvor war Schmidt Trainer in Paderborn gewesen. 2014 wechselte er zu Bayer. Der 49-Jährige ist ein ausgewiesener Fachmann, nur das Temperament schäumt bisweilen über. Drei Mal schon musste er seine Bank verlassen.

Das letzte Mal im Spiel gegen Hoffenheim, als er seinem Kollegen Julian Nagelsmann nach einem Fouls zurief: „Das war gar nichts. Was bist du denn für ein Spinner?! Halt doch einfach die Schnauze!“ Nagelsmann hat Gelb gefordert. Schmidt wurde daraufhin für drei Spiele gesperrt. Die beiden anderen Male waren gegen Bremen Februar 2015 und gegen Dortmund Februar 2016, als sich Schmidt sogar weigerte, den Innenraum zu verlassen.

Art und Stil

Bayer unter Schmidt spielt wie RB unter Rangnick voriges Jahr und jetzt unter Hasenhüttl. Ziel ist es, den Gegner durch kollektives Anlaufen früh in die Bredouille zu bringen und bei Ballgewinn im Expresstempo vors gegnerische Tor zu kommen.

Verhältnis zu RB Leipzig

Sachlich. Bayer kann aus seiner Vereinshistorie keinen Grund ableiten, sich gegen das Finanzierungsmodell des Gegners zu positionieren. Auch Bayer wurde von einem Konzern gegründet und erfreut sich alljährlicher Zuwendungen aus dem Pharmakonzern. Zumal mit Schmidt ein ehemaliger Red-Bull-Angestellter Bayers Profikader trainiert.

Vise versa kennt Schmidt RB Leipzigs Torhüter Peter Gulacsi und Interims-Rechtsverteidiger Stefan Ilsanker aus der gemeinsamen Zeit bei Red Bull Salzburg. Und schließlich verknüpft Kyriakos Papdopoulos auf gewisse Weise beide Vereine miteinander. Der Grieche ist nur leihweise bei RB gelandet und gehört eigentlich Bayer. Einzige kleine Stänkerei kam von Sportdirektor Rudi Völler, der neulich gemutmaßt hatte, dass RB weit höhere Gehälter zahlt, als überall postuliert. Also mehr als drei Millionen Maximum pro Spieler. Rangnick konterte das, aber wirklich in die Haare bekam man sich deswegen nicht. Auch, weil Völler vielleicht gar nicht so Unrecht hatte. Rangnick hat angekündigt, dass die Gehaltsobergrenze nicht ewig gelten werde.

Der Rangnick-Faktor

Ralf Rangnick ist bei Bayer kein Unbekannter. Obgleich Verein und der frühere Trauiner Rangnick einem gemeinsamen Engagement nie nah kamen. Doch der Chefeinkäufer Rangnick ist bereits vorstellig geworden. Er dealte mit Bayer das Leihgeschäft von Papadopoulos ein. Und er hat seine Spuren auch beim Trainer hinterlassen. Rangnick war bis 2014 Chef aller Red-Bull-Fußballaktivitäten und hatte zwei Jahre zuvor Schmidt aus Paderborn zu Red Bull Salzburg geholt. Beide verehren sich seit dieser Zeit, auch wenn sie immer mal wieder in der Vergangenheit überkreuz lagen.

Schmidt ist kein Leistetreter – und Rangnick hat ungern Unrecht. Rangnick sagte trotzdem erst kürzlich wieder: „Roger ist ein ausgezeichneter Trainer.“ Schmidt konterte: „Ralf ist eine große Fußballerpersönlichkeit. Sein Enthusiasmus, Dinge zu entwickeln, ist einzigartig. Wetten, dass Schmidt eines Tages bei RB aufkreuzt – und zwar nicht als Besucher? Schließlich war er schon einmal Kandidat, als RB sich nicht sicher sein durfte, ob Hasenhüttl tatsächlich kommt.

Aktuelle Stimmen

Bernd Leno, Torhüter bei Bayer: „ Es ist ein Muss, dass wir gewinnen. Bei einer Niederlage wären es elf Zähler - da wäre RB schon weit weg. Und danach geht es nach München... deshalb ist ein Heimsieg Pflicht. Auch weil Leipzig inzwischen ein Mitkonkurrent um Europa ist.“

Roger Schmidt: „Wir wollen in der Tabelle klettern und haben unsere eigenen Ziele.  Wir wollen in der Tabelle klettern, haben unsere eigenen Ziele. Vor der Länderspiel-Pause hat meine Mannschaft einen sehr guten Eindruck hinterlassen, daran wollen wir Freitag anknüpfen. Da spielt der Gegner erst mal eine untergeordnete Rolle.“