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Starke Form nach Chemotherapie  Mitteldeutscher BC : Sergio Kerusch als Lichtblick beim MBC

Von Daniel George 05.12.2017, 12:30
Wieder zurück auf dem Parkett, und wie: Sergio Kerusch war am Sonntagabend MBC-Topscorer.
Wieder zurück auf dem Parkett, und wie: Sergio Kerusch war am Sonntagabend MBC-Topscorer. hartmut bösener

Weissenfels - Diesmal zeigte Sergio Kerusch seinen Fans auf Instagram ein Foto aus dem dunklen Mannschaftsbus. Mit ernster Miene schaute der Basketball-Profi in seine Handykamera und ließ die Anhänger des Mitteldeutschen Basketball Clubs (MBC) frei übersetzt wissen: „Harte Niederlage. Zurück an die Arbeit.“ Mehrere Stunden Busfahrt auf dem Weg nach Weißenfels lagen am Sonntagabend da noch vor ihm und seinen Teamkollegen.

Die höchste Niederlage der Saison, die fünfte Pleite in Serie, hatte sich der Aufsteiger am Nachmittag in Ulm abgeholt. Beim 76:93 hatte der MBC zu keinem Zeitpunkt eine Chance. Doch Kerusch sorgte zumindest für einen kleinen Lichtblick.

MBC: Sergio Kerusch als einziger Lichtblick

Wobei es im Grunde ein ziemlich großer Lichtblick war. Die Geschichte des 28 Jahre alten Deutsch-Amerikaners ist bemerkenswert: Mitte August wurde bei ihm Hodenkrebs diagnostiziert. Nach zwei erfolgreichen Chemotherapiedurchläufen feierte Kerusch bereits Anfang November sein Comeback in der Basketball-Bundesliga (BBL).

„Er musste aufgrund unserer Verletzten- und Krankheitsmisere drei, vier Wochen zu früh wieder ins Wasser geworfen werden“, sagt Martin Geissler, der Manager des MBC. „Aktuell ist Sergio vielleicht bei 70 Prozent.“ Und trotzdem war der 1,96 Meter große Flügelspieler gegen Ulm schon bester Mann auf dem Parkett. 25 Zähler gelangen ihm, sein persönlicher Bestwert in der BBL. Vier seiner fünf Versuche von jenseits der Dreipunktelinie fanden den Weg ins Ziel.

„Was Sergio leistet, ist der Wahnsinn“

Also musste Kerusch nach dem Spiel auch den Weg vor die Kameras von Telekomsport antreten. Wie das für den besten Punktesammler einer Mannschaft so üblich ist. Die Enttäuschung über die deutliche Niederlage stand ihm ins Gesicht geschrieben. Über seine eigene Leistung wollte Kerusch gar nicht zu viele Worte verlieren, denn: „Deswegen haben sie mich ja wieder zurückgeholt nach der vergangenen Pro-A-Saison. Ich will dem Team helfen, zu gewinnen – auf welche Art auch immer, ob das mit Punkten, Vorlagen oder Rebounds ist.“

Und da ist Sergio Kerusch auf einem beeindruckenden Weg. Er findet seinen Rhythmus immer besser. Das bemerken auch seine Mitspieler. „Man vergisst manchmal fast, was er in den vergangenen Monaten alles durchmachen musste, wenn man ihn jetzt so sieht“, sagt Teamkapitän Malte Schwarz. „Was Sergio leistet, ist der Wahnsinn.“ Und „er macht jeden Tag Fortschritte“, merkt Manager Geissler an. „In zwei, drei Wochen ist er der Sergio, den wir uns alle wünschen.“ Und der Sergio, der dem MBC in den ersten Saisonwochen sehr gefehlt hat, denn: „Er ist ein Spieler, der für sich selbst Situationen kreieren kann“, wie Geissler meint.

Dass er dazu wieder in der Lage ist, genießt Kerusch. „Ich habe fast mein Leben verloren aufgrund dieser Krankheit. Das war körperlich und mental hart. Dass ich wieder Basketball spielen kann, ist ein Segen“, sagt der 28-Jährige. „Ich will beweisen, dass ich hierher gehöre.“ Und dass der MBC in die BBL gehört.

(mz)