1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Porträt: Porträt: Wie sich Lena Petermann ins Rampenlicht spielte

Porträt Porträt: Wie sich Lena Petermann ins Rampenlicht spielte

Von Frank Hellmann 16.06.2015, 14:40

Winnipeg - Keine Frage, Lena Petermann ist eine jener jungen Frauen im deutschen Team, bei deren Lächeln die Sonne aufzugehen scheint. Mit einem breiten Grinsen empfing die 1,76 Meter große Matchwinnerin in der Mixed Zone jedenfalls im Winnipeg-Stadium jeden, der ihr eine Frage stellte. Und das waren so viele wie noch nie in der bereits erstaunlich facettenreichen Karriere der aus Cuxhaven stammenden, aber derzeit in Freiburg beheimateten Fußballerin. „Manchmal muss ich mich selbst kneifen und mal berappeln, was hier gerade abgeht“, sagte die 21-Jährige verlegen. Dabei hatte das Nordlicht mit dem Doppelpack beim 4:0 gegen Thailand doch alles dafür getan, sich ins Rampenlicht zu katapultieren.

Vollgas im Training

Bundestrainerin Silvia Neid begründete die Hereinnahme der forschen Nachwuchsstürmerin vom SC Freiburg für die merkwürdig fahrige Vorzeigeangreiferin Celia Sasic nämlich damit, dass die Lehramtsstudentin (Fächer: Sport und Englisch) im Training zuletzt immer Vollgas gegeben habe. „Sie stellt auf dem Feld richtig was dar. Sie ist eine nette Person, auf dem Platz ist sie ganz anders.“ Nämlich eine, die dank ihrer Athletik nicht Ruhe gibt. Zweimal wuchtete sie in ihrem vierten Länderspiel wie selbstverständlich die Kugel per Kopf über die Linie, bereitete zudem einen Treffer – von Sara Däbritz – mit energischem Einsatz vor. Die Tore wollte sie ihren Eltern widmen, die zwar nicht nach Kanada gekommen sind, „aber die sind immer hier“ – dabei zeigte sie auf ihr Herz.

Hamburger SV und Florida-Abstecher

Die U-Generation verhält sich also gerade rührig, was Kapitänin Nadine Angerer gar nicht verwunderte. „Die Jungen sind vom Kopf sehr klar.“ Petermann kommt zugute, dass sie sowohl ein unrühmliches Kapitel beim Hamburger SV – Rückzug aus der Frauen-Bundesliga – als auch einen Florida-Abstecher schon hinter sich hat. Und nicht zu vergessen die Erfahrung einer U-20-Weltmeisterschaft eben in Kanada. Dass sie damals für die deutsche Auswahl berufen wurde, soll übrigens nur der Freundschaft ihrer damaligen College-Trainerin Tiffany Roberts Sahaydak zu U-20-Nationaltrainerin Maren Meinert zu verdanken sein, die den Rat erteilte, sich den „Rookie of the Year“ der regionalen College-Konferenz von Orlando doch mal näher anzuschauen.

„Ich weiß, wie der Ball springt“

Heraus kam ein kleines Sommermärchen: Die Spätberufene avancierte mit Siegtoren im Halbfinale gegen Frankreich und im Finale gegen Nigeria zum „Golden Girl“, das sich daraufhin zur Rückkehr nach Deutschland entschloss. Die Erfahrung ist jetzt auf allen Ebenen wertvoll. Petermann: „Ich weiß, wie so ein Turnier läuft; ich kenne die Bedingungen; ich weiß, wie der Ball auf Kunstrasen springt.“ Doch allein von der medialen Aufarbeitung ist eine WM bei der A-Nationalmannschaft eben doch etwas anderes. „Wahnsinn, wer das alles zu Hause mitbekommt, und wer mir alles bei Facebook schreibt. Ich lese aber nur das Gröbste. Ich will mich nicht ablenken lassen.“