Mannschaftsbetreuer Klaus Thiel Mannschaftsbetreuer Klaus Thiel: Seit 1995 beim MBC

Weißenfels - Das Wandern ist eine seiner größten Leidenschaften. Jeden Tag dreht Klaus Thiel mit seiner Frau eine Runde durch Weißenfels West. Meistens eine bis anderthalb Stunden, egal ob bei Sonnenschein oder Regen. Über die täglichen Spaziergänge wird auch Buch geführt. Ganze 361 Wanderungen sind dort aufgeführt, die der Teambetreuer mit seiner Frau zurückgelegt hat. Das Laufen hält ihn fit, genauso wie seine Arbeit beim Basketball-Bundesligisten Mitteldeutscher BC.
An diesem Sonnabend empfängt der Mitteldeutsche BC um 20.30 Uhr den Tabellenfünften ratiopharm Ulm in der Stadthalle Weißenfels. Wieder keine leichte Aufgabe für die Wölfe, schließlich ist das Ulmer Team gespickt mit Topspielern, wie die beiden deutschen Nationalspieler Per Günther und Tim Ohlbrecht. Aber auch auf Will Clyburn (15 Punkte im Schnitt) und den Slowenen Jaka Klobucar (14,2) muss der MBC aufpassen.
Dort ist er seit 1995, mit einer fünfjährigen Unterbrechung, als Mannschaftsbetreuer tätig. Er sorgt für einen reibungslosen Ablauf des Trainings und stellt alles bereit, was die Spieler brauchen, egal ob Getränke, Trikots oder Handtücher. Alles ist an seinem Platz, wenn die Profis des MBC die Halle betreten. Doch auch für ein aufbauendes Gespräch ist der 75-Jährige stets zur Stelle.
„Ich klopfe den Jungs immer mal auf die Schulter, da kommt einfach der Papa und Opa in mir durch“, erklärt Klaus Thiel, der eine unglaublich positive Energie ausstrahlt und so auch ein wichtiger Motivator im Team des MBC ist. Das ist gerade auch von Nöten, angesichts der Niederlagenserie von sechs Partien. „Die Stimmung im Team ist aber nicht so schlecht wie man denken könnte. Die Jungs bauen sich gegenseitig auf und es gibt keine Schuldzuweisungen“, beschreibt Klaus Thiel seine Eindrücke. Jeden Tag ist er beim Training mit dabei und damit hautnah an der Mannschaft dran.
Angefangen hat alles im Jahr 1989. Den MBC gab es damals in dieser Form noch nicht, aber den SSV Einheit Weißenfels. Dieser spielte in Europapokal und empfing in der Westhalle Weißenfels Legia Warschau. Unter den Zuschauern war das erste Mal auch Klaus Thiel. „Ich war seitdem für alle Zeit von diesem Sport infiziert. Die Schnelligkeit im Basketball hat mich fasziniert“, erzählt der Weißenfelser. Später sei er vom ehemaligen Einheit-Spieler Jörg Wiebigke gefragt worden, ob er an Spieltagen an der Kasse mithelfen könne. „Ich war danach auch Aufbauhelfer und Ordner, bis Trainer Frank Menz mir angeboten hat, Mannschaftsbetreuer zu werden“, sagt Klaus Thiel. Das war im Jahr 1995.
Fünf Jahre später trennten sich zunächst die Wege des MBC und von Klaus Thiel. Der Pensionär zog mit seiner Frau nach Bergisch Gladbach, wo seine Kinder Arbeit gefunden hatten. Doch der Basketball hat ihn nie losgelassen. Bei Auswärtsspielen in den umliegenden Städten Köln und Leverkusen saß er wieder auf der Weißenfelser Bank und kehrte 2005 endgültig nach Weißenfels und zum MBC zurück. „Ich brauchte einfach wieder Ost-Luft“, meint Klaus Thiel, der in den vielen Jahren unzählige Basketball-Profis kennengelernt hat.
Wer ihn am meisten beeindruckt hat und welches Ereignis ihm bisher besonders im Gedächtnis geblieben ist, lesen Sie auf Seite 2.
Am meisten beeindruckt haben ihn dabei Douglas Spradley, heute Cheftrainer bei Zweitligist Würzburg und Mithat Demirel, der wie Spradley um die Jahrtausendwende in Weißenfels unter Vertrag stand und heute Team-Manager bei Alba Berlin ist. „Mithat hat vor allem seine Ehrlichkeit und Glaubwürdigkeit ausgemacht. Aber von den vielen Spielern waren zu 99,9 Prozent alle tolle Typen und auch die Mannschaften waren durchweg charakterlich gut“, findet Klaus Thiel.
Besonders im Gedächtnis ist ihm der letzte Aufstieg in die Bundesliga im Jahr 2012 geblieben. „Es gab so viele schöne Momente“, erinnert er sich. Aber auch der Abstieg ein Jahr zuvor und der verpasste Bundesliga-Aufstieg 1999 gegen Lich in der Westhalle seien prägende Erlebnisse gewesen. „Das Spiel gegen Lich war damals ein Schlag in die Magengrube“, so Klaus Thiel. Die Insolvenz des Vereins 2004 sei ebenfalls schlimm gewesen, auch wenn er damals nicht vor Ort gewesen sei. „Das hat uns ganz schön auf die Bretter gehauen. Es ist aller Ehren wert, wie der Verein da wieder herausgekommen ist“, findet Klaus Thiel, während gerade MBC-Profi Hördur Vilhjalmsson an ihm vorbeigeht und sich mit einem freundlichen „Tschüss“ von ihm verabschiedet. „Hördur lernt jetzt etwas Deutsch. Das unterstütze ich und spreche immer mit ihm auf Deutsch, um ihn so zu fordern“, erklärt Thiel mit einem Schmunzeln.
Auch nach 20 Jahren macht ihm die Arbeit immer noch viel Spaß. „Das Feuer brennt nach wie vor und ich freue mich jeden Tag hier herzukommen. Die Arbeit mit jungen Leuten hält mich selber jung und meine grauen Zellen werden weiter gepusht“, meint der rüstige Senior. Die Arbeit als Teambetreuer ist für ihn eine Art Lebenselixier, genauso wie seine ehrenamtliche Arbeit beim Weißenfelser Bürgerverein Kloster St. Claren und natürlich die täglichen Wanderungen durch Weißenfels West. (mz)
