Magdeburger Europapokalsieg Magdeburger Europapokalsieg: Ein Denkmal für die Helden

magdeburg/dpa/sid - Die Namen des Gegners hätten kaum klangvoller sein können: Gianni Rivera, Romeo Benetti, Karl-Heinz Schnellinger. Trainer war ein gewisser Giovanni Trapattoni - damals gerade mal 35 Jahre alt.
Dennoch: Als am 8. Mai 1974 im Finale des Europacups der Pokalsieger der 1. FC Magdeburg gegen den AC Mailand antrat, setzte sich am Ende der Underdog mit 2:0 durch. In weißen Bademänteln feierten die Magdeburger Spieler in Rotterdam den einzigen Fußball-Europapokal-Triumph der DDR.
„Wir waren krasser Außenseiter, vor allem aus Sicht der Mailänder“, sagte Magdeburgs Stürmer-Legende Jürgen Sparwasser. „Intern war uns aber klar, dass wir uns nicht zu verstecken brauchten. Immerhin hatten wir im Halbfinale Sporting Lissabon weggeputzt. Außerdem waren einige Stars von Milan wie Schnellinger über ihren Zenit hinaus.“
Vater des Erfolges war Trainer Heinz Krügel. Der gewiefte Stratege meinte vor dem Erstrundenspiel gegen NAC Breda in Rotterdam zu seinen Spielern. „Schaut euch das Stadion gut an. Zum Endspiel sind wir wieder hier.“ Und tatsächlich schafften seine Kicker die Rückkehr nach De Kuip. „Er konnte mit außergewöhnlichen Methoden gut motivieren. Die Ansprache vor dem Finale war die kürzeste, die ich je erlebt habe“, sagte Sparwasser. Gerade mal zehn Minuten lang.
Trainer als Denkmal
Krügel verstarb 2008, als bleibende Erinnerung wurde der Stadionvorplatz nach ihm benannt. Doch den Fans reichte die Geste nicht. Der erfolgreichste Trainer der Vereinsgeschichte soll nun als Statue in Jubelpose mit dem Europapokal dargestellt werden. Damit alles stilecht erscheint, schauen Krügels ehemalige Spieler und Weggefährten ab und zu bei Bildhauer Frank Sobirey vorbei. Auch Wolfgang Seguin, Schütze des 2:0-Siegtreffers im legendären Finale, mahnte schon Verbesserungen an.
Initiiert wurde das Bronze-Denkmal vom Fan-Rat mit der sogenannten „Heinz-Krügel-Aktie“. Die benötigten 25 000 Euro waren im März eingespielt - derzeit sind es 27 143 Euro. Doch zum Jubiläum ist der Krügel in Bronze nicht fertig. „Es fehlten genau zweieinhalb Wochen an der Fertigstellung, das ist natürlich bitter“, sagt Ronald Sattler vom Fan-Rat. Nun soll das Denkmal zu einem anderen Termin, spätestens aber zum 50-jährigen Vereinsjubiläum am 22. Dezember 2014, übergeben werden.
Das wohl Einmalige am Triumph der Magdeburger bis heute ist, dass sämtliche Spieler des Siegers aus einem Bezirk stammten. „Wir treffen uns heute noch einmal im Jahr und feiern drei Tage die dritte Halbzeit“, berichtet Sparwasser. Auch zum 40. Jahrestag sehen sich die Helden von Rotterdam mit ihren Frauen in Magdeburg wieder. „Als Ausrede nicht zu kommen, zählen nur Tod und Krankenhaus“, betont der heute in der Nähe von Frankfurt/Main beheimatete Sparwasser.
Ein besonderes Bonbon wurde den siegreichen Magdeburgern damals allerdings verwehrt. Eigentlich hätten sie im europäischen Supercup gegen den Landesmeister-Sieger Bayern München antreten müssen, doch das Spiel kam nicht zustande. „Das hatte die Partei so festgelegt. Die dachten, wir hätten keine Chance“, sagte Sparwasser.
Ein Jahr später gegen die Bayern
Der Zufall wollte es, dass beide Teams dann doch in der darauf folgenden Saison gegeneinander spielten. Im Achtelfinale des Landesmeister-Cups führte Magdeburg schon 2:0 in München, und verlor 2:3. „Im Rückspiel haben wir dann dummerweise alles auf eine Karte gesetzt und zu ungeduldig gespielt“, erinnerte sich Sparwasser. Die Partie ging 1:2 verloren.
Dass DDR-Teams gegen die BRD auch erfolgreich sein konnten, dafür hatte Sparwasser wenige Monate zuvor persönlich gesorgt. Bei der WM-Endrunde war es der gebürtige Halberstädter, der die DDR-Auswahl am 22. Juni 1974 im Hamburger Volksparkstadion mit seinem Treffer zum 1:0-Sieg führte. Ein Sieg für die Geschichtsbücher und die Krönung des legendärsten Jahres des DDR-Fußballs.