New England Patriots vs. Seattle Seahawks New England Patriots vs. Seattle Seahawks: Sebastian Vollmer ist erster deutscher Super-Bowl-Gewinner

Köln/Glendale - Die New England Patriots haben im Super Bowl ihre Arbeit getan. So wie es Cheftrainer Bill Belichick von seinen Spielern immer wieder fordert: „Do your job!“ Sebastian Vollmer folgte den Anweisungen seines Coaches und ist nun der erste deutsche Football-Profi, der den Super Bowl gewinnen konnte. Angeführt von Star-Quarterback Tom Brady triumphierten die Patriots im Endspiel im American Football gegen die Seattle Seahawks mit 28:24. Ein hochklassiges und spannendes NFL-Finale - zwischen Sieg und Niederlage lag nur ein Yard. Hässlich wurde es nur am Ende. Die „Legion of boom“ (Spitzname der Seahawks-Verteidigung) war bereits geschlagen, da brannten die Sicherungen bei den Verlierern durch. In einer wilden Keilerei entlud sich der Frust der Unterlegenen - ein unwürdiger Schlussakt für ein erstklassiges Spektakel.
„Ich finde keine Worte dafür”
Von den Tumulten bekam der 30-jährige Rheinländer Sebastian Vollmer nicht so viel mit. Zusammen mit seinen Teamkameraden feierte er bereits den vierten Meisterschaftstitel in der Geschichte der Patriots. Vollmer war sprachlos: „Ich finde keine Worte dafür.“
Bedanken kann sich Vollmer nicht nur bei seinem Spielmacher, für deren Sicherheit der Right Tackle auf dem Feld zuständig ist. Ein folgenschwerer Fehler seines Gegenüber, Quarterback Russell Wilson, besiegelte das Schicksal des Titelverteidigers kurz vor Schluss.
In Phoenix erledigte auch Brady seinen Job und war der überragende Akteur auf Seiten des Siegers. Im Schlussakkord machte er einen Zehn-Punkte-Rückstand wett. Nur so konnte er die dritte Finalpleite in Folge abwenden und nach 2002, 2004 und 2005 seinen vierten Ring gewinnen. Damit zieht der Ehemann von Gisele Bündchen mit den NFL-Legenden Joe Montana und Teddy Bradshaw gleich. Mehr geht nicht.
Die Schlacht um die Meisterschaft begann recht gemächlich. Beide Titelanwärter ließen ihre erste Angriffssequenz ungenutzt. Den ersten schwerwiegenden Fehler beging Brady, der sich kurz vor der Endzone eine Interception leistete. Seattle konnte den Ballgewinn nicht in Punkte ummünzen. New England war es dann trotzdem vergönnt, die ersten Zähler auf der Anzeigetafel zu verbuchen. Der 37-Jährige bediente Brandon LaFell für den ersten Touchdown der Partie. Prompt fand der Angriff um Wilson seinen Rhythmus. Marshawn Lynch warf den „Beast Mode“ an und rannte das Ei in die Endzone. 2:22 Minuten waren in der ersten Halbzeit noch zu spielen.
Jetzt überschlugen sich die Ereignisse in der Wüste von Arizona. Keine zwei Minuten später lag New England wieder in Front. 36 Sekunden vor dem Halbzeitpfiff durfte Rob Gronkowski in seiner typischen Manier das ovale Spielgerät in den Boden der Endzone rammen. Nur 30 Sekunden benötigte Wilson, um auf spektakuläre Weise den Ausgleich wieder herzustellen. Ein Schlussspurt ganz nach dem Geschmack des Publikums, die nun auch für die glamouröse Halbzeitshow bestens eingestimmt waren.
Glamouröse Halbzeitshow mit Katy Perry
Leichtes Spiel also für Katy Perry vor den über 60.000 Zuschauern im University of Phoenix Stadium. Auf einem riesigen goldenen Löwen rollte die US-Popsängerin auf und über die Bühne. Die 30-Jährige aus Kalifornien eröffnet ihren Auftritt mit ihrem Nummer eins Hit „Roar“. Bei „I kissed a girl“ gesellte sich Lenny Kravitz kurz zur US-Popsängerin. In der aufwendigen Choreographie, die mit tanzenden karibische Palmen, bunte Surfbretter und weiße Plüsch-Haie aufgemotzt wurde, tauchte irgendwann überraschend Rap-Ikone Missy Elliott als Bonbon auf. Nach gut zwölf Minuten war der pompöse Zauber vorbei.
Seahawks kommen besser aus der Pause
Eine halbe Stunde beträgt die Pause für die Spieler. Ungewöhnlich lang für einen Sportler. Die Seahawks kamen besser aus den Startlöchern und gingen mit einem Fieldgoal erstmals in Front. Im Gegenzug versagte Brady erneut. Und wieder wurde ein Passversuch vom Gegner abgefangen. Sein zweiter Ballverlust, den die Offensive des amtierenden Meisters diesmal nutzte, um auf 24:14 davonzuziehen.
Gewöhnlich bringt die legendäre Verteidigung der Seahawks solch einen Vorsprung über die Zeit. Brady stemmte sich mit aller Wucht gegen den Untergang. Mit zwei perfekten Zuspielen auf Danny Amendola und Julian Edelmann drehte er das Spiel.
Jetzt war die Verteidigung der Partriots in den letzten 126 Sekunden noch einmal gefordert. Ein Stopp musste her. Aber Seattle marschierte zielstrebig Richtung Endzone - bis ein Yard vor die Endzone. Gut 90 Zentimeter fehlten dem Meister zur erfolgreichen Titelverteidigung. Der ersten seit 2005. Doch anstatt auf seinen Star-Runningback Lynch zu vertrauen, der zu diesem Zeitpunkt bereits 102 Yards zurückgelegt hatte, ordnete Seahawks-Coach Pete Carroll ein Passspiel an. Eine fragwürdige Entscheidung, die zum K.o. führte. Auch Wide Receiver Doug Baldwin wunderte sich später: „Wir waren alle überrascht.“ Die Patriots rochen den Braten und Malcom Butler schnappte sich das Leder. Der Sieg war den Pats nicht mehr zu nehmen. Im Gegensatz zu seinen frustrierten Spielern zeigte Carroll in der Niederlage Stärke: „Das war ganz klar mein Fehler.“

