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Motorsport  Motorsport : Apolle rollt das Feld von hinten auf

Von Torsten Kühl und Frank Quatember 03.11.2020, 15:05
Zufrieden zeigt sich Tim Apolle mit seinem Abschneiden in Rumänien: Der Billrodaer kam auf den fünften Platz der Gesamtwertung in der „Silber-Klasse“.
Zufrieden zeigt sich Tim Apolle mit seinem Abschneiden in Rumänien: Der Billrodaer kam auf den fünften Platz der Gesamtwertung in der „Silber-Klasse“. Baur-Gruppe

Sibiu - Nach einer 1.400 Kilometer langen, rund 13-stündigen Rückreise (dank neuer Autobahn zwischen Rumänien und Budapest einigermaßen erträglich) und absolviertem Corona-Test (negativ) ist Tim Apolle am Montag wieder im (halbwegs) normalen Leben angekommen. Der Student nahm Termine an der Uni in Jena wahr und wird sich in den kommenden Monaten wohl wieder mehr seinem beruflichen Fortkommen als seinem über alles geliebten Hobby widmen können. „Denn Rennen wird es in diesem Jahr wohl eher nicht mehr geben“, blickt der 24-jährige Enduro-Pilot voraus.

Die verbliebenen nationalen Wettbewerbe sind abgesagt worden. Ebenso das Drei-Tage-Rennen in der Dominikanischen Republik in zwei Wochen, das nach der geplatzten USA-Tour Tim Apolles Jahresend-Höhepunkt hätte werden sollen. „Das Visum hatte ich bereits, aber es nützt ja nichts, jetzt dorthin zu reisen“, sagt der angehende Lehrer für Geografie und Sport.

Extrem-Tour durch Karpaten

Und so kann und muss Apolle nun von den Erfahrungen zehren, die er in der vergangenen Woche bei den „Red Bull Romaniacs“, dem härtesten Rennen seiner Art weltweit, sammeln konnte. Fünf Tage über Stock und Stein mit extremen Distanzen, kräfteraubenden Hindernissen und Prüfungen. „Da war man stundenlang völlig allein im Nirgendwo unterwegs, fernab jeglicher Zivilisation. Es gab nur Zwischenstationen, an denen man tanken konnte, aber danach ging es ohne Pause gleich weiter“, berichtet der Billrodaer von seinem Rumänien-Trip.

Um sich die extremen Bedingungen einmal vor Augen halten zu können, zählt Tim Apolle auf, was die Fahrer alles bei sich haben mussten: „Werkzeug und Ersatzteile für eventuelle Reparaturen, ein Notfallpaket mit Desinfektionsmittel und anderen Dingen zur Wundversorgung nach Stürzen sowie roten Signalleuchten, mindestens zwei Liter Wasser.“ So hätten sich nach möglichen Unfällen die Teilnehmer über die Zeit retten können, bis der „Besenwagen“, der hinter dem Feld fuhr, irgendwann zur Stelle gewesen wäre.

Beim Prolog zum Auftakt der „Red Bull Romaniacs“ hatte Apolle technische Probleme, so dass er als Letzter der „Silber-Klasse“ (zweithöchste Kategorie) ins Ziel kam. Deshalb musste er auf den vier folgenden Teilstücken das Feld von hinten aufrollen. Dies gelang ihm am zweiten Tag schon sehr gut, als er Dritter wurde.

„Mein Tag begann mit dem Start kurz nach 8 Uhr. Es folgten knapp sechs Stunden auf dem Motorrad. Los ging das Rennen im Tal, und man brauchte locker mehr als eine halbe Stunde, bis man die höchste Stelle auf der großen Runde erreicht hat“, beschreibt der 24-Jährige die zweite Etappe. Es sei zunächst ziemlich viel Verkehr auf der Strecke gewesen. „Ursache war meistens ein Sturz, bei dem sich zwei, drei Mann gegenseitig geholfen haben. Wenn die Stelle eng ist, kommt man da nur schwer vorbei.“ Mit der Zeit habe er sich dann auf der extrem anspruchsvollen Strecke mit langen, kräftezehrenden Auffahrten nach vorn aufs Tages-Podium kämpfen können. Mit Rang drei verbesserte sich Tim Apolle auf den achten Platz der Gesamtwertung. „Ich war sehr zufrieden mit meiner Sherco und den weichen Reifen von Maxxis, die auf dem wirklich schweren Profil super funktioniert haben“, so Tom Apolle nach dem zweiten Renntag.

Auch die dritte Etappe des Enduro-Klassikers hatte es in sich. Am frühen Donnerstagmorgen nahm der Fahrer des Teams der Baur-Gruppe die 130 Kilometer durch die Karpaten in Angriff. „Die Strecke auf dem dritten Teilstück war sehr schnell und mit fünfeinhalb Stunden auch nicht allzu lang“, berichtet der 24-Jährige. „Wir haben die ganze Zeit keine Straße, kein Haus und keine Menschen gesehen. Das war schon krass. Mit dem GPS zu navigieren, war für mich nicht einfach. Deshalb bin ich auch ein paar Mal gestürzt und trotzdem auf den ersten beiden Abschnitten Bestzeit gefahren.“ Später habe er sich bei einem Sturz den Gasgriff an den Lenker gedrückt, so dass er den Griff mit einem Inbusschlüssel neu ausrichten musste. „Leider ist er mir aus der Hand gerutscht und den Hang hinuntergekullert, so dass ich das Problem mit einem Stein lösen musste. Das muss man alles mal erlebt haben.“

Vom Team super betreut

Im Ziel der dritten Etappe war Tim Apolle dann Fünfter, und auch im Gesamtklassement hatte er diese Position nun inne. Am Freitag stand die schwerste und längste Etappe der diesjährigen „Red Bull Romaniacs“ auf dem Programm. „Das Sherco-Team betreute mich aber perfekt und kümmerte sich auch super um mein Motorrad. So konnte ich mich im Hotel entspannen und am Renntag angreifen“, berichtet Apolle, der dieses Teilstück ebenso als Tagesdritter beendete wie die fünfte und letzte Etappe. Damit sprang für den Billrodaer in der Gesamtwertung der „Silber-Klasse“ der fünfte Platz heraus.

„Ich bin ganz zufrieden, wenn man bedenkt, dass wir uns ziemlich spontan für den Start in Rumänien entschieden hatten“, resümiert Tim Apolle. Zwar sei er konditionell gut vorbereitet gewesen, aber andere Teams hätten sich schon längere Zeit vor Ort aufgehalten und so die besonderen Gegebenheiten dieser Rallye erkunden können.

Dieses Bild vermittelt einen kleinen Eindruck von den extremen Bedingungen der Fünf-Tages-Tour durch die Karpaten.
Dieses Bild vermittelt einen kleinen Eindruck von den extremen Bedingungen der Fünf-Tages-Tour durch die Karpaten.
Baur-Gruppe