Eishockey Eishockey: Die Saale Bulls auf dem Zahnfleisch

Halle (Saale)/MZ - Manchmal sind es die ganz kleinen, nebensächlichen Dinge, an denen sich erkennen lässt, dass eine kräftezehrende Eishockey-Saison auf ihr Ende zugeht. Im Fall der Saale Bulls, die gestern ihr letztes Gruppenspiel im Ostpokal zu Hause gegen Tornado Niesky überraschend mit 2:4 verloren, war das Trikot von Benjamin Thiede eine solche Kleinigkeit. Auf der Brust prangte ein aufgenähtes „C“, das den Stürmer als Kapitän auswies. Der etatmäßige Spielführer der Hallenser, Verteidiger Kai Schmitz, ist wegen einer Schultereckgelenksprengung nicht mehr einsatzfähig.
Doppelschichten auf dem Eis
Doch es gibt auch die größeren Auffälligkeiten, die eine dünne Kaderdecke zum Saisonende hervorbringen. Und da waren am Freitagabend im Eiszelt auf der Messe Troy Bigam und Sebastian Lehmann die Protagonisten. Die Bulls traten nämlich mit nur zwölf Feldspielern an, mit vier Verteidigern und acht Stürmern. Ein mathematisches Problem also, wenn ein Team gewohnt ist, mit drei Reihen aus je zwei Verteidigern und drei Stürmern zu spielen.
„Deshalb mussten ich und Sebastian Lehmann eine Doppelschicht schieben“, erklärte Bigam. Die beiden wechselten also durch die Reihen, hatten immer andere Mitspieler und mussten deutlich öfter aufs Eis als die Kollegen. Ohne Frage war genau so zu erklären, dass die Saale Bulls in diesem Pokalspiel teilweise seltsam träge wirkten. „Man merkt natürlich, dass wir viele Ausfälle haben und dass wir mit einer sehr kleinen Mannschaft spielen“, sagte Bigam. „Aber das darf keine Ausrede sein.“ Zum Beispiel dafür, dass die frühe Führung durch Max Veltwisch in der 18. Minute schon eine Minute später, nach dem Ausgleich, wieder Makulatur war.
Zumindest zu Beginn des zweiten Drittels bekam das eher durchschnittliche Spiel dankenswerterweise Hilfe von außen. Von Schiedsrichter Heiko Schoch, der munter Strafen verteilte. Nach 1,55 Minuten bestrafte er einen Wechselfehler der Hallenser - Robin Slanina ging auf die Strafbank. 54 Sekunden später dann folgte ihm Matthias Schubert wegen Behinderung. Da Duo wurde dann - weitere zehn Sekunden später - durch Alexander Zille erweitert. Er wanderte wegen hohen Stocks auf die Bank. Es war der unstrittige Höhepunkt der Partie, dass den Saale Bulls in dieser Unterzahl tatsächlich die erneute Führung gelang. Weil einem Tornado-Spieler beim Schussversuch der Stock brach, lief der Kanadier Troy Bigam einen Gegenstoß, passte auf seinen Landsmann Robin Sochan, der das Break mit dem Tor abschloss. Gleichwohl war die Führung so etwas wie der vorübergehende Genickbruch für die Hallenser, die in der Folge unerklärlich den Faden verloren. Erst ließen sie eine Überzahl mit zwei Spielern ungenutzt, nach einer weiteren Strafe gegen Niesky gelang den Gästen ihrerseits in der 28. Minute ein Treffer in Unterzahl. Nach 36 Minuten stand es dann sogar 2:4. Bemerkenswert: An allen Gästetreffern waren Vitezslav Jankovych und Mojmir Musil beteiligt.
Ohrenzeugen berichteten von einer ziemlich lautstarken Kabinenansprache von Trainer Jiri Otoupalik in der zweiten Drittelpause. „Er hat gesagt, dass wir alle mal endlich einen Gang höher schalten sollen“, berichtete Bigam später. Helfen aber konnte die Ansprache an diesem Abend nicht mehr. Die Saale Bulls kamen zwar mit großem Willen zurück aufs Eis. „Wir haben es wirklich versucht und haben uns auch Chancen herausgespielt“, meinte Stürmer Matthias Schubert.
Zehn-Minuten-Strafe gegen Slanina
Die Wende aber konnte sie dem Spiel nicht mehr geben. „Wir hätten auch noch länger spielen können und da wäre nichts mehr passiert“, so Schubert.
Und so war die be- und vermerkenswerteste Szene des Schlussdrittels jene in der 55. Minute, als Robin Slanina wegen eines Stockschlags auf die Strafbank musste und wegen Meckerns zusätzlich eine Zehn-Minuten-Disziplinarstrafe bekam. Eine geradezu beispielhafte Szene für einen gebrauchten Tag der Saale Bulls. „Heute“, meinte Troy Bigam mit einem ratlosen Achselzucken, „heute ging irgendwie nichts.“