Mitteldeutscher BC gegen Bayern München Mitteldeutscher BC gegen Bayern München : Sensation gegen Vizemeister gelingt

Leipzig - Frantz Massenat wollte sich spürbar zurückhalten. Der Abstiegskampf mit dem Mitteldeutschen Basketball Club (MBC) wird in den kommenden Wochen noch hart, das war dem Aufbauspieler bewusst. Das breite Lächeln huschte trotzdem immer wieder über sein Gesicht. „Ich bin unfassbar glücklich“, sagte der US-Amerikaner gestern Abend auf dem Parkett der Arena Leipzig. „In harten Zeiten haben wir zusammengehalten“, erinnerte er sich, „und dafür wurden wir heute belohnt.“
Und wie: Dem Bundesliga-Schlusslicht gelang vor 4 946 Zuschauern die Sensation. Die Weißenfelser besiegten Vizemeister Bayern München mit 93:90 - und Spielmacher Frantz Massenat war dabei der überragende Mann.
Wobei: Einen Spieler hervorzuheben, schmälert die beeindruckende Teamleistung. Der MBC, nominell auf jeder Position schlechter als der FC Bayern besetzt, zeigte im zweiten Leipzig-Gastspiel der Spielzeit seine mit Abstand beste Saisonleistung. „Die Fans waren unglaublich, unglaublich laut“, lobte Dominique Johnson, Aufbauspieler des MBC, das Publikum. „Diese Atmosphäre hat uns zusätzlich Kraft gegeben und für tolle Momente gesorgt.“
Sieben Dunkings
Die Weißenfelser Mannschaft spielte mit einer Energie, die kaum einer dem Team von Trainer Predrag Krunic zugetraut hätte. Sieben krachende Dunkings gelangen dem MBC und rissen die Zuschauer regelmäßig mit. Immer wieder zogen die Hausherren so energisch wie erfolgreich zum Münchner Korb - und das, obwohl der durch international erfahrene Top-Leute wie John Bryant oder Deon Thompson beschützt wurde. Oder besser gesagt: Beschützt werden sollte.
„Mit dieser Defensive, die wir heute gespielt haben, können wir nicht gewinnen“, meinte Bayern-Coach Svetislav Pesic nach der sechsten Saisonniederlage seines Teams. Eine starke Wurfquote von 54 Prozent stand für den Außenseiter aus Weißenfels am Ende auf dem Statistikbogen. „So eine Quote darfst du nur zulassen, wenn du gegen die Los Angeles Lakers von Magic Johnson spielst“, erinnerte Trainer-Ikone Pesic an eine legendäre Mannschaft der US-amerikanischen Profiliga NBA, der besten Spielklasse der Welt.
Aber gegen den MBC, das wollte der 66 Jahre alte Serbe damit zum Ausdruck bringen, darf so etwas unter keinem Umständen passieren. Denn die Einzelfälle waren bei Weißenfels sogar noch beeindruckender: Fünf Spieler punkteten zweistellig. Center Chris Otule, der 22 Zähler und fünf Rebounds sammelte, kam auf eine Quote von 75 Prozent. Frantz Massenat, der mit 24 Punkten beste Werfer der Partie, kam auf 65 Prozent. Der 24 Jahre alte US-Amerikaner traf ganz nebenbei auch noch fünf seiner sechs Würfe von jenseits der Dreipunktelinie - ein überragender Wert. Massenat war so gut drauf, dass Krunic ihn die komplette Spielzeit über auf dem Feld ließ. „Frantz war heute einfach bereit“, erklärte der serbische Coach nach seinem zweiten Sieg als MBC-Trainer. „Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht.“
Bereits nach den ersten zehn Minuten führte Weißenfels mit vier Punkten (23:19). Das zweite Viertel ging zwar klar an den FCB. Die Münchner erzielten acht Zähler mehr als die Gastgeber und führten zur Halbzeit mit 51:47. Das Spiel zwischen dem Topteam und dem Abstiegskandidaten schien seinen erwartbaren Lauf zu nehmen. Nur: Der MBC hielt dagegen, spielte auf Sieg. „Seit dem ersten Tag haben die Spieler hart gearbeitet“, lobte Predrag Krunic und konnte, so überraschend sich das auch anhörte, zu Recht behaupten: „Der Sieg für uns war heute verdient.“
Besonderer Ansporn
Weil sich seine Mannschaft nicht von ihrem Weg abbringen ließ. Weil sie keine Angst hatte. „Wir wussten, dass wir die komplette Spielzeit über fokussiert bleiben müssen“, meinte Frantz Massenat. „Der Trainer hat uns vorher gesagt, dass jede Mannschaft an einem guten Tag gegen jede andere gewinnen kann.“
Für den MBC war gestern dieser Tag. Im dritten Viertel erkämpfte sich das Krunic-Team die Führung zurück. Immer, wenn sich die große Schlussoffensive der Bayern andeutete, antwortete Weißenfels angeführt von Frantz Massenat mit eigenen Korberfolgen.
Und der 24 Jahre alte US-Amerikaner konnte seine stolze Leistung auch erklären. Seine ehemalige Universität hatte sich am Tag zuvor in Runde eins ihres großen Endrunden-Turniers der US-College-Liga durchgesetzt. Also meinte Massenat lächelnd: „Da wollte ich natürlich nachziehen.“ Was ihm mit dem MBC sensationell gelang. (mz)