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Jugend-EM der Schwimmer Jugend-EM der Schwimmer: Brüderpaar Ulrich zwischenzeitlich getrennt

Von Petra Szag 06.08.2014, 05:23
Hendrik Ulrich geschwächt am Beckenrand, sein Bruder Marek im Wasser.
Hendrik Ulrich geschwächt am Beckenrand, sein Bruder Marek im Wasser. Schulz Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Die Situation ist ungewohnt. Und ihre Gefühlslage damit auch: Der eine hat ganz überraschend Urlaub und verbringt diesen zwangsläufig in seiner Wahlheimat Halle und zwischenzeitlich auch bei den Eltern und Geschwistern in Dessau, der andere unterzieht sich planmäßig einem Mammutprogramm - und das in der Ferienidylle von Sardinien. Die talentierten Hendrik und Marek Ulrich, die im Nachwuchsbereich nahezu im Gleichschritt die Schwimmwelt erobert haben, gehen in diesen Sommer zum ersten Mal getrennte Wege.

Nicht ganz freiwillig, zugegeben. Die Zwillinge, die nach außen hin immer wieder ihre Einigkeit demonstrieren und dadurch unzertrennlich wirken, sind durch den Verband und dessen anspruchsvolle Normen zwangsläufig getrennt worden. Marek Ulrich soll in zwei Wochen bei den Olympischen Jugendspielen im chinesischen Nanjing - wie schon letzten Monat bei der Jugend-EM - die deutschen Farben auf den Rückenstrecken vertreten. Deshalb ist der 17-Jährige noch diese Woche mit dem EM-Kader um Weltrekordler Paul Biedermann in Italien im Trainingscamp. Der auf die längeren Freistilstrecken spezialisierte Hendrik hingegen musste sich in der Qualifikation der nationalen Konkurrenz beugen und seine Saison zeitiger als geplant beenden.

„Vor allem ein Kopfproblem“

Eine schmerzliche Erfahrung - und zwar für beide. „Wenn es Hendrik nicht gut geht, leide ich mit“, bestätigte Marek. Dass seinem Bruder die verpasste Nominierung zu schaffen macht, hat er sehr wohl registriert. Das dämpft auch seine Vorfreude auf den Wettkampf, der wie bei den Erwachsenen nur alle vier Jahre stattfindet und deshalb in der Karriere ein einzigartiger Höhepunkt sein wird.

Dabei hatte auch Marek bis zuletzt gehofft, dass sein Bruder doch noch auf den Zug aufspringt. Trotz seiner von Krankheiten immer wieder unterbrochenen Vorbereitung. „Ich hätte es schaffen können“, gab Hendrik Ulrich dann auch zu. „Zum Schluss war es wohl vor allem ein Kopfproblem.“ Die Zwangspause nach massiven Problemen zum Jahresanfang mit der Bandscheibe und die Ausfälle später wegen kleinerer gesundheitlicher Handicaps „haben irgendwie an meinem Selbstbewusstsein genagt, auch wenn ich unmittelbar vor der Qualifikation so gut wie lange nicht trainiert habe.“ Als es darauf ankam, war Hendrik Ulrich nicht schnell genug.

Was Trainer Frank Embacher den Brüdern noch zutraut, lesen sie auf der nächsten Seite.

Klar, dass er erst einmal in ein tiefes Loch fiel. Sich lange hängen lassen konnte er dennoch nicht. Sein Bruder brauchte ihn - sowohl physisch als auch psychisch. Also biss Hendrik Ulrich die Zähne zusammen und trainierte vor Mareks Abreise ins Vorbereitungs-Camp nach Olbia freiwillig weiter mit. Denn die meisten ihrer Trainingspartner waren bereits in den Ferien. Als zu guter Letzt noch einmal ein Magen-Darm-Virus den Pechvogel der Saison heimsuchte, unterstützte Hendrik Ulrich seinen Bruder zumindest moralisch - vom Beckenrand aus.

Halles Chefcoach Frank Embacher hofft, dass das Brüder-Paar, das derzeit noch schwerpunktmäßig in der Nachwuchsgruppe von Ingo Markatsch betreut wird und erst im Herbst offiziell zu seiner Trainingsgruppe stößt, die schwierige Situation meistert. „Sie haben beide das Potenzial“, sagte der Meistermacher. Ihm ist klar, dass die Entwicklung der schon seit zwei Jahren fast zwei Meter großen Talente nun nicht mehr in Riesenschritten vorangetrieben werden kann. Die Konkurrenz holt körperlich immer mehr auf, die Vorteile der Hünen werden minimaler.

In dieser Phase, das weiß Embacher, trennt sich die Spreu vom Weizen. „Nur wer das wirklich will, wer ganz konsequent ist und den harten Weg geht, der kommt auch ans Ziel“, formuliert es Embacher allgemein. Was erst einmal nichts anderes sein kann als die nationale Spitze. Und wird dann konkret. „Wir arbeiten daran, ihre langen Hebel noch effektiver einzusetzen“, sagt er. Um die Technik zu vervollkommnen, müssen sie noch viele Kilometer schwimmen.

Seine Stärke sind die Rückendisziplinen und auch der Freistilsprint. Im Training versucht sich Marek Ulrich aber auch als Schmetterling.
Seine Stärke sind die Rückendisziplinen und auch der Freistilsprint. Im Training versucht sich Marek Ulrich aber auch als Schmetterling.
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