1. MZ.de
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. MEC Saale Bulls
  6. >
  7. Regenbögen für Toleranz: Wie Halle gegen die Uefa-Entscheidung protestiert

Aktionen im Überblick
 
Regenbögen für Toleranz: Wie Halle gegen die Uefa-Entscheidung protestiert

Aktualisiert: 23.06.2021, 19:04
Der Sparkassen-Eisdom in Halle erstrahlte am Dienstagabend in den Regenbogenfarben.
Der Sparkassen-Eisdom in Halle erstrahlte am Dienstagabend in den Regenbogenfarben. (Foto: Saale Bulls)

Halle (Saale) - Die Saale Bulls haben in Halle als Erste ein Zeichen für Weltoffenheit und Toleranz gesetzt: Am Dienstagabend ließ der Eishockey-Oberligist den heimischen Sparkassen-Eisdom in den Farben des Regenbogens erstrahlen. "Farbe bekennen! Initiative zeigen!", schrieb der Klub dazu bei Facebook. Es ist nicht die einzige Aktion, die in Halle geplant ist.

Damit reagierten die Bulls auf die deutschlandweite Diskussion, die der Fußball-Verband Uefa am Dienstag ausgelöst hatte. Die Stadt München wollte beim EM-Spiel zwischen Deutschland und Ungarn am Mittwochabend (21 Uhr) die Arena in Regenbogenfarben beleuchten. Die Uefa verbat die Aktion aber, weil sie darin eine politische Botschaft erkannte.

Uefa verbietet Regenbogen-Beleuchtung im EM-Stadion von München

Sie sei „aufgrund ihrer Statuten eine politisch und religiös neutrale Organisation. Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage - eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt - muss die Uefa diese Anfrage ablehnen“, teilte sie der Stadt München mit. Dort sind zum Spiel am Abend nun andere Aktionen geplant.

Viele Klubs, Verbände und Organisationen schlossen sich deutschlandweit den bunten Protesten an. Die Bundesliga-Handballerinnen vom SV Halle-Neustadt färbten bei Facebook ihr Vereinslogo bunt ein. Auch die Gisa Lions aus der Frauen-Basketball-Bundesliga setzen dort ein optisches Regenbogen-Zeichen. Der Hallesche FC zog am Nachmittag nach und postet eine Bekenntnis zu Toleranz und Weltoffenheit.

Wie die Stadt Halle mitteilte, wird in Abstimmung mit dem HFC während des EM-Spiels auch die Stadionmauer des Erdgas Sportparks an der Kantstraße illuminiert werden. "Wir setzen mit unserer Aktion ein solidarisches Zeichen für
Toleranz. Homophobie und Diskriminierung haben in Halle keinen Platz“, sagt Bürgermeister Egbert Geier. In ganz Deutschland haben sich viele Städte der Aktion angeschlossen.

Regenbogen-Verbot bei EM: Mehrheit der Deutschen hält Uefa-Entscheidung für falsch

Die Proteste treffen dabei den Nerv der Bevölkerung. Denn eine Mehrheit der Deutschen findet das Verbot der Uefa falsch. 55 Prozent der Befragten lehnten in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov die Entscheidung der Europäischen Fußball-Union ab. 24 Prozent fanden sie dagegen richtig, 21 Prozent machten keine Angabe.

Unter den deutschen Fußball-Fans ist die Lage noch eindeutiger. In einer Blitz-Umfrage der Voting-App FanQ im Auftrag des Sport-Informations-Dienstes kritisierten 69,8 Prozent der Befragten das ausgesprochene Verbot Uefa. Nur 26,3 Prozent begrüßten die Entscheidung des Dachverbandes.

Die Regenbogenfahne steht als Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.

Hintergrund der Debatte ist ein Gesetz, das die Informationsrechte von Jugendlichen in Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität in Ungarn einschränkt und vor kurzem vom ungarischen Parlament gebilligt wurde. Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen von Ministerpräsident Orban. (mz/dpa)