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MBC-Profi Lamont Jones MBC-Profi Lamont Jones: Vom New Yorker Beton bis nach Weißenfels

Von Daniel George 08.02.2018, 10:44
Das Spiel auf der Straße bedeutet Heimat für Lamont Jones. Das wurde beim Fototermin mit der MZ deutlich: Jones strahlte.
Das Spiel auf der Straße bedeutet Heimat für Lamont Jones. Das wurde beim Fototermin mit der MZ deutlich: Jones strahlte.  Fotos (2): Hartmut Bösener

Weißenfels - Es ist nur ein alter Korb inmitten eines trostlosen Parks. Das Brett wackelt bedrohlich, sobald ein Ball es berührt. Die Aufkleber darauf haben wiederholt alle vier Jahreszeiten erlebt und das Gitternetz rostet am Ring. Doch als diese Szenerie hinter der Mittagssonne auftaucht, fängt Lamont Jones sofort zu lächeln an. Dieser Korb, dieses Brett, dieses Gitternetz unter freiem Himmel haben eine magische Anziehungskraft auf ihn. Das hier fühlt sich gut an, das hier fühlt sich richtig an. Das hier ist Weißenfels und fühlt sich doch wie Heimat an.

Die Aura von Lamont Jones neigt zur Arroganz. Zumindest auf dem Parkett. Abseits davon begegnet einem ein entspannter, höflicher Mann. Doch wenn der Profi des Mitteldeutschen Basketball Clubs (MBC) das Trikot trägt, wirkt sein Wesen manchmal etwas überheblich. Sehr breite Brust, kein Respekt egal vor wem, immer eine große Klappe, egal wie aussichtslos die Situation.

Lamont Jones: Mit Selbstbewusstsein zum Basketball-Profi

Jones weiß, wie er wirkt. Er beschreibt sich und sein Spiel mit dem englischen Wort „cocky“, was übersetzt anmaßend, großspurig, eingebildet oder rotzfrech bedeutet. „Für mich heißt es einfach, Selbstbewusstsein zu haben“, liefert Jones seine Definition. „Das musst du auch haben, wenn du es als Profi schaffen willst. Es gibt eine Million Basketballspieler auf der Welt. Wenn du nicht daran glaubst, dass du es mit jedem von ihnen aufnehmen kannst, hast du schon verloren – im Spiel und im Leben.“

Wer Lamont Jones verstehen will, muss seine Vergangenheit verstehen. Die Reise des heute 27-Jährigen beginnt auf den Straßen von New York der 1990er und 2000er Jahre. Jones wächst in Harlem auf, einem Viertel des Stadtteils Manhattan, berühmt für die „Harlem Globetrotters“, einer Basketball-Show-Truppe, die seit Jahrzehnten mit wechselnder Besetzung um den Globus tourt.

Deren zirkusreife Einlagen finden bei Jones jedoch kaum Beachtung. Ihn zieht es täglich auf einen der über 500 Freiplätze zwischen den Häuserschluchten des Big Apples. Für ihn ist Basketball nicht nur ein Spiel, sondern die Chance, rauszustechen aus der grauen Masse.

Auf Beton lernte Lamont Jones seinen Sport

Weltweit jubeln Kinder und Jugendliche den Stars aus der NBA, der nordamerikanischen Profiliga, zu. Doch Harlem hat seine eigenen Stars. Sie wurden nicht geboren auf gebohnertem Parkett, sondern auf hartem Beton. Dort ist auch Lamont Jones gewachsen. Bei brütender Hitze und eisigem Wind. Tag für Tag. Er ging zu Boden, schürfte sich die Knie auf, wischte sich das Blut ab, und stand wieder auf. „Ich habe schon als Kind gesehen, wie Jungs auf den Freiplatz gegangen sind und sich einen Namen gemacht haben“, erinnert er sich. „Ich wollte das auch schaffen.“

Beim Streetball, dem Spiel auf der Straße, gibt es keine Schiedsrichter. Fouls werden vom Gefoulten selbst angesagt. Doch das verbietet der Stolz. Wer gewinnt, darf auf dem Platz bleiben. Wer verliert, muss gehen – und die Warteschlangen sind lang. Es geht um Selbstwertgefühl, es geht um Durchhaltevermögen. Streetball spielen heißt fürs Leben lernen. Jones sagt: „Die Erfahrungen auf dem Freiplatz haben mich als Mensch geprägt.“

Er ließ keine Partie aus – und fiel auf. „Ich habe nie versucht, wie jemand anderes zu sein. Ich hatte immer meine eigene Attitüde, meine eigene Art, das Spiel zu spielen“, sagt er. „Ich habe immer daran geglaubt, dass ich der Beste da draußen bin. So wurde ich bekannt. Die Leute haben mich nie mit irgendjemandem verglichen. Ich war immer Momo, dieser extrem selbstbewusste Typ, der dich auf dem Platz volllabert, dich anschreit, alles tut, um zu gewinnen.“ Und er gewann.

MBC-Profi Lamont Jones: Sein Vater starb früh

Jones überzeugte auch in seinen New Yorker Schulmannschaften, ging später für die Universität von Arizona auf Korbjagd. Es folgte eine Profikarriere mit Stationen in Japan, Katar, Saudi-Arabien, Finnland und zuletzt Montenegro. Sein Spitzname aus seinen Kindheitstagen begleitet ihn bis heute: Momo. Sein Vater nannte ihn als Erster so. Aber: „Er ist gestorben, als ich acht Jahre alt war“, sagt Jones, „deshalb konnte ich ihn nie fragen, wie er auf den Namen gekommen ist.“

Momo, das ist mittlerweile weit mehr als sein Spitzname. Es ist seine Identität. Auch beim MBC. Für den Aufsteiger erzielt der 1,83 Meter große Aufbauspieler die meisten Punkte, 16,2 im Schnitt pro Partie.

In Weißenfels ist Lamont Jones auf dem besten Weg zum nächsten Karriereschritt. Denn er will noch höher hinaus. Und er weiß: Dafür muss er gewinnen. Das hat ihn der Freiplatz gelehrt.

(mz)

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