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Nach Verletzung von Tatjana Hüfner Nach Verletzung von Tatjana Hüfner: So gefährlich ist der Achillessehnen-Riss für Sportler

Von Max Ohlert 06.11.2015, 15:59
HFC-Kapitän Maik Wagefeld reklamiert ein Foul beim Schiedsrichter
HFC-Kapitän Maik Wagefeld reklamiert ein Foul beim Schiedsrichter Eckehard Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Beim Fußball-Tennis im Trainingslager sei es passiert, berichtet Tatjana Hütner der MZ, "einfach so, aus dem Antritt heraus." Im August riss sich die Weltklasse-Rodlerin Hütner die Achillessehne im linken Bein. Am kommenden Montag steht sie vor einem Blitzcomeback: In Königssee wird die 32-Jährige bei den Selektionswettkämpfen um die Teilnahme am Weltcup rodeln. Nur drei Monate nach der schweren Verletzung. Kaum zu glauben, denn der Riss der Achillessehne gilt, insbesondere bei Sportlern über 30, als karrieregefährdendste Verletzung überhaupt.

In der Regel kann eine vollständige Genesung der stärksten und dicksten Sehne des menschlichen Körpers bis zu einem Jahr dauern. Dabei gilt: Je älter der Sportler, umso umfangreicher die notwendige Rehabilitation. Das Problem: Nicht selten resultiert der Achillessehnen-Riss, anders als bei Tatjana Hüfner, aus einer langjährigen Überbelastung der Sehne, die sich dadurch entzündet. Wird sie dann ruckartig belastet, kann sie reißen. Und auch, wenn die Verletzung überwunden ist, bleiben spätere Einschränkungen nicht aus, was dazu führt, dass immer wieder Sportler ihre Karriere aufgrund einer Achillessehnen-Verletzung beenden müssen.

Bekanntestes Beispiel aus der Umgebung: Der ehemalige Kapitän des Halleschen FC, Maik Wagefeld. Der Mittelfeldspieler hatte jahrelang immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, doch als er sich in der Saison 2013/2014 die Achillessehne anriss, heilte diese Verletzung nicht mehr vollständig aus. Wagefeld ließ sich zunächst konservativ behandeln, musste den Schmerzen aber in der Winterpause nachgeben und sich operieren lassen. Danach beendete er seine Karriere. Gleiches galt für den ehemaligen Weltklasseverteidiger Willy Sagnol, der sich beim FC Bayern 2009 nicht mehr von einer Achillessehnen-OP erholte und ebenfalls seine Karriere beenden musste.

Leistungseinbruch um rund 50 Prozent

Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahr 2010 berichtete zudem aus der National Football League (NFL), dass in 32 Prozent der NFL-Spieler, die im beobachteten Zeitraum einen Achillessehnen-Riss erlitten, ihre Karriere beenden mussten. Die übrigen 68 Prozent verloren im Schnitt gut 50 Prozent ihrer messbaren Leistungswerte. Eine weiterer Wermutstropfen für die Verletzten. Denn selbst, wenn die schwere Verletzung nicht das Karriereende bedingt, so sind Leistungseinbußen die Regel.

Fußballstar David Beckham beendete nach einem Achillessehnen-Riss vor der WM 2010 zwar nicht seine Karriere, spielte aber nie wieder auf allerhöchstem Niveau. Basketballlegende Kobe Bryant verletzte sich 2013 an der Achillessehne, war unmittelbar danach drauf und dran seine beeindruckende Karriere zu beenden. Er kämpfte sich nach der Verletzung, die er als "größte Enttäuschung seiner Karriere" bezeichnete, zwar wieder zurück auf den Basketball-Court, blieb aber seitdem ein Schatten seiner selbst. Und selbst die deutschen Hochspringer Raúl Spank ("Achillessehnen-Riss ist mein Super-GAU") und Ariane Friedrich feierten ihre größten Erfolge vor ihren Achillessehnen-Verletzungen im Jahr 2010 (Friedrich) und 2012 (Spank).

Die Crux vieler dieser Sportler ist Tatjana Hüfners Glück: Im Rodelsport werden die Beine kaum so schwer belastet, wie es beim Fußball, beim Basketball, beim American Football oder bei der Leichtathletik der Fall ist. Gut möglich also, dass sie die Verletzung tatsächlich ohne größere Einbußen für ihre Karriere übersteht. Es wäre ihr in jedem Fall zu wünschen. (mz)