Motorsport Motorsport: GT Masters startet in Oschersleben in die Saison

Oschersleben/MZ - Für das Abendessen im Hotel-Restaurant ist gleich die große Tafel reserviert. Zwölf Plätze. Die üppige Variante für ein lockeres Gespräch mit Heinz-Harald Frentzen zu seinem Start im ADAC GT Masters an diesem Wochenende in Oschersleben. Doch wer sich über die Anzahl der eingedeckten Plätze wundert, bekommt schnell seine Erklärung. Denn noch bevor der frühere Formel-1-Vizeweltmeister zum Essen dazustößt, ist schon der Rest der Familie da. Ehefrau Tanja und die drei Töchter.
Oschersleben ist für die Frentzens an diesem Wochenende ein Familienausflug. „Es war der Wunsch der Kinder, sie wollten unbedingt mit zur Rennstrecke“, sagt Tanja Frentzen. Und die versammelte Familie hat sogar eine Aussagekraft. Denn für Heinz-Harald Frentzen ist das GT Masters so etwas wie die perfekte Serie. Der 46-Jährige ist Formel 1 gefahren, DTM - all die hochprofessionellen, aber auch überorganisierten Klassen, in denen die Rennfahrer als Angestellte von Teams und Herstellern oft wie geklont wirken. Und so sagt Frentzen über das GT Masters: „Das ist eine klasse Serie mit richtig tollen Autos.“ Um dann nachzuschieben: „Und ohne Hersteller.“
Aushängeschild der DTM
Heinz-Harald Frentzen ist einer der größten Namen im deutschen Automobilsport. Er hat drei Formel-1-Rennen gewonnen, war Vizeweltmeister und wurde nach seinem Wechsel in den Tourenwagen-Sport eines der großen Aushängeschilder der DTM. Doch eines war er nie: ein ausgewiesener Diplomat, der in das Schema einer von Automobil-Herstellern geprägten Serie wie die DTM passte. Entsprechend eckte er dort oft an.
Das alles ist im GT Masters anders. Und wer mit Frentzen spricht, merkt, dass er mit einer großen Leichtigkeit und inneren Ruhe das Projekt angeht. Keine Spur von der zu Formel-1-Zeiten oft spürbaren etwas verkniffenen Akribie.
Frentzen fährt für den HTP-Rennstall von Teamchef Norbert Brückner. Eine Zusammenarbeit nach dem Motto: „Was lange währt.“ Schon Anfang der 80er Jahre bemühte sich Brückner um das Fahrer-Talent aus Mönchengladbach. „Ich war damals 13 Jahre alt. Er kam mit zwei VHS-Kassetten mit Star-Wars-Filmen“, erinnert sich Frentzen. „Er hat dann mit meinem Vater gesprochen. Aber irgendwie ist nie was aus einer Zusammenarbeit geworden.“
Who-is-Who des Motorsports
Nun haben sie doch zusammengefunden. Und Frentzen blickt mit großer Vorfreude auf die kommende Saison. Fahren wird er einen Mercedes-Benz SLS, ein 550 PS starkes Geschoss mit einem Sechs-Liter-V8-Motor. „Das ist ein wirklich gut zu fahrendes Auto“, sagt Frentzen. Auch wenn er weiß, dass der Mercedes gerade in Oschersleben wohl schwächer sein wird als der Audi R8 und der Porsche 911. Siegchancen? Fast ausgeschlossen.
Doch für die Serie selbst ist ein siegender Heinz-Harald Frentzen auch gar nicht entscheidend. Allein seine Rückkehr, 2012 war er zuletzt mitgefahren, ist Zeichen für die Professionalisierung, die das GT Masters erlebt hat. Es sind kaum noch Amateur-Fahrer dabei. Stattdessen Profis wie die Ex-DTM-Fahrer Jeroen Bleekemolen, Maro Engel oder Rahel Frey. Neben Frentzen bringen auch Markus Winkelhock und der Tscheche Tomas Enge sogar Formel-1-Erfahrung mit. Mit Jan Seyffarth ist auch Sachsen-Anhalt bester Rennfahrer mit dabei. Auch er fährt einen SLS.
„Unser Fahrerfeld liest sich inzwischen wie ein kleines Who-is-Who des Motorsports“, sagt Lars Soutschka, der Motorsportchef des ADAC. „Es zeigt die Wertigkeit, die das GT Masters erreicht hat. Und ein Name wie Heinz-Harald Frentzen ist natürlich Gold wert für die Serie. Er löst mit seiner Bekanntheit ein Medienecho aus. Und davon haben am Ende auch die anderen Fahrer etwas.“
Kabel 1 überträgt die Rennen am Sonnabend und am Sonntag jeweils ab 11:45 Uhr.